Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
Scharfschützengewehres überprüfte. Er hatte für diese Operation eine Dragunow bekommen, eine große, schwere russische Waffe, die 7.62-Millimeter-Hochgeschwindigkeitsprojektile verschoss. Der erfahrene Scharfschütze war zwar von der Wahl dieses Gewehres nicht begeistert gewesen, weil er leichtere Waffen bevorzugte, die einfacher zu handhaben waren. Aber die Umstände ließen keine andere Wahl zu. Irgendwelche Gegenstände von eindeutig amerikanischer Herkunft kamen nicht infrage. Sämtliche Seriennummern an Waffen und Ausrüstung des Teams waren entfernt worden, sodass sie nicht mehr zurückzuverfolgen waren.
Drake hätte fast gelächelt, als er die Kette an Keegans Hals sah. An einem schlichten schwarzen Lederband baumelten ein silbernes Kruzifix, ein Würfel und ein Ehering. Sie symbolisierten die drei Leidenschaften seines Lebens – Religion, Spiel und Frauen.
Er war bereits etliche Male verheiratet gewesen, aber aus irgendeinem Grund schien es nie zu funktionieren. Drei schmutzige Scheidungen hatten jedoch seine Begeisterung nicht dämpfen können. Gott allein wusste, wie er sich die Anwaltshonorare leisten konnte.
Vielleicht erklärte das die zweite Liebe in seinem Leben.
Keegan war abergläubischer als ein Zigeuner und trug das Halsband bei jeder Operation, an der er teilnahm. Entweder um den Hals oder in einem Beutel unter seinem Hosenbund. Nichts auf der Welt hätte ihn dazu bringen können, diese Amulette zurückzulassen.
Frost dagegen wirkte nervös und aufgeregt, was Drake ihr auch nicht verübeln konnte. Sie hatten gestern bei der letzten Besprechung festgestellt, dass sie sozusagen keinerlei Erfahrung mit Gleitschirmflügen besaß, was sie zwang, einen Tandemsprung mit Mason zu machen. Das war zwar nicht gerade eine ideale Lösung; die beiden waren sehr angreifbar, bis sie sich aus ihrem Harnisch würden lösen können, aber es war die einzige Möglichkeit, sie zu ihrem Ziel zu bringen.
Frost kontrollierte mindestens zum zehnten Mal ihre elektronische Ausrüstung. Da sie nur wenig Gewicht mitnehmen konnte, war die Auswahl sehr begrenzt, und sie war gezwungen, schwierige Entscheidungen zu treffen. Zudem wurde die Situation dadurch noch verzwickter, dass sie nur wenig über die Sicherheitssysteme in Khatyrgan wussten. Dietrich hatte ein paar fundierte Vermutungen geäußert, die auf seiner Zeit beim westdeutschen Geheimdienst basierten, wo er ähnliche Einrichtungen besucht hatte, aber Drake war bei allem, was der Mann sagte, sehr vorsichtig.
Er saß etwas abseits von den anderen, ohne etwas zu sagen oder zu tun. Und er sah beinahe noch schlimmer aus, als er sich fühlte. Drake wirkte bleich und ausgemergelt, als hätte er keine Sekunde geschlafen. War er krank? Er wusste es nicht, aber die Vorstellung bereitete ihm Unbehagen.
»Ich habe eben mit dem Piloten gesprochen«, meinte Mason, während er sich neben Drake setzte. »Ihm zufolge erwartet uns heute Nacht eine Sturmfront aus nordwestlicher Richtung. Wir werden vermutlich landen, bevor sie uns erreicht, aber sie könnte den Start nach erfolgter Operation erschweren.«
Drake hob eine Braue. Das hatte ihm gerade noch gefehlt – ein weiteres Problem, über das er sich den Kopf zerbrechen musste. Sein Blick blieb auf Dietrich gerichtet.
»Mit dem werden wir noch Probleme bekommen«, bemerkte Mason leise. Er war seinem Blick gefolgt.
Drake erwiderte den fragenden Blick seines Freundes und trank noch einen Schluck Kaffee. »Mit ihm werde ich fertig.«
»Tatsächlich? Aber Maras und er gleichzeitig? Könnte das nicht zu viel werden?«
Drake antwortete nicht sofort. »Was schlagen Sie vor?«, meinte er dann.
»Wir können uns heute Nacht keine unnötigen Risiken leisten. Nicht bei einem solchen Job.« Masons Miene wirkte, als würde er nur beiläufig plaudern, aber seine Worte waren todernst gemeint. »Es wäre nicht das erste Mal, dass er plötzlich Probleme mit seiner Atemmaske bekäme oder sein Fallschirm schlecht gepackt wäre, was ihn am Sprung hindern würde …«
Drake sah ihn an. Ihm war klar, was Mason da andeutete, aber er war nicht bereit, Dietrich zurückzulassen.
Er schüttelte den Kopf. »Wir brauchen ihn. Er ist ein Arschloch, aber wir brauchen ihn bei diesem Auftrag.«
Der ältere Mann zuckte die Achseln. »Also gut. Ich bin nur froh, dass er nicht mich decken muss.« Er betrachtete Drake etwas genauer, und dabei fielen ihm die glasigen Augen und das erschöpfte Äußere des Briten auf. »Geht es Ihnen gut, Mann? Sie
Weitere Kostenlose Bücher