Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
dass es am Ende einen Weg für sie zurück zur Agency geben würde.«
Sein Auge glühte vor Bosheit, als er Anyas Reaktion beobachtete. »Denn selbst jetzt noch, nach allem, was passiert ist, nach all diesen Jahren voller Kompromisse und Verrat, warst du immer noch Cain gegenüber loyal. Du hast wirklich geglaubt, das hier wäre deine Rückfahrkarte. Du hast angenommen, wenn du die Beweise für das irakische Waffenprogramm liefern könntest, würde dich das entlasten, würde er dich mit offenen Armen empfangen, und alles wäre wieder so wie vor zwanzig Jahren. Jesus, warst du wirklich so naiv?« Er beugte sich vor. »Diese Zeit ist vorbei. Du bist alt geworden, Anya. Du bist alt, zerbrochen und entbehrlich. Du solltest den Gnadenschuss bekommen wie ein beschissenes Stück Vieh.«
Drake starrte die Frau an. Der Ausdruck völliger Verzweiflung in ihren Augen war herzzerreißend.
»Wo wir gerade vom Gnadenschuss reden …«
Munro ging zu Zebari, blieb vor dem Iraker stehen, zog eine Smith & Wesson Automatik aus dem Halfter an seinem rechten Oberschenkel und hielt sie dem Computertechniker an den Kopf. Der Mann konnte sich auf seinem verkrüppelten Bein nicht aufrichten, und da man ihm die Hände auf den Rücken gebunden hatte, konnte er nur dasitzen und vor Angst zittern, als Munro die Waffe entsicherte.
»Nein!«, schrie Anya.
Der Schuss knallte wie ein Donnerschlag in dem kleinen kahlen Betonraum und hallte eine Sekunde von den Wänden wider, bevor das Geräusch erstarb.
Zebari sackte nach hinten und brach auf dem Boden zusammen. Ein schlaffer Haufen von Fleisch und Knochen, in dem kein Leben mehr war. Ein klebriger Teppich aus Blut und Gehirnmasse bedeckte den Boden rund um seinen zerschmetterten Schädel.
Anya starrte den Toten verzweifelt an. Er war ihre Hoffnung gewesen, ihr Rettungsanker, ihr Unterpfand und schließlich das Instrument ihrer Rache. Jetzt war er nichts mehr von alledem – nur eine weitere Leiche in einem von Leichen übersäten Land.
Und ihre sämtlichen Hoffnungen, Cains Verfehlungen ans Licht zu zerren, waren mit ihm gestorben.
Munro steckte die Waffe in das Halfter und sah Anya wieder an. »Was hast du immer zu mir gesagt? ›Ich werde keine Gnade walten lassen. Ich werde niemals aufgeben‹«, wiederholte er spöttisch und abfällig. »Und? Was sagst du jetzt?«
Sie blieb stumm. Er ballte erneut die Faust, holte aus und schickte sie mit einem rechten Haken zu Boden, wo sie benommen liegen blieb.
Alles schien sich um Anya herum zu drehen, während sie dalag und Blut aus ihrem Mundwinkel und ihrer Nase lief. Munro hatte diesmal so hart zugeschlagen, dass er sie kurzfristig betäubt hatte. Ihr wurde schwarz vor Augen, während sie gegen eine Ohnmacht ankämpfte. Verzweifelt wehrte sie sich gegen die drohende Dunkelheit, versuchte mit aller Kraft, die sie noch hatte, bei Bewusstsein zu bleiben.
Sie rollte sich auf den Rücken, und erneut durchzuckte sie ein scharfer Schmerz, als der Metallsplitter in ihrem Fleisch noch tiefer hineingedrückt wurde. Munros kleine Quälerei hatte ihn offenbar gelockert.
Munro würde sie töten. Das war eine unumstößliche Gewissheit. Er hatte Zebari ohne den geringsten Skrupel umgebracht, und er würde sie ebenfalls ermorden. Allerdings bezweifelte sie, dass ihr ein schneller, gnädiger Tod beschieden war.
Da ihre Hände hinter ihrem Rücken gefesselt waren, konnte sie sich nicht verteidigen, geschweige denn Munro und seine Spießgesellen angreifen.
Also musste sie diese Handschellen loswerden. Sie war im Laufe der Jahre sehr gründlich darin ausgebildet worden, aus einer solchen Lage zu entkommen, und die Schlösser an den meisten Handschellen waren leicht zu öffnen. Sie brauchte nur ein Stück Metall.
Ein Metallstück.
Ihre Augen leuchteten auf, als ihr das Trümmerstück einfiel, das immer noch in ihrem Rücken steckte.
Es könnte funktionieren, vielleicht. Sie hatte nur einen einzigen Versuch.
Sie schloss kurz die Augen und bereitete sich auf den Schmerz vor, den sie gleich empfinden würde, während sie behutsam mit den Fingerspitzen den Rand der Wunde betastete. Sie spürte etwas Hartes unter der Haut, und als sie es vorsichtig bewegte, zuckte ein schmerzhafter Stich durch ihren Rücken. Das musste es sein.
Denk nicht darüber nach. Bring es einfach hinter dich.
Sie biss die Zähne zusammen, schob zwei Fingerspitzen in die Wunde, ignorierte den brennenden Schmerz und die Instinkte ihres Körpers, die ihr befahlen, die Finger
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