Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
vermutlich auch die Außenhülle des Hubschraubers durchschlagen.
Maras war bis zur hinteren Rampe zurückgewichen, ohne Frost loszulassen. Ihre lebhaften blauen Augen zuckten ständig zwischen den drei Männern hin und her, die sie umringt hatten.
»Befehlen Sie ihnen, die Waffen wegzulegen«, sagte Maras. Ihr Blick richtete sich auf Drake. »Sofort.«
»Ryan?«, zischte Keegan fragend.
»Erschießt sie!«, zischte Frost. »Erschießt dieses blöde Miststück!«
»Halt’s Maul!«, warnte Maras sie und drückte die Scherbe so fest gegen Frosts Hals, dass Blut hervorquoll. »Lassen Sie die Waffen fallen, oder sie stirbt.«
»Sie verschwenden Ihre Zeit.« Keegan blieb trotz der angespannten Lage ruhig. »Sehen Sie sich um. Sie können nirgendwohin flüchten.«
Aber seine Worte zeigten keinerlei Wirkung.
»Sie ist am Arsch«, meinte Dietrich. »Sie ist durchgeknallt.«
Drake hörte nicht auf die Männer. Er erwiderte den Blick der Frau und versuchte zu verstehen, was in ihr vorging. Er hatte ihren blutrünstigen Blick gesehen, als sie den Wärter umgebracht hatte, aber davon war jetzt nichts zu erkennen.
Ihr Blick war eher furchtsam, ängstlich, unsicher. Sie befand sich in einer Umgebung, die sie nicht verstand, wurde an einen Ort gebracht, den sie nicht kannte, und hatte Angst. Sie war wie ein Tier, das man in eine Ecke gedrängt hatte.
Auf diese Furcht hatte sie in der einzigen Art und Weise reagiert, die sie kannte – indem sie angriff und versuchte, die Kontrolle zu übernehmen.
»Runter mit den Waffen«, sagte Drake schließlich.
»Was?« Frost keuchte und riss ungläubig die Augen auf.
Dietrichs Blick zuckte kurz zu ihm hinüber. »Drake, haben Sie den Verstand verloren?«
»Tut es einfach!«, fuhr Drake die Männer an. »Wir haben diese ganzen Strapazen nicht überstanden, um jetzt jemanden auf dem Heimflug zu verlieren. Runter mit den Waffen, dann reden wir.«
»Ryan, bitte …« Frost starrte ihn an.
»Es ist alles in Ordnung, Keira«, versprach ihr Drake und wünschte sich, dass er davon so überzeugt wäre, wie es klang. »Niemand wird hier irgendetwas Dummes anstellen. Also, runter mit den Waffen.«
Die beiden Männer sahen sich zögernd an. Dann senkten sie, wie auf eine unausgesprochene Vereinbarung hin, die Pistolen.
»Also gut, wir haben getan, was Sie wollten.« Drake sprach leise und gelassen. Wenn er schrie, würde er ihre Furcht nur noch steigern. »Wir wollen Ihnen nichts tun. Wir sind gekommen, um Ihnen zu helfen.«
Maras sagte nichts, aber sie entspannte sich merklich. Sie hatte die Situation unter Kontrolle, jedenfalls glaubte sie das.
»Wohin bringen Sie mich?«, wollte sie wissen.
»Wir fliegen zur Luftwaffenbasis Elmendorf in Alaska.«
»Und dann?«
»Das weiß ich nicht«, gab er zu. »Man hat uns hierhergeschickt, um Sie nach Hause zu bringen, das war alles. Der Rest liegt nicht in unserer Hand.«
Sie schien ihm zu glauben. »Wer hat Sie geschickt?«
»Die Firma. Wir sind ein Shepherd Team und gehören zur Special Activities Division.«
Das hinterließ Eindruck. Er sah den Schock in ihrem Blick, als sie begriff, und noch etwas anderes, das er nicht genau identifizieren konnte. War es Trauer? Nostalgie? Sehn sucht?
Sie schluckte, und die Muskeln in ihrem Hals bewegten sich. »Welches Jahr haben wir?«
Drake zögerte einen Moment, erschüttert von ihrer Frage. Jesus, wie lange war sie dort eingesperrt gewesen? »2007.«
Die Frau stieß keuchend die Luft aus. Es klang fast wie ein Schluchzen, und der Blick ihrer Augen veränderte sich. Er strahlte jetzt bodenlose Trauer aus. Gleichzeitig ließ sie Frost los, einfach so.
Die jüngere Frau verschwendete keine Zeit. Mit einer schnellen Drehung brachte sie sich in Sicherheit. Sie zitterte, geschüttelt von einer Mischung aus Angst und Schock über diese unvermittelte Begegnung mit dem Tod.
»Dieses gottverdammte Weibsstück ist völlig durchgeknallt!«, schnarrte sie und rieb sich die blutende Stelle an ihrem Hals. »Wenn keiner von euch ihr einen mit dem Taser auf den Pelz brennt, mache ich es selbst!«
»Nein.« Drake stellte sich mit einem Schritt zwischen Maras und Frost. Er senkte die Stimme, als er sich an die jüngere Frau wandte. »Mir ist klar, dass Sie es ihr heimzahlen wollen. Aber sehen Sie sich die Frau doch an.«
Maras, die noch vor wenigen Augenblicken so gefährlich und einschüchternd gewirkt hatte, schien vor ihren Augen in sich zusammenzusacken. Sie hatte sich auf die Bank fallen lassen, ihre
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