Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
nicht kaufen.« Er fühlte sich bemüßigt, das anzumerken.
Ihre eisblauen Augen blitzten. »Vertrauen Sie mir.«
Nach einigen Telefonaten stellte sich heraus, dass der erste verfügbare Flug am nächsten Morgen abging. Die Emirates -Maschine startete um 06:45 nach Riad in Saudi-Arabien. Anya buchte mit einer ihrer Kreditkarten aus der Notfallkiste zwei Plätze in der Businessklasse für sie und benutzte ihren finnischen Reisepass für die Einreise. Sie gaben sich als Vertreter eines Architekturbüros aus, die als Berater für ein Bauprojekt nach Riad reisten.
Auf dem Weg zum Flughafen hatten sie einen kurzen Abstecher zu einem Armani-Geschäft gemacht, wo sie lächerlich überhöhte Preise für eine Garderobe bezahlt hatten, in der sie einigermaßen vorzeigbar aussahen. Drake hatte gezögert, Anya in das Geschäft gehen zu lassen, weil er sich an ihre Reaktion auf das Einkaufszentrum in Daytona erinnerte. Aber sie war hartnäckig geblieben. Zu seiner Überraschung schien sie diese Erfahrung gut verdaut zu haben.
Schwer beladen mit Plastiktüten voller Designerkleidung hatten sie ein Zimmer für eine Nacht in den Embassy-Suites gebucht. Das Hotel lag etwa eine Meile vom Hauptterminal entfernt. In der Suite gab es dicke, makellos saubere Teppiche, teure Möbel und ein luxuriöses, breites Bett. Die Einrichtung des Zimmers entsprach genau dem, was Drake von einem so teuren Hotel erwartet hatte. Eine Flasche Champagner als Willkommensgruß stand in einem Eiskühler bereit.
Drake hatte jedoch anderes im Sinn, als das Geld seiner Begleiterin zu verschwenden. Er zog nur rasch den Anzug an und überließ dann Anya die Suite, damit sie sich ungestört umziehen konnte. Er fuhr derweil mit dem Aufzug nach unten.
Die Hotelbar war auch zu dieser späten Stunde noch gut besucht. Die meisten Gäste waren Geschäftsleute um die vierzig oder fünfzig, die nach einem langen Flug Dampf ablassen wollten – eine für ein teures Hotel in der Nähe eines internationalen Flughafens typische Szenerie.
Die Bar war mit Punktstrahlern gedämpft erleuchtet, und es herrschte so viel Lärm und Betriebsamkeit, dass Drake sie unbemerkt betreten konnte. Aus alter Gewohnheit setzte er sich in eine Ecknische. Hier konnte er die anderen Gäste betrachten, ohne selbst Aufmerksamkeit zu erregen, und gleichzeitig verhindern, dass ihn jemand unbemerkt beobachtete.
Was er beabsichtigte, war nicht gerade sonderlich raffiniert. Er wollte jemanden finden, der ihm mehr oder weniger ähnlich sah. Dann würde er ihm aus der Bar folgen, ihn niederschlagen, seine Schlüsselkarte stehlen und sie benutzen, um an seinen Reisepass zu kommen. Natürlich stellte sich da das Problem, was sie anschließend mit diesem unglücklichen Geschäftsmann anfangen sollten. Aber Drake hatte festgestellt, dass der Kofferraum des Taurus genug Platz bot, um einen bewusstlosen Mann zu verstecken. Sie würden den Wagen jetzt ohnehin nicht mehr brauchen.
Schon bald hatte er einen Mann unter den Gästen ausfindig gemacht, der ihm, wie er fand, einigermaßen ähnlich sah. Er war um die vierzig, ziemlich groß und durchtrainiert und hatte dunkles Haar. Er trank außerdem ein Bier nach dem anderen, als gäbe es kein Morgen, was Drake nur zupasskam. Dann war er umso leichter zu überwältigen.
Er war so sehr auf seine potenzielle Zielperson konzentriert, dass er nicht bemerkte, wie sich ihm eine attraktive Blondine näherte. Bis sie sich neben ihn auf die Bank schob.
»Ich nehme an, dieser Platz ist nicht besetzt?«, meinte Anya mit fragendem Unterton.
Drake sah sie gereizt an und wollte sie gerade zurechtweisen, weil sie sich auf diese Weise an ihn herangeschlichen hatte. Doch er brachte kein Wort heraus. Angesichts der Veränderung, die mit ihr vorgegangen war, verschlug es ihm vollkommen die Sprache.
Sie hatte ihre alte Kleidung abgelegt und trug jetzt einen hautengen schwarzen Rock, der über dem Knie hoch geschlitzt war und ihre langen, wohlgeformten Beine zeigte. Deren Eleganz wurde von hochhackigen Schuhen noch unterstrichen. Außerdem hatte sie sich geschminkt, mit Lippenstift, Puder und Mascara, und zwar so dezent, dass ihr ohnehin sehr attraktives Gesicht noch deutlicher zur Geltung kam. Eine Jacke und eine weiße Bluse, die am Hals gerade so weit geöffnet war, dass sie einen Blick auf ihr Dekolleté erlaubte, vervollständigten das Bild. Anya wirkte sowohl elegant als auch dezent verführerisch.
Ein Eindruck, der seine Wirkung auf ihn nicht verfehlte.
»Sie sehen
Weitere Kostenlose Bücher