Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
der Dunkelheit zurückblieb, bevor sich die Frachtrampe mit einem Knall schloss.
24
Sobald das Gefängnis außer Sichtweite war, wendete der Chinook und flog mit voller Geschwindigkeit nach Nordosten. Er folgte dem Verlauf eines der flachen Täler, welche die Region durchzogen. Um etwaigen Radarstationen in der Nähe zu entgehen, überschritt ihre Höhe selten zwanzig Meter, obwohl das zur Folge hatte, dass der Sturm auf sie einhämmerte. Das Deck unter ihnen schwankte und hüpfte wie das eines Schiffes in einem Taifun, und aus dem Cockpit hörten sie jede Menge lautstarke Verwünschungen.
Trotzdem, sie waren am Leben und flogen nach Hause.
Drake zog sich die verschwitzte, feuchte Balaklava vom Kopf, schloss die Augen und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Er wartete, bis sein Herzschlag einen einigermaßen normalen Rhythmus wiedergefunden hatte.
Sie hatten es hinter sich. Alle Planungen, die Vorbereitungen, die Furcht, die Sorge, die Gefahr und die Probleme. Irgendwie hatten sie wider alle Erwartungen Erfolg gehabt.
Er hätte sich erleichtert fühlen und sich freuen sollen, aber im Augenblick spürte er nichts Derartiges. Das Einzige, was er empfand, war eine erdrückende Erschöpfung. Zwei Tage und eine Nacht lang war er aufgedreht und vollkommen von seiner Arbeit besessen gewesen. Nachdem jetzt der Druck von ihm abgefallen war, holte ihn die Erschöpfung endlich ein.
Die Frau, für die sie all das riskiert hatten, saß ihm gegenüber und starrte blicklos vor sich hin. Sie wirkte erbärmlich: dünn, heruntergekommen, blutüberströmt und schmutzig. Sie sah aus, als wäre sie gerade aus einem Konzentrationslager befreit worden.
»Keegan, behalten Sie Maras im Blick, ja?« Sie schien zwar keine große Bedrohung darzustellen, aber nach dem Zwischenfall mit dem Wärter wollte er kein Risiko eingehen.
Der Scharfschütze nickte. »Mach ich, Chief.«
Drake öffnete seinen Beckengurt, stand auf und arbeitete sich stolpernd und mit einiger Mühe über das unruhige Deck zu Dietrich vor.
Der saß auf einer der Metallbänke, die an den Seiten des Frachtraums befestigt waren, und kümmerte sich um seine Beinverletzung. Er hatte den Stoff um die Wunde herum weggeschnitten und versuchte gerade, mit einer Kompresse die Blutung zu stoppen. Drake sah eine Morphinspritze auf dem Deck neben ihm liegen.
Er hielt es für keine gute Idee, dass der Mann seine Wunden versorgte, nachdem er sich eine Morphinspritze gegeben hatte, aber es gab keine Alternative. Keegan musste auf Maras aufpassen, während Frost gerade mit Mason beschäftigt war.
»Wie geht es Ihnen, Jonas?«, erkundigte er sich. Ernst besah er sich die Wunde. Die Blutung war nicht allzu schlimm, und da der Mann das Bein noch bewegen konnte, vermutete Drake, dass auch der Schaden an den Muskeln nur gering war.
Dietrich sah zu ihm hoch. »Ich habe ein Loch im Bein, das heute Morgen noch nicht da war«, erwiderte er schneidend. »Also geht es mir nicht besonders gut.«
»Sie sind noch am Leben«, meinte Drake.
»Sie auch.« Er klang fast enttäuscht.
Jegliche Dankbarkeit, die er Drake gegenüber empfunden haben mochte, weil der ihm geholfen hatte, war offenbar längst verpufft. Was Dietrich anging, war das Verhältnis zwischen ihnen beiden wieder wie zuvor.
»Gut. Melden Sie sich, wenn Sie etwas brauchen.« Drake überließ den Mann nur zu gern sich selbst und ging weiter zu Frost.
Die Frau hatte ihren schweren, klobigen Springeranzug ausgezogen, Ausrüstungsgürtel, Harnisch und die kugelsichere Weste abgelegt und saß da, nur mit einem verschwitzten T-Shirt und der Hose ihres Kampfanzuges bekleidet. Sie drückte eine Bandage auf den Schnitt an ihrer Stirn.
»Alles klar?«, erkundigte sich Drake.
Sie grinste trotzig. »Die Verletzung hat zwar meine berufliche Karriere nicht ruiniert, aber eine Arbeit als Model kann ich mir fürs Erste wohl abschminken.«
»Und Mason?« Er deutete auf den Verletzten, der bewusstlos auf einer Tragbahre lag, die sie auf dem Deck des Hubschraubers aufgebaut hatten. Infusionsschläuche hingen an seinem Arm.
Ihr Lächeln erlosch. »Ich habe ihn beruhigt und stabilisiert, so gut ich konnte. Er sollte es eigentlich gut überstehen, aber er muss auf jeden Fall an der Schulter operiert werden. Ohne Röntgenaufnahmen kann ich nicht sagen, wie schlimm die Verletzung ist.«
Drake nickte. Von all den miesen Zufällen, die passieren konnten, war zweifellos einer der schlimmsten, von einer verirrten Kugel getroffen zu werden,
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