Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
Schultern hingen herab, und ihre Augen starrten blicklos geradeaus. Ihre Miene verriet vollkommene Verzweiflung.
»Gönnen Sie ihr eine Pause, okay?«
Frost blickte die ältere Frau etliche Sekunden lang finster an, doch dann schien sie zu begreifen, was Drake meinte. Ihre Züge wurden etwas weicher, bis sie schließlich seufzte und resigniert den Kopf schüttelte.
»Haltet sie mir bloß vom Leib!« Mit diesen Worten drehte sie sich um, ging davon und setzte sich so weit wie möglich von Maras weg.
Drake atmete auf, rieb sich die Augen und musterte Maras erneut. Die Frau sah ihn nicht. Sie befand sich in ihrer eigenen Welt. Mit ihrer schmutzigen, blutverschmierten Kleidung und dem verfilzten, strähnigen Haar bot sie einen erbärmlichen, gebrochenen Anblick.
Er musste irgendetwas unternehmen. Er überließ es Keegan, sie im Auge zu behalten, und ging in den vorderen Teil des Helikopters, wo Lebensmittel und Getränke verstaut waren. Er öffnete eine Flasche Mineralwasser und benetzte damit ein Handtuch, bis es völlig durchtränkt war. Dann goss er etwas heiße Schokolade aus einer Thermoskanne in einen Plastikbecher.
Damit bewaffnet kehrte er zu Maras zurück und hielt ihr das Handtuch hin. »Hier«, sagte er sanft. »Machen Sie sich sauber.«
Ihr Gesicht und ihr Haar waren immer noch von getrocknetem Blut bedeckt, von Schmutz, Dreck und Gott weiß was sonst noch, aber sie schien es nicht zu bemerken.
Sie starrte das Handtuch eine Weile ausdruckslos an, als müsste sie sich Mühe geben zu verstehen, wofür es gut war. Schließlich hob sie die Hand und nahm es. Zunächst säuberte sie sich nur zögernd das Gesicht, fast tastend. Dabei behielt sie Drake die ganze Zeit im Auge, als befürchtete sie, er würde sie plötzlich angreifen, wenn sie in ihrer Wachsamkeit nachließ. Allmählich jedoch entspannte sie sich.
Als sie fertig war, war das Handtuch blutgetränkt. Ihr Gesicht hatte zwar immer noch an manchen Stellen rote Flecken, aber es sah erheblich besser aus.
Sie sah das Handtuch an, als wüsste sie nicht genau, was sie jetzt damit anfangen sollte, dann ließ sie es schließlich auf den Boden neben ihre Füße fallen.
Drake setzte sich neben sie auf die Bank und hielt ihr den Becher mit dampfender Flüssigkeit hin. »Hier. Haben Sie Durst? Das ist heiße Schokolade. Die wird Ihnen guttun.«
Sie betrachtete ihn misstrauisch ein paar Sekunden lang, bevor sie den Becher nahm.
Drake hob eine Braue. »Sie wollen doch hoffentlich nicht versuchen, mich damit umzubringen, oder?« Er lächelte ironisch.
Ihre Miene blieb unverändert.
»Entschuldigung. Das war wohl nicht besonders witzig.«
Sie schnüffelte an dem Kakao und nahm schließlich einen Schluck. Offenbar gefiel ihr der Geschmack, denn sie trank sofort weiter und ignorierte dabei völlig, dass die Flüssigkeit fast kochend heiß war.
»Wir haben auch etwas zu essen, falls Sie hungrig sind«, sagte er und deutete vage auf den vorderen Teil der Maschine.
Sie trank weiter die Schokolade, ohne etwas zu sagen.
»Sobald wir in Elmendorf gelandet sind, werden Sie von Ärzten versorgt und bekommen frische Kleidung. Bis dahin werden wir …«
»Warum machen Sie das?«, fiel sie ihm ins Wort. Sie sprach hervorragend Englisch, aber trotzdem war es nicht ihre Muttersprache. Sie hatte einen ganz schwachen Akzent. Russisch oder osteuropäisch, er wusste es nicht genau.
Drake runzelte die Stirn. »Warum mache ich was?«
Sie stellte den leeren Becher auf den Boden zwischen ihre Füße. »Sie behandeln mich respektvoll. Ich hätte beinahe jemanden von Ihrem Team getötet. Sie hätten mich längst mit einem Taser außer Gefecht setzen und mir Handschellen anlegen sollen.«
Er sah sie lange an. »Wäre Ihnen das lieber?«
»Nein«, erwiderte sie.
Natürlich nicht. »Hören Sie zu, ich verstehe, dass das hier für Sie sehr schwierig sein muss …«
Ihre Augen leuchteten auf. »Das verstehen Sie?«
Er seufzte und wandte den Blick einen Moment ab. »Also gut, das war dumm. Ich verstehe es nicht. Aber ich kann zumindest vermuten, dass Ihr Leben in letzter Zeit nicht sonderlich erfreulich gewesen ist. Weiterhin kann ich mir denken, dass Sie daran gewöhnt sind, sich selbst zu schützen, und ich möchte gern glauben, dass Sie vorhin genau aus diesem Grund so gehandelt haben.«
Sie schwieg, und ihr Blick blieb ausdruckslos. Aber er nahm ihr Schweigen als eine stumme Bestätigung seiner Vermutung.
»Sie brauchen keine Angst zu haben. Jetzt nicht mehr. Was auch
Weitere Kostenlose Bücher