Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
die Insassen wohl kaum besonders wohlwollend auf zwei bewaffnete Männer in Kampfanzügen reagieren.
»Zwanzig Sekunden.«
»Drake, seien Sie kein verdammter Feigling!«, zischte Dietrich und starrte seinen Kameraden eindringlich an. »Das ist die Chance für uns.«
»Fünfzehn Sekunden. Bravo eins, reden Sie mit mir. Was ist los?«
Drake biss sich auf die Lippen. Ihm blieben nur Sekunden, um eine Entscheidung zu treffen. »Also gut«, gab er schließlich nach. »Wir versuchen es. Alpha eins, sagen Sie mir, wenn er vor der Tür steht.«
»Verstanden. Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun.«
Dietrich nickte und überzeugte sich davon, dass seine MP 5 entsichert und die Taschenlampe unter dem Lauf ausgeschaltet war. Drake legte erneut die Hand auf den Türgriff und bereitete sich darauf vor, sie aufzustoßen.
»Zehn Sekunden«, sagte Frost. »Er schließt gerade die Sicherheitstür am Nordende des Blocks auf.«
Sie hörten das Geräusch von Schlüsseln in einem Schloss unmittelbar vor der Tür, hinter der sie standen. Laut den Blaupausen wurde jeder Zellenblock an beiden Enden von einer schweren Stahltür verschlossen, die die Gefangenen selbst im Falle eines Aufstandes aufhalten sollten. Gegen fünf Zentimeter soliden Stahl konnten auch ihre Schneidbrenner nichts ausrichten.
Drake sah den anderen Mann an. »Denken Sie daran, kein Englisch.«
Dietrichs Blick verriet unverhohlene Verachtung.
»Fünf Sekunden. Die Tür ist offen.«
Drake holte tief Luft und umklammerte mit der freien Hand seine Waffe fester. Der Mann auf der anderen Seite der Tür würde nicht mit ihnen rechnen. Er war gelangweilt und müde und würde langsam reagieren.
Das Überraschungsmoment war auf ihrer Seite. Sie konnten es schaffen.
»Los!«
Er schob den Riegel zurück und riss die Tür mit aller Kraft auf. Die alten, rostigen Angeln quietschten und ächzten.
Dietrich schob sich als Erster hindurch, dicht gefolgt von Drake. Er hatte die Maschinenpistole an die Schulter gehoben, die starke LED -Lampe unter dem Lauf wieder angeschaltet und suchte den spärlich erleuchteten Raum nach einem Ziel ab.
Es war nicht schwer zu finden.
Der Wärter war ein Koloss von einem Mann. Er wog b estimmt über dreihundert Pfund und war mindestens eins fünfundneunzig groß, er hatte einen Stiernacken und ein breites, aufgedunsenes Gesicht. Mit seinen Pranken hätte er Felsbrocken zermalmen können. Er trug eine Pelzmütze, Stiefel und einen dicken, schweren Wintermantel, der seinen massigen Körper noch betonte.
Als die Tür knarrend aufgerissen wurde, erstarrte er und glotzte etwa eine Sekunde lang verständnislos auf die beiden Waffen, die auf ihn gerichtet waren. Er blinzelte in die beiden Lampen, die ihm ins Gesicht leuchteten und ihn blendeten.
Als ihm einfiel, nach der Waffe an seinem Gürtel zu greifen, war es viel zu spät.
»Denk nicht mal im Traum daran!«, fauchte Dietrich ihn auf Russisch an. »Runter auf die Knie! Runter, sofort!«
Dietrich war zu aggressiv, das war Drake klar. Selbst im besten Fall reagierten Menschen nicht sonderlich gut darauf, wenn man mit Waffen vor ihren Gesichtern herumfuchtelte, und wenn man sie dann auch noch anschrie, übernahm für gewöhnlich der primitive, nicht vernunftgesteuerte Teil ihres Gehirns die Kontrolle.
In einer Situation wie dieser konnte das eine Katastrophe auslösen. Wenn der Mann ihnen helfen sollte, musste er ruhig und fügsam sein, nicht panisch und unberechenbar. Schon gar nicht, wenn er fast genauso viel wog wie sie beide zusammen.
Andererseits war dieser Kerl kein höflicher Zivilist. Der Wärter überwand seinen Schock und schätzte kurz die Lage ein. Offenbar kam er zu dem Schluss, dass Widerstand in diesem Fall seinen sofortigen Tod bedeutete. Es kostete ihn einige Mühe, mit seinem massigen Körper auf die Knie zu sinken.
»Hände hinter den Kopf!«, befahl Dietrich. »Sofort!«
Was ist nur in ihn gefahren?, fragte sich Drake. Dietrich hatte doch Erfahrung mit solchen Operationen. Warum benahm er sich plötzlich wie ein Grünschnabel bei seinem ersten Feuergefecht?
Erneut gehorchte der Hüne. Seine Blicke zuckten zwischen den beiden Lampen hin und her. Drake und Dietrich achteten darauf, dass die Strahlen ihrer Taschenlampen auf sein Gesicht und in seine Augen fielen. Wenn er sie nicht richtig erkennen konnte, war es weniger wahrscheinlich, dass er irgendeine Dummheit versuchte.
Während Drake ihn im Visier behielt, zog Dietrich rasch die Pistole des Mannes aus dem Halfter an
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