Mission Unterhose
…«
Kalli und Herr Moll folgten ihm enttäuscht zur Straße.
»Mafia«, fasste Herr Moll zusammen. »Ich habe es doch gewusst. Wenn das ein netter, normaler Mensch wäre, hätte er uns aufgemacht.«
»Der IST nett!«, widersprach Kalli. »Der hat dieses Bild von BIG, und wer BIG mag, kann gar nicht unnett sein.«
Herr Moll wog bedenklich den Kopf. »In jedem Fall: Seid vorsichtig! Hannes, stets an Benny Hotton denken. Wie lautet seine Devise?«
»Erst denken, dann schießen«, antwortete Hannes.
»Korrekt! Keine unüberlegten Aktionen, die Herren.« Herr Moll hob warnend den Zeigefinger. »Man muss schlau sein, nicht dumm. Hier kommt man nur mit einer ausgeklügelten Taktik weiter. Man braucht einen Handlungsrahmen, innerhalb dessen man sich strategisch bewegt.«
»Hä?« Kalli war verwirrt.
»Er meint, dass wir einen Plan machen und uns an den halten müssen«, übersetzte Hannes.
»Exakt«, sagte Herr Moll und dann ging er ein Mittagsschläfchen machen. Das war eine gute Idee, fand Hannes. Er hatte genug Aufregung für heute gehabt.
»Hinlegen?« Kalli war entrüstet. »Du willst dich hinlegen? Hallo?! Wir müssen einen Plan machen! Los, denk nach, großer Denker!«
»Ich denk in meinem Bett«, sagte Hannes. »Ich denk und du kannst an deiner Show üben.«
Draußen brannte die Sonne, aber in Hannes’ Zimmer war es angenehm kühl. Er warf sich auf sein Bett und holte das Benny-Hotton-Heft unter dem Kopfkissen hervor. Früher hatte er jeden Tag einige Stunden im Bett oder im Garten auf der Liege verbracht und gelesen. Das war lange her. Nun gab es Wichtigeres zu tun. Kalli würde nicht lockerlassen, bis Hannes eine Lösung dafür gefunden hatte, wie sie den neuen Nachbarn kennenlernen konnten. Hannes selber war kein bisschen wild darauf. Er verschob das Nachdenken auf später und schlug das Heftchen auf.
Hotton und sein Partner Phil hatten sich im Parkhaus versteckt. Diesmal mussten sie den Gangster erwischen und alle Informationen über die Mafia aus ihm herausquetschen. Als urplötzlich das Feuer auf sie eröffnet wurde, ließen die beiden sich fallen und rollten unter den nächsten Wagen. Über ihnen zertrümmerten die Geschosse das Autofenster. Phil hatte seine Pistole verloren, aber Hotton feuerte zurück, direkt auf die Reifen des schwarzen Jaguars, der an ihnen vorbeiraste.
Gebannt verschlang Hannes Seite um Seite. Nach all dem, was er in den letzten Tagen erlebt hatte, bewunderte er Benny Hotton nur noch mehr für seinen Mut.
Der Gangster entkam. Hotton und Phil beschlossen, einen Maulwurf bei der Mafia einzuschleusen. Ein Maulwurf war eine Person, die verdeckt beim Feind eindrang und dort Informationen sammelte. Bei Benny Hotton war es Phils Freundin, die sich als Assistentin beim Mafiaboss einschlich. Sie war bei den wichtigen Besprechungen der Gangster dabei und gab alles, was sie hörte, an Hotton und Phil weiter.
Schlagartig wurde Hannes klar, was Kalli und er zu tun hatten: Frau Biber! Sie musste ein Maulwurf für Hannes und Kalli sein und den Nachbarn auskundschaften.
Kalli klingelte, als sie gerade mit dem Abendbrot anfingen.
»Iss mit«, forderte Hannes’ Mutter ihn freundlich auf. »Es gibt überbackenen Brokkoli.«
»Leider nein«, sagte Kalli und setzte sich zu ihnen an den Tisch. »Ich war beim Arzt. Der hat mir verboten, Gemüse zu essen.«
»Tatsächlich?«, staunte Hannes’ Mutter.
Kalli machte ein kummervolles Gesicht. »Ja, ich bin leider agrelisch«.
»Allergisch«, verbesserte Hannes ihn.
»Nee, ich bin agrelisch. Das ist noch viel schlimmer«, behauptete Kalli. »Wenn man agrelisch ist, kriegt man richtig schlimme Anfälle, wenn man was Falsches isst. So Zappelanfälle. Soll ich mal zeigen?«
»Nein!«, rief Hannes.
»Das mit dem agrelisch ist übrigens ansteckend!«, gab Kalli kund. »Nur wenn man sich küsst allerdings. Aber ich küss Hannes ja nicht so oft. Stimmt’s, Schatzi?«
Er warf Hannes eine Kusshand zu. Hannes leerte schleunigst seinen Teller. Er musste Kalli aus dem Haus schaffen, bevor er noch mehr Wahnsinn erzählen konnte.
Sobald sie draußen waren, begann Kalli zu drängeln. »Und? Hast du einen Plan gemacht? Hast du, hast du, hast du?«
»Frau Biber«, sagte Hannes. »Wir lassen das Frau Biber machen. Sie backt eine Torte und bringt sie zur Villa hin. So als Willkommensgeschenk. Der Typ sieht durch Kamera die Torte und wie alt und harmlos Frau Biber ist und macht ihr auf. Er lässt sie rein, er bietet ihr Kaffee an und sie reden und sie
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