Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
Kreatives auszuprobieren. Er hatte sich nie getraut, so etwas auch nur vorzuschlagen. Nach einer Weile hatte er es sogar aufgegeben, darüber nachzudenken.
Aber diese Frau war anders. Sie war etwas Besonderes, war abenteuerlich, erregend und hatte keine Angst, ihre Macht auszuüben. Sie verkörperte alles, wonach er sich jemals gesehnt hatte, und sie hatte in ihm das Verlangen geweckt, aus der gewohnten Sicherheit auszubrechen, aus der dumpfen Monotonie seines Lebens, und auf die Jagd nach Spannung und Abenteuer zu gehen.
Sie lächelte verführerisch. »Es ist etwas nur für dich.«
Im nächsten Augenblick veränderte sich alles. Sie hielt plötzlich eine Waffe in der Hand und zielte damit auf ihn. Das schwarze Metall der Pistole glänzte matt in dem schwachen Licht.
Erst lachte er. Das war doch sicher ein Spiel, oder?
»Halt den Mund!«, zischte sie. Jegliche Spur ihrer früheren Verspieltheit und ihres Verlangens war verschwunden. »Roll dich auf den Bauch. Sofort!«
Der Blick in ihren Augen löschte sämtliche Zweifel aus, die er möglicherweise noch hätte hegen können. In ihnen lag ein kalter, kalkulierender, bedrohlicher Ausdruck. Sie wirkte wie ein Raubtier, das dabei war zuzuschlagen.
In einer einzigen Sekunde schien alles Leben aus ihm zu weichen. Ihm war übel, und er hatte Angst.
Du Blödmann!, kreischte eine Stimme in seinem Kopf. Wie konntest du dich nur so leicht übertölpeln lassen? Sie ist mit dir auf dein Zimmer gegangen, um dich auszurauben! Und dann wird sie dich umbringen!
»B… bitte, bringen Sie mich nicht um!«, stammelte er, sichtlich zitternd. Es kümmerte ihn nicht, dass sie es sah. Er hatte schreckliche Angst. Mit jeder Faser seines Wesens wünschte er sich, in das sichere, gemütliche Leben zurückzukehren, das er vor wenigen Augenblicken noch so verachtet hatte. »Bitte. Ich habe einen Fehler gemacht, okay? Nehmen Sie sich einfach, was Sie wollen. Aber töten Sie mich nicht.«
»Sind Sie verheiratet, Lewis?«, erkundigte sie sich.
Einen Moment lang sah er sie verständnislos an. »Wie bitte?«
»Das ist eine einfache Frage. Sind Sie verheiratet?«, wiederholte sie. »Ich kann den Abdruck eines Ringes an Ihrer Hand sehen. Wartet zu Hause eine Frau auf Sie? Lügen Sie mich nicht an.«
Er spürte, wie ihm die Tränen kamen. Er schniefte und konnte ihren Blick nicht erwidern, als er nickte.
»Liebt sie Sie?«
Er nickte wieder und musste all seine Kräfte aufbieten, um nicht zusammenzubrechen.
»Was denken Sie … Wäre sie wohl außer sich vor Wut, wenn sie erführe, dass Sie von einer russischen Hure in einem Hotelzimmer ermordet worden wären?«
Seine Unterlippe zitterte, und jetzt liefen ihm die Tränen die Wangen hinunter. »Ich w… will n… nicht sterben …«
»Ich habe nicht gefragt, ob Sie sterben wollen, Lewis. Ich habe gefragt, ob Sie glauben, dass Ihre Frau wohl außer sich vor Wut wäre, wenn sie erführe, dass Sie von einer russischen Hure in Ihrem Hotelzimmer ermordet worden wären? Also, würde es sie aufregen?«
»J… ja!«, zischte er. Er hasste sie dafür, dass sie ihn zwang, es auszusprechen, und sich selbst hasste er noch mehr, weil er so schwach war. »Ja, sie würde sich darüber aufregen!«
Sie seufzte. »Also werden Sie in Zukunft keine Frauen mehr auf Ihr Hotelzimmer einladen, hab ich recht?«
Ein Hoffnungsschimmer durchzuckte ihn, eine wilde, fast panische Hoffnung. »Nein! Nein, das werde ich nicht! Ich verspreche es!«
»Gut.« Der Ausdruck in ihren Augen hatte sich nicht verändert, aber er hörte es in ihrer Stimme. Sie war ein wenig weicher geworden, in einem kurzen Moment des Verständnisses. »Legen Sie sich mit dem Gesicht nach unten auf das Bett und nehmen Sie Ihre Hände auf den Rücken. Ich werde Sie fesseln, und dann werde ich verschwinden. Sie werden mich nie wiedersehen. Sie können mit Ihrem Leben weitermachen und so tun, als wäre nichts von dem hier jemals passiert. Haben Sie das verstanden?«
Er nickte.
Drei Minuten später hatte sie ihn geknebelt und ihn auf dem Boden des Badezimmers neben der Toilette mit besonders starkem Isolierband gefesselt, das sie extra zu diesem Zweck mitgebracht hatte. Man konnte es in jedem Eisenwarenladen im Land kaufen; es war genauso gut wie Handschellen und erheblich vielseitiger verwendbar. Sie wusste, dass kein Mensch in der Lage war, dieses Band zu zerreißen.
Anya hatte Erfahrung damit, wie man Gefangene fesselte, und schon bald hatte sie dafür gesorgt, dass Henderson nirgendwo
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