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Mission Unterhose

Mission Unterhose

Titel: Mission Unterhose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tulipan Verlag
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für die Augen und die Nase blieb frei.
    Sie waren bereits vollständig durchgeschwitzt, als sie so eingepackt wieder vor der Hecke standen. Der Schweiß rann ihnen in Strömen von der Stirn, während sie sich durch das Gewirr der verschlungenen Äste kämpften. Die dicken Dornen verhakten sich in ihrer Kleidung, rissen Löcher in sie hinein und ließen die Daunenjacke aufplatzen.
    Die Hecke schien mit jedem Schritt, den sie taten, bösartiger und undurchdringlicher zu werden. ›Falscher Plan!‹, dachte Hannes verzweifelt. ›Ganz falscher Plan! Wir bleiben hier hängen. Die ganze Nacht über, bis zum Morgen. Unsere Eltern werden uns suchen und die Polizei alarmieren. Und dann finden sie uns hier und dann gibt es mal keine Diskussion, sondern Ärger, richtig schlimmen Ärger.‹
    Er war am Ende seiner Kräfte, als Kalli vor ihm stoppte und stumm nach vorne deutete. Dort, hinter den letzten Zweigen, lag der Garten der Villa. Licht schien durch das breite, hohe Terrassenfenster und beleuchtete den Garten. Hannes erkannte, dass sie keinen einzigen Schritt mehr tun durften. Es gab nicht einen schützenden Strauch zwischen ihnen und der Villa. Sie würden auf der Stelle entdeckt werden, wenn sie aus der Hecke hinaustraten.
    Eine Sekunde später lagen sie flach auf dem Rasen. Kalli hatte Hannes am Arm gepackt und sich mit ihm nach vorne gestürzt. Dort lagen sie nun und wagten nicht, auch nur die Köpfe zu heben. Drinnen in der Villa trugen muskelbepackte Umzugsleute ein gigantisches, knallrotes Ledersofa herum. Jonny stand in der Mitte des Raumes und zeigte ihnen, wo sie das Sofa abstellen sollten. Die Möbelpacker schleppten ein prächtiges, schweres Möbelstück nach dem anderen ins Zimmer. Jonny wanderte umher und entschied, wo die Sachen hinsollten. Hin und wieder sah er in den Garten hinaus, bis er sich plötzlich entschloss, die gläserne Tür aufzuschieben und ins Freie zu treten.
    Hannes presste sein Gesicht in den Rasen und schloss die Augen. Jetzt würde Jonny sie entdecken und in wenigen Minuten würde alles vorbei sein. Jonny würde sie verprügeln und danach erwürgen. Oder gleich erwürgen. Oder durch die Luft werfen, in die Hecke rein. Oder in den Keller der Villa einsperren, denn ganz bestimmt gab es dort einen finsteren Keller, in dem sie bis an ihr Lebensende gefesselt schmachten würden.
    Hannes hatte es immer sehr gut gefunden, wenn Benny Hotton sich auf einer Verfolgungsjagd sozusagen unsichtbar machte. Wenn der Killer zum Beispiel mit einem Fahrstuhl fuhr und Hotton hängte sich unten an den Fahrstuhl ran und hing dann dort, 50 Stockwerke lang, ohne auch nur einen Mucks zu tun. Oder wenn er auf der Flucht die Eisdecke von einem See zerschoss und dann ins Wasser tauchte und ewig die Luft anhielt. Genau so, hatte Hannes sich bislang vorgestellt, würde er das später auch machen. Nun wusste er, dass es schon schlimm genug war, auf dem Rasen zu liegen und nicht zu atmen.
    »Hey!«, flüsterte Kalli. »Er ist wieder rein.«
    Hannes rührte sich nicht. Er würde hier liegen bleiben, bis Jonny und die Umzugsleute wieder verschwunden waren. Und dann würde er nie wieder herkommen, nie auch nur in die Nähe der Villa, sonst sollte ihn ein Blitz treffen.
    Neben ihm machte Kalli bedenkliche Geräusche. Hannes drehte vorsichtig den Kopf in seine Richtung.
    »Öch«, ächzte Kalli. »Woah! Guck dir das an!«
    Hannes blinzelte über die Grashalme hinweg zur Villa. Die Möbelpacker hatten ein gewaltiges Gemälde an die Wand gelehnt. Es reichte fast bis zur hohen Zimmerdecke und war noch breiter, als das Ledersofa. Es war ein Bild von BIG. Er stand grinsend auf einer Bühne und das Publikum jubelte zu ihm empor.
    Die Möbelschlepperei schien kein Ende zu nehmen. Es dauerte ewig, bis Jonny das Licht endlich löschte und sie den Umzugswagen auf der Straße davonfahren hörten. Sie rührten sich nicht, bis der Motor von Jonnys Wagen nur noch aus der Ferne zu hören war. Erst dann schlugen sie sich durch die dornige Hecke zurück und wankten die Straße entlang zu Kallis Haus.
    Kalli war selig. »Mann! Ich muss diesen Typen kennenlernen. Das muss der größte BIG-Fan der Welt sein. Oder sein bester FREUND! Stell dir das mal vor … der KENNT BIG vielleicht!«
    Hannes nickte erschöpft.
    »Wenn der einzieht«, fuhr Kalli berauscht fort, »dann gehen wir hin. Wir klingeln einfach und fragen …«
    »Super«, sagte Hannes. »Wir klingeln und Jonny macht auf und gibt uns eins auf die Nase.«
    Kalli hörte ihn gar nicht.

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