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Mission Walhalla

Mission Walhalla

Titel: Mission Walhalla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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finde, McCloy sollte sich mal am Kopf untersuchen lassen.»
    «James Conant ist jetzt Hochkommissar», sagte Earp.
    «Jedenfalls frage ich mich ernsthaft, wozu ihr Jungs überhaupt hier seid», sagte ich. «Nicht mal zehn Jahre Gefängnis für neunzigtausend Morde? Das steht doch in keinem Verhältnis. Kopfrechnen ist nicht meine Stärke, aber ich glaube, das macht so ungefähr einen Tag Haft pro fünfundzwanzig Morde. Ich hab während des Krieges einige Menschen getötet, zugegeben. Aber, verdammt noch mal, nach der Rechnung, die ihr bei Jost und Seibert und dann im Januar bei diesem Erwin Schulz angewendet habt, hätte ich noch am Tag meiner Verhaftung begnadigt werden müssen.»
    «Wenigstens rücken Sie jetzt langsam mit der Sprache raus», murmelte Earp.
    «Von den SS -Männern hier mal ganz zu schweigen», sagte ich, ohne auf ihn einzugehen. «Sie können doch nicht ernsthaft glauben, dass ich es verdient habe, im selben Gefängnis zu sitzen wie Martin Sandberger und Walter Blume.»
    «Gut, dass Sie das erwähnen», sagte Silverman. «Sprechen wir über Walter Blume. Also den müssen Sie kennen, weil er wie Sie Polizist war und für Ihren alten Chef Arthur Nebe in der Einsatzgruppe B gearbeitet hat. Blume leitete ein Sonderkommando unter Nebes Befehl, ehe Nebe im November 1941 von Erich Naumann abgelöst wurde.»
    «Ich bin ihm begegnet.»
    «Sie und er haben doch bestimmt ausgiebig in Erinnerungen geschwelgt, seit Sie hier sind. Sie hatten sich doch sicher einiges zu erzählen.»
    «Natürlich hab ich ihn hier gesehen. Aber wir haben nicht miteinander gesprochen. Und ich bezweifle, dass wir das in Zukunft tun werden.»
    «Und warum?»
    «Ich dachte, es steht uns frei, mit wem wir Kontakt haben und mit wem nicht. Muss ich rechtfertigen, mit wem ich reden will und mit wem nicht?»
    «Hier steht Ihnen gar nichts frei», sagte Earp. «Kommen Sie, Gunther. Halten Sie sich für was Besseres als Blume? Ist das der Grund?»
    «Sie scheinen ja schon alle Antworten zu kennen», sagte ich. «Dann verraten Sie’s mir doch.»
    «Ich begreife es einfach nicht», sagte Earp. «Warum geben Sie sich mit einem Mann wie Waldemar Klingelhöfer ab, aber nicht mit Blume? Klingelhöfer war auch in der Einsatzgruppe B. Da ist der eine doch genauso schlimm wie der andere.»
    «Alles in allem», sagte Silverman, «müssen Sie sich hier in die gute alte Zeit zurückversetzt fühlen, Gunther. Ein schönes Kameradschaftstreffen: Adolf Ott, Eugen Steimle, Klingelhöfer, alle sind sie da.»
    «Reden Sie vielleicht mit Klingelhöfer, weil es keiner der anderen Gefangenen tut, wegen seines Verrats an einem SS -Offizierskameraden?», fragte Silverman. «Oder weil er offenbar bereut, was das Moskauer Mordkommando unter seiner Leitung angerichtet hat?»
    «Ehe er Leiter dieses Kommandos wurde», sagte Earp, «hat Ihr Freund Klingelhöfer das getan, was Sie angeblich auch getan haben. Er hat Jagd auf Partisanen gemacht. In Minsk, hab ich recht?»
    «Hieß das nicht einfach nur, Juden erschießen?»
    «Vielleicht lassen Sie mich eine Frage nach der anderen beantworten», warf ich ein.
    «Nur die Ruhe», sagte Silverman. «Wir haben alle Zeit der Welt. Lassen Sie uns doch einfach ganz von vorne anfangen, ja? Sie behaupten, dass Sie im Sommer 1941 im Zuge des Unternehmens Barbarossa zum Polizeireservebataillon Nummer drei-eins-sechs versetzt wurden.»
    «Das ist richtig.»
    «Wie kommt es dann, dass Sie im Frühjahr nicht auf der Polizeischule in Pretzsch waren?», fragte Earp. «Zur Ausbildung und genauen Unterweisung. Nach allem, was man hört, waren so gut wie alle da, die nach Russland sollten. Gestapo, Kripo, Waffen- SS , SD , das ganze RSHA .»
    «Heydrich, Himmler und ein paar tausend andere Offiziere», sagte Silverman. «Uns wurde berichtet, dass es nach dieser Ausbildung allgemein bekannt war, was nach dem Einmarsch in Russland passieren sollte. Aber Sie geben an, nicht in Pretzsch gewesen zu sein, weshalb die ganze Geschichte mit dem Judenmord so eine unangenehme Überraschung für Sie war. Also, warum waren Sie nicht dort?»
    «Ich war noch in Frankreich», sagte ich. «Im Sondereinsatz für Heydrich.»
    «Wie praktisch. Also, ich fasse zusammen: Als Sie im Juni 1941 an der polnisch-russischen Grenze zum Bataillon drei-eins-sechs stießen, glaubten Sie allen Ernstes, dass Ihr Auftrag nichts anderes beinhalten würde, als Jagd auf Partisanen und den NKWD zu machen, hab ich das richtig verstanden?»
    «Ja. Aber noch ehe ich nach Vilnius

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