Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
würden wieder aufreißen, Misstrauen und Verfolgungswahn würden sich wie ein Lauffeuer verbreiten, bis schließlich das ganze Gebäude wie ein Kartenhaus zusammenbrach.
Ihre Augen blitzten wie Stahl. »Ich bin denen jetzt zu keinerlei Loyalität mehr verpflichtet.«
Ich werde keine Gnade walten lassen. Ich werde niemals zaudern. Ich werde niemals aufgeben.
Drake erkannte ihre Entschlossenheit an der Haltung ihrer Schultern, an ihrem zielstrebigen Schritt, an ihrem steifen Rücken. Sie hatte sich etwas in den Kopf gesetzt und würde es bis zum Ende durchziehen – oder aber bei dem Versuch sterben.
»Hast du da nicht etwas vergessen?«
Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm herum.
»Munro. Er ist der Grund, weshalb wir hier sind. Vielleicht hat er dasselbe Ziel.«
Sie überlegte kurz. »Möglicherweise«, räumte sie dann ein. »Aber ich kann ihm nicht vertrauen. Munro würde erst meinen Tod wollen, bevor er auch nur darüber nachdenken würde, ob er sich gegen die Agency stellen soll – daran besteht nicht der geringste Zweifel.«
Sie drehte sich um und wollte weitergehen.
»Und was ist mit meiner Schwester?«
Diesmal blieb sie wie angewurzelt stehen.
»Sie ist unschuldig. Sie hat es nicht verdient, in diese Sache hineingezogen zu werden. Das hast du selbst gesagt. Oder hast du es schon vergessen?«
Sie sah ihn nicht an, aber er bemerkte, wie sie den Kopf sinken ließ, nahm die grimmige Entschlossenheit auf ihrer Miene wahr. »Ich habe es nicht vergessen.«
»Wenn wir Zebari nicht ausliefern, ist sie tot. Er wird sie exekutieren.«
Anya sagte nichts.
»Wer ist dieser Munro?«, fragte Zebari, der nervös zusah, wie sich ein Streit zwischen seinen beiden Möchtegern-Rettern zusammenbraute.
»Halten Sie sich da raus!«, zischte Drake. Er war nicht in der Stimmung, dem Mann die Situation ausführlich zu erklären. »Du weißt, dass ich die Wahrheit gesagt habe, Anya. Kannst du damit leben?«
»Ich habe mit vielen Dingen leben müssen, Drake«, versicherte sie ihm. »Zur Not kann ich auch mit einer Schuld mehr leben.«
Sie setzte sich wieder in Bewegung und kehrte ihm den Rücken zu.
»Ich aber nicht«, gab er zurück und griff nach der Kalaschnikow, die er am Riemen über der Schulter trug. Er würde sie auf keinen Fall mit dem einzigen Menschen weggehen lassen, der das Leben seiner Schwester retten konnte. Wenn es nötig war, würde er Zebari selbst gefangen nehmen.
Sie war ein ganzes Stück vor ihm. Unvermittelt wirbelte sie herum und griff an. Sie war unglaublich schnell, und ihre Augen glühten in kaltem Feuer. Noch während er das Gewehr hob, hatte sie schon den Abstand zwischen ihnen überwunden, ergriff die Mündung und stieß sie zur Seite.
Bevor er die Waffe aus ihrem Griff reißen konnte, hämmerte sie ihm einen rechten Haken gegen das Kinn. Sein Kopf ruckte zurück, und ihm tanzten Sterne vor den Augen. Sein Griff um die Waffe erschlaffte, und einen Moment später spürte er, wie sie ihm aus der Hand gerissen wurde.
»Versuch nicht, mich aufzuhalten, Drake«, warnte sie ihn und warf das Gewehr achtlos zur Seite wie ein Spielzeug. »Ich will dir nicht wehtun.«
Die beiden waren so sehr aufeinander konzentriert, dass keiner von ihnen das scharfe, gefährliche Zischen einer Rakete hörte, die fast mit Schallgeschwindigkeit auf sie zuschoss. Keiner von ihnen kam auf die Idee, hochzublicken und dem verräterischen Kondensstreifen der Abgase zu folgen.
Was als Nächstes passierte, genügte dann allerdings vollkommen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
Der erste Eindruck war ein blendend weißer Blitz, dem ein orangefarbenes Glühen folgte, das den Boden um sie herum in sein unheimliches Licht tauchte. Im nächsten Moment traf die Druckwelle der Explosion sie wie ein körperlicher Schlag und schleuderte alle drei zu Boden. Ein ohrenbetäubendes Donnern erfüllte die Luft, durchdrang ihre Körper, als wollte es sie von innen heraus zerreißen.
66
»Ich kann nichts tun, Frost«, sagte Dietrich gereizt, während er sich die nächste Zigarette anzündete. »Franklin sagt, wir sollen uns zurückziehen, also ziehen wir uns zurück.«
»Scheiß auf Franklin und auf seine Befehle! Wollen Sie Drake einfach im Stich lassen? Soll das richtig sein?«, fuhr sie ihn an. Sie kochte vor Wut und achtete nicht darauf, dass er fast einen Kopf größer war als sie. »Eine Minute habe ich wirklich geglaubt, Sie wären doch kein totales Arschloch. Aber jetzt zeigen Sie mir, wie falsch ich damit gelegen
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