Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
Schultern. »Wer zum Teufel weiß schon, was in seinem Kopf vorgeht? Aber im Moment hat er uns schlicht und ergreifend an den Eiern. Wir sind gezwungen, alle Predator-Flüge weltweit einzustellen, bis wir dieses Problem gelöst haben, und Sie müssen mir nicht erst erklären, in welch gefährliche Lage uns das bringt. Unsere Truppen im Irak und in Afghanistan kämpfen im Augenblick sozusagen blind.«
»Mein Gott …«, zischte Drake. Was er da hörte, erschütterte ihn. Man musste kein Genie sein, um Cains Plan zu erraten. »Sie brauchen Anyas Hilfe, um ihn zu finden.«
Cain setzte die Brille ab und starrte Drake über den Tisch hinweg an. »Sie hat ihn ausgebildet und ihm alles beigebracht, was er weiß. Sie ist unsere beste und einzige Möglichkeit, ihn aufzuhalten. Aber sie ist wütend, paranoid und vermutlich auch verängstigt. Ich kann ihr das alles wirklich nicht verübeln, aber jemand muss sie zur Zusammenarbeit überreden.«
Ah. Jetzt kamen sie zum Punkt. »Und warum ich?«
»Ich habe die Videoaufnahmen aus dem Helikopter gesehen, Ryan.« Als Drakes Augen funkelten, hob Cain die Hand, um jeglichen Protest oder den Wunsch nach Erklärungen zu unterbinden. »Das ist eine übliche Vorsichtsmaßnahme bei solchen Jobs. Aber ich habe gesehen, wie Anya auf Sie reagiert hat. Sie hat Sie an sich herangelassen, hat sich Ihnen gegenüber ein wenig geöffnet, wenn auch nur für einen Moment. Ich halte es für möglich, dass sie Ihnen vertraut, Ryan. Glauben Sie mir, das kommt bei ihr verdammt selten vor.«
Erneut erinnerte sich Drake an den Ausdruck in ihren Augen, als er versucht hatte, zu ihr durchzudringen. Sie hatte ihm zwar nicht gerade ihr Herz ausgeschüttet, aber irgendetwas war da gewesen. Das Aufflackern von Verletzlichkeit, ein zögernder Anflug von Vertrauen, von Menschlichkeit hatte sich in diesen kalten blauen Augen gezeigt.
»Ich werde sie ganz bestimmt nicht verarschen«, verkündete er kurz entschlossen. »Wie auch immer ihre Geschichte aussieht, sie hatte es nicht verdient, an einem solchen Ort zu enden.«
»Dem stimme ich zu«, antwortete Cain. »Außerdem hat auch niemand vor, sie hereinzulegen. Der Präsident hat einen Straferlass unterzeichnet, mit allem Drum und Dran. Wenn sie dabei hilft, Munro zu ergreifen, kann sie gehen, wohin sie will. Natürlich werden wir sie im Auge behalten, und sie darf vorerst das Land nicht verlassen, aber in allen anderen Belangen ist sie frei.« Er sah Drake einen Moment lang in die Augen. »Auch wenn es Ihnen schwerfällt, das zu glauben, wir sind keine Monster. Wir kümmern uns um unsere Leute, selbst wenn sie einmal vom rechten Weg abgekommen sind.«
Er senkte den Blick und schluckte, als müsste er mit sich ringen. Als er weitersprach, schwang zu Drakes Überraschung echtes Gefühl in seiner Stimme mit. »Wie auch immer sie dort gestrandet ist, es gab eine Zeit, in der Anya mir sehr viel bedeutet hat. Ich habe sie als meine Freundin betrachtet, und ich vergesse meine Freunde nicht so schnell. Ich werde dafür sorgen, dass sie bekommt, was sie will, aber zuerst muss sie uns helfen.« Er sah wieder hoch. »Also, was sagen Sie dazu, Ryan? Ich bin am Ende meines Lateins. Sie sind meine letzte Chance.«
Drake betrachtete ihn scharf. Wenn er log, machte er seine Sache verdammt gut.
Aber das war nicht das Ausschlaggebende. Anyas Foto, Anya mit ihren eindringlichen blauen Augen war in sein Gedächtnis eingebrannt.
Er sprach die Worte aus, bevor es ihm richtig bewusst war.
»Ich werde mit ihr reden.«
29
Anya saß allein in der Arrestzelle. Sie hatte die Hände auf den Tisch gelegt und genoss die Ruhe, das dämmrige Licht und das neue Gefühl, in Sicherheit zu sein. Sie war in einem sauberen, bequemen, warmen Raum, in dem nichts sie bedrohte und nirgendwo Gefahr lauerte. Wenn sie etwas zu essen oder zu trinken wollte, musste sie nur fragen, und man brachte es ihr.
Sie hatte geduscht – es war eine lange, heiße, wundervolle Dusche gewesen, unter der sie Stunden hätte verbringen können. Außerdem hatte sie saubere Kleidung an. Zum ersten Mal seit Jahren roch ihr langes blondes Haar nach Shampoo, und ihre Haut war vollkommen sauber. Allmählich fühlte sie sich wieder wie ein Mensch.
Kurz zuvor hatte sie ihre erste warme Mahlzeit seit vier Jahren zu sich genommen. Roastbeef, Kartoffeln, gekochtes Gemüse, Brot, Butter, Früchte und Schokolade. Es war eine einfache Mahlzeit gewesen, aber dennoch köstlicher als alles, woran sie sich erinnern konnte.
Sie
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