Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
schneebedeckten Boden tief unten zu sehen.
Stattdessen hing Mason in seinem Harnisch etwa drei Meter unter ihm und hielt sich die Schulter. Sein rechter Arm hing schlaff herab.
»Jesus Christus! Bist du okay, Mann?«
Der jüngere Mann sah zu ihm hoch. »Hab ’ne Kugel in die Schulter gekriegt«, presste er mit schmerzerfüllter Stimme hervor.
Keegan brauchte zwei Sekunden, um ihre Möglichkeiten abzuwägen.
Ihn wieder hochzuziehen wäre sinnlos, aber sich hinunterzulassen, um ihm zu helfen, war unmöglich; das Seil war nur für eine Person geeignet. Ihre beste und einzige Chance war es, ihn zum Hubschrauber zu schaffen, wo man seine Verletzungen behandeln konnte.
Er sah, wie der Helikopter etwa hundert Meter jenseits der Gefängnismauern landete. Die gewaltigen Rotoren erzeugten einen Wirbel aus Schnee und Eis. Ihre Rettung war quälend nah.
»Kannst du dich weiter abseilen?«
»Ich glaube schon«, antwortete Mason.
Ohne Vorwarnung löste er den Bremshaken und stieß sich von der Wand ab, um weiter hinabzugleiten. Der Schmerz, der Schock und der Blutverlust hatten seine Reflexe betäubt und machten ihn leichtsinnig.
Er glitt viel zu schnell hinab. Als ihm klar wurde, dass er zu rasch sank, schloss er den Haken wieder und bremste dann aber zu stark. Er kam mit einem abrupten Ruck etwa auf halber Höhe der Mauer zum Stehen. Diese plötzliche Veränderung der Geschwindigkeit belastete das Seil und ließ ihn mit voller Wucht auf die Mauer zuschwingen.
Seine verletzte Schulter krachte gegen den unnachgiebigen Beton der Mauer. Er schrie vor Schmerz auf, als seine gebrochenen Knochen gegeneinanderstießen. Benommen und fast ohnmächtig vor Schmerz gelang es ihm mit knapper Not, den Haken zu kontrollieren, während er schlaff wie eine Puppe an der Wand hinabglitt.
Frost wartete unten bereits auf ihn, löste ihn rasch von dem Seil und brachte ihn in Sicherheit. Das war zwar nicht gerade gemütlich gewesen, aber immerhin war er unten.
Das Bravo-Team erreichte den Turm nur wenige Augenblicke später.
»Bewegt eure Ärsche!«, brüllte Drake und stieß Dietrich die Metallleiter zur Beobachtungsplattform hinauf. Der Mann wurde zusehends schwächer und hatte kaum noch die Kraft zum Durchhalten. Drake wusste genau, wie er sich fühlte.
Plötzlich tauchte Keegan an der Brüstung auf, packte die ausgestreckte Hand von Dietrich und zerrte ihn zu sich herauf. Für einen so kleinen Mann hatte er bemerkenswert viel Kraft.
»Komm schon, Arschloch. Hoch mit dir!«
Drake kletterte als Nächster hoch, drehte sich um und wollte Maras helfen. Die jedoch packte seine Hand nicht, offenbar entschlossen, es aus eigener Kraft zu schaffen.
»Jesus, Sie haben hier wirklich die Hölle losgetreten«, bemerkte Keegan. Er hatte sein Gewehr zurückgelassen, weil er wusste, dass er diese sperrige Waffe unmöglich mitnehmen konnte.
»Mir ist nichts anderes eingefallen, um uns etwas Zeit zu verschaffen«, antwortete Drake. »Was ist mit Mason?«
Der ältere Mann verzog das Gesicht. »Er hat eine Kugel in die Schulter abgekriegt. Aber er hat es bis unten geschafft.«
Drake konnte im Moment nicht mehr tun. Er deutete mit einem Nicken auf das Seil. »Also gut. Seilen Sie sich ab.«
Der Scharfschütze nickte. »Aber lassen Sie sich selbst nicht zu viel Zeit, verstanden?«
Er brauchte nur ein paar Augenblicke, um das Seil in seinen Harnisch einzuhaken. Dann verschwendete er keine Zeit, sprang auf die Brüstung, balancierte einen Moment auf dem Rand und verschwand in die Nacht, furchtlos wie immer.
Nachdem Keegan weg war, wandte sich Drake zu Maras um. Er hatte einen zusätzlichen Kletterharnisch mitgebracht, den er jetzt von seinem Gürtel hakte und ihr hinhielt.
»Legen Sie den an.«
Laut Cain war sie zwar im Abseilen ausgebildet und sollte den Abstieg eigentlich ohne Schwierigkeiten bewältigen. Erfahrung war jedoch nur die eine Seite, denn er hatte so seine Zweifel, ob sie diese kräfteraubende Aktion auch wirklich hinbekam. Sie war ziemlich erschöpft und, ihrer Reaktion auf den Wärter nach zu urteilen, auch mental nicht gerade in einem besonders guten Zustand.
Sie schien jedoch sofort zu begreifen, was sie machen musste, stieg rasch in den Harnisch und sicherte die Riemen an der Taille.
Während sie damit beschäftigt war, zerrte Drake Dietrich zum Seil. »Kommen Sie, Jonas. Jetzt folgt der amüsante Teil«, meinte er, während er den älteren Mann an das Seil hakte.
»Ich kann nicht …«, protestierte Dietrich
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