Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
Unausweichliche. Sie packte Dietrich unter den Armen und zog ihn auf die Füße. Er stieß einen Schmerzensschrei aus, als er sein verletztes Bein belastete, aber er hielt sich beinahe trotzig aufrecht.
Maras hatte mit seinem beträchtlichen Gewicht zu kämpfen. Sie sah Drake an. »Was ist mit Ihnen?«
»Kümmern Sie sich nicht um mich! Machen Sie, dass Sie da hochkommen«, befahl er ihr und deutete auf die Stufen. »Verschwinden Sie!«
Sie zog den Verletzten zu der Treppe, wobei sie eine Blutspur zurückließen. Drake hob rasch den Schlüsselbund vom Boden auf, den Dietrich fallen gelassen hatte, und ging zur Tür, die zum westlichen Zellenblock führte.
Er schloss sie auf, öffnete sie und ging dann zu dem Kontrollbord für die Zellentüren. Es bestand aus einer Reihe von Schaltern, welche die elektrischen Schlösser an jeder Zelle aktivierten. Auf dem Kontrollpaneel befanden sich etwa vierzig mit Nummern versehene Schalter. Er begann mit den – wie er hoffte – Schaltern für die Zellen am südlichen Ende des Blocks und legte einen nach dem anderen um.
Es dauerte nicht lange, bis das Ergebnis zu hören war. Lautes, metallisches Klacken hallte durch den riesigen, abgesperrten Raum. Verblüffte und verwirrte Schreie folgten, als die Gefangenen plötzlich begriffen, dass man sie freigelassen hatte.
Er hatte mindestens zwanzig Zellen geöffnet, als er das Klicken eines Schlüssels in der Tür hörte, die den Zugang zu dem Block mit den Einzelzellen versperrte. Die beiden überlebenden Wärter hatten sich offenbar an den brennenden Resten der Granate vorbeigekämpft und wollten jetzt unbedingt den Mann finden, der sie geworfen hatte.
Drake hatte hier bereits genug getan. Er wandte sich von dem Kontrollpaneel ab, stürmte durch die Tür des Treppenhauses und zog sie hinter sich zu.
22
»Neunundneunzig Flaschen Bier auf der Mauer, neunundneunzig Flaschen Bier …«
Keegan war die Ruhe selbst, als er regungslos in seiner Scharfschützenposition verharrte, ohne auf das Chaos um sich herum zu achten. Er richtete das Gewehr langsam von einem Turm zum anderen, während er mit seinen scharfen Augen nach einem Ziel suchte. Dabei summte er leise eine Melodie. Sie half ihm, entspannt zu bleiben, und das brauchte er in dieser Nacht.
Man konnte wirklich sagen, dass hier die Hölle los war. Jemand hatte Alarm ausgelöst, und das Sirenengeheul zerriss die Nacht. Vor wenigen Momenten hatte er das scharfe Knallen von Schüssen aus den Zellenblocks gehört. Wer schoss auf wen? Er wusste es nicht. Es herrschte vollkommene Verwirrung.
Außerdem verschlechterten sich die Wetterbedingungen mit jeder Minute. Er spürte, wie der Wind auffrischte und die Temperaturen fielen, während ein Sturm von Nordwesten herannahte. Die Schneeflocken waren jetzt größer, und es schneite stärker.
Wenn sie sich noch sehr viel länger hier aufhielten, schafften sie es vielleicht nicht mehr, von hier wegzukommen.
Seine Kameraden mochten ein paar Stockwerke tiefer um ihr Leben kämpfen, aber daran konnte er ebenso wenig etwas ändern wie an dem Wetter. Der beste und außerdem einzige Weg, wie er ihnen helfen konnte, war der, auf seiner Position zu bleiben und sich an den vereinbarten Plan zu halten. Die anderen verließen sich darauf, dass er genau das tat.
Operationen wie diese schlugen unweigerlich dann fehl, wenn die Leute anfingen, in Panik zu geraten und auf eigene Faust zu handeln, ohne sich mit dem Rest ihres Teams in Verbindung zu setzen. Er würde nicht zulassen, dass das heute passierte.
Aus den Augenwinkeln bemerkte er eine Bewegung im Nordostturm und schwang das Gewehr in diese Richtung. Er verstärkte die Vergrößerung des Zielfernrohrs, um besser sehen zu können. Es war ein Wachposten mit vor Panik weit aufgerissenen Augen, der ein AK -47-Sturmgewehr umklammert hielt, während er in den Gefängnishof hinunterblickte. Zweifellos erwartete er, dass jeden Moment Gefangene aus einem der Zellenblocks dort auftauchten.
Keegan fragte sich, ob man ihn dorthin geschickt hatte oder ob er einfach nur auf den Turm gestiegen war, um die Situation von oben zu betrachten. Wie organisiert waren ihre Widersacher? Hatten sie für einen solchen Fall vorgesorgt? Gehörte so etwas zu ihrer Ausbildung, oder rannten sie einfach nur verwirrt und in Panik herum?
Letztlich machte es keinen Unterschied, denn Keegans Reaktion war in beiden Fällen dieselbe.
»Nimm eine herunter, reich sie herum …«, sang er leise und korrigierte seine
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