Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
seiner Hüfte. Er nahm das Magazin heraus und warf die Waffe in eine Ecke.
Dann griff er in seine Tasche, holte ein auf Papier gedrucktes Foto von Maras heraus, entfaltete es und hielt es dem Wärter vor das Gesicht. Zitterte seine Hand etwa?
»Wo ist diese Frau?«, wollte er wissen.
Die Augen des Hünen weiteten sich vor Schreck, und als er den Mund aufriss, wurden zwei Reihen von gelblichen nikotinbefleckten Zähnen sichtbar.
»Wo ist sie?«, wiederholte Dietrich und schwenkte nachdrücklich seine Maschinenpistole. »Sag es mir, oder du bist auf der Stelle tot!«
»In Isolationshaft«, erwiderte der Gigant. Seine Stimme klang dumpf, als würden Felsbrocken einen Berg hinabprasseln. Er deutete auf eine weitere Tür an der Ostseite des Raumes. Sie sah genauso aus wie die, durch die er gerade gekommen war.
»Welche Zelle?«
»Zweiundsechzig.«
Dietrich faltete das Foto wieder zusammen und schob es in die Tasche zurück. Dann trat er zwei Schritte zurück. »Aufstehen! Hoch mit dir!«
Langsam wuchtete sich der Hüne hoch, ohne die Hände vom Kopf zu nehmen, während er mit seinen dunklen Augen die beiden Männer betrachtete. Ganz offensichtlich wog er seine Chancen ab, einen von ihnen oder sogar beide zu überwältigen.
»Bring uns dorthin«, befahl Dietrich, bevor der Mann zu einem Entschluss kommen konnte. »Sofort! Beweg dich!«
20
»Komm schon, Ryan«, flüsterte Frost. Ihr Blick klebte förmlich an den Monitoren, während sie verfolgte, wie die drei Männer rasch die zweite Sicherheitstür passierten, die zu dem Block mit den Einzelzellen führte. Der riesige Wärter ging zwischen ihnen. Dietrich hielt ihn in Schach, während Drake den Korridor vor ihnen kontrollierte.
Der Mann wirkte zwar fügsam, aber was wäre, wenn er versuchte, Widerstand zu leisten? Wenn es ihm gelang, eine Waffe zu packen? Wenn sie gezwungen war, auf einer körnigen Video-Überwachungsanlage ohnmächtig zu verfolgen, wie die beiden niedergeschossen wurden?
Sie versuchte, diese Gedanken zu unterdrücken. Drake und Dietrich waren erfahrene Männer, sie waren gut ausgebildet und kompetent. Sie würden damit fertigwerden. Sie wurden mit allem fertig.
Aber sosehr sie sich auch bemühte, die Furcht wollte einfach nicht verschwinden.
»Macht schon, beeilt euch.«
Die Anspannung war unerträglich. Mit jeder Sekunde, die sie blieben, vergrößerte sich die Gefahr, dass sie aufflogen. Jeden Moment konnte ein Dutzend bewaffneter Wärter durch diesen Gang kommen, und obwohl Cole aufpasste, war sie nervös, fast schon paranoid.
Wenn sie jetzt erwischt wurden? Was würde mit ihnen passieren? Was würde mit ihr passieren? Immerhin war sie eine Frau. Die Möglichkeit, dass sie gefangen genommen, verhört und möglicherweise sogar gefoltert wurde, war ihr durchaus bewusst, sie weigerte sich jedoch, den Gedanken allzu sehr zu vertiefen. Sie wollte jeden Gedanken daran aus ihrem Kopf verbannen, wollte sich davon nicht beeinflussen lassen. Aber als sie jetzt hier saß, war es ihr unmöglich, nicht daran zu denken.
Sie wollte hier weg, und zwar sofort. Sie wollte dieses Drecksloch verlassen und in einem warmen Flugzeug sitzen, mit Kurs auf die Vereinigten Staaten.
Nur konnten sie nicht weg. Nicht, solange ihr Job nicht erledigt war.
Sie hatten den ganzen weiten Weg für Maras gemacht. Sie riskierten für diese Frau ihr Leben. Sie konnten nicht verschwinden, bis sie sie gefunden hatten.
»Ich hoffe nur, du bist diesen ganzen Scheiß wert, du Miststück.«
Dietrich lehnte sich an die Wand vor Zelle Nummer zweiundsechzig und deutete auf die Tür, um anzuzeigen, dass sie die richtige gefunden hatten. Es war eine verstärkte Stahltür, genau wie bei den anderen Zellen. An manchen Stellen war sie bereits angerostet, und sie hatte eine Fensterluke, durch die man den Insassen beobachten oder ein Essenstablett hineinschieben konnte. Die Tür war mit einem einfachen Riegel gesichert.
Es gab daran nichts Modernes oder Kompliziertes. Und es gab auch keine Möglichkeit, aus der Zelle zu entkommen.
Drakes Herz hämmerte wie wild. Sie hatten es gefunden! Nach all dem Planen und den Sorgen, nach einem Tausende Meilen langen Flug und der nervenzerfetzenden Infiltration eines Hochsicherheitsgefängnisses hatten sie endlich ihr Ziel erreicht. Noch gestern war Maras einfach nur ein Gesicht auf einer Fotografie gewesen, aber jetzt würde er ihr leibhaftig gegenübertreten!
Er umklammerte die MP 5 mit der rechten Hand, packte den Riegel und zog ihn zurück.
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