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Mission Walhalla

Mission Walhalla

Titel: Mission Walhalla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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geben. Falls Sie sich an etwas nicht mehr hundertprozentig erinnern können, dann sollten Sie das genauso sagen. Ganz gleich, wie dürftig Ihnen das selbst vorkommt oder wie verdächtig es wirkt. Wenn Sie auch nur die geringsten Zweifel haben, sollten Sie die Amis daran erinnern, dass das alles fast fünfzehn Jahre her ist und dass Sie sich beim besten Willen nicht mehr erinnern können.»
    «Was mich betrifft», sagte Haensch, «so habe ich schon immer gefunden, dass jeder Beschuldigte vom Recht zu schweigen Gebrauch machen sollte. Das ist ein anerkannter Rechtsgrundsatz in der gesamten zivilisierten Welt. Und erst recht in den USA . Ich selbst war als Anwalt in verschiedenen Städten tätig, ehe ich zum RSHA kam, und ich kann Ihnen versichern, dass kein Gericht der westlichen Welt einen Menschen dazu zwingen kann, gegen sich selbst auszusagen.»
    «Aber Sie sind trotzdem verurteilt worden, oder nicht?», sagte ich.
    «Ich wurde fälschlicherweise verurteilt», beteuerte Haensch, dessen bebrilltes Anwaltsgesicht zu seinem schmierigen Getue und seiner schleimigen Art zu reden passte. «Heydrich hat mich erst im März 1942 nach Russland geschickt, und da hatte die Einsatzgruppe C ihre Arbeit mehr oder weniger abgeschlossen. Es waren schlicht und ergreifend keine Juden mehr da, die man hätte töten können. Aber das tut alles nichts zur Sache. Wie Biberstein schon gesagt hat, das Ganze ist fast fünfzehn Jahre her. Und niemand kann erwarten, dass man sich an das erinnert, was damals passiert ist.»
    Er nahm seine Brille ab und fügte aufgebracht hinzu: «Und außerdem war Krieg. Für unsere Rasse ging es ums nackte Überleben. Im Krieg geschehen Dinge, die zu Friedenszeiten nicht passiert wären; dass sie einem dann leidtun, ist ganz normal. Und die Amis waren im Krieg auch keine Heiligen. Fragen Sie Peiper. Fragen Sie Dietrich. Die werden Ihnen das bestätigen. Nicht nur die SS hat Gefangene erschossen, die Amis haben das auch gemacht. Ganz zu schweigen von den systematischen Misshandlungen der Malmedy-Kriegsgefangenen, zu denen es in diesem und auch in anderen Gefängnissen gekommen ist.»
    Haensch zuckte nervös. Er hatte ein kinnloses Gesicht ohne Konturen, wie man es für typisch hält bei Kriegsverbrechern und Massenmördern. Aber die Amis behandelten ihn nicht schlechter als uns Übrige. Ihre geballte Verachtung hoben sie sich für Sepp Dietrich, Jochen Peiper und die anderen Beteiligten am Malmedy-Massaker auf.
    «Vergessen Sie eines nicht», sagte Biberstein. «Wir haben noch immer Freunde da draußen. Sie brauchen jedenfalls nicht das Gefühl zu haben, dass Sie allein sind. Dr. Rudolf Aschenauer hat Hunderte alte Kameraden vertreten, unter anderem Walther Funk, unseren früheren Reichswirtschaftsminister. Er ist nicht nur ein überaus kluger Anwalt, sondern auch ehemaliges Parteimitglied und darüber hinaus gläubiger Katholik. Ich weiß ja nicht, welchem Glauben Sie sich zugehörig führen, aber es ist unbestreitbar, dass in diesem Teil des Landes die Katholiken das Sagen haben. Der Weihbischof von München, Johannes Neuhäusler, und der Kölner Kardinal Frings setzen sich aktiv für uns ein. Das trifft allerdings auch für den evangelischen Landesbischof von Bayern zu, Hans Meiser. Anders ausgedrückt, es könnte in Ihrem eigenen Interesse liegen, Ihren christlichen Glauben wiederzuentdecken, da beide Kirchen das Komitee für kirchliche Gefangenenhilfe unterstützen.»
    «Ich selbst erfahre die persönliche Unterstützung des evangelischen Landesbischofs von Württemberg, Theo Wurm», sagte Haensch. «Das Gleiche gilt für unseren Kameraden Martin Sandberger. Und machen Sie sich keine Sorgen, wie Sie Ihre Verteidigung bezahlen sollen. Das Komitee übernimmt alle anfallenden Anwaltskosten. Es wird sogar von einigen mitfühlenden US -Senatoren und Kongressabgeordneten unterstützt.»
    «Ganz recht», sagte Biberstein. «Diese Männer haben sich entschieden gegen die von den Juden angefeuerten Vergeltungsmaßnahmen ausgesprochen.» Er wandte sich kurz ab und deutete mit einem abfälligen Winken auf die Landsberger Gefängnismauern. «Denn denen haben wir all das hier zu verdanken. Dass wir hier festgehalten werden, im eklatanten Widerspruch zum Völkerrecht.»
    «Wichtig ist, dass wir alle zusammenhalten», sagte Haensch. «Sinnlose Spekulationen, was manche von uns getan oder unterlassen haben, sollten unbedingt vermieden werden. Verstehen Sie das? Das würde alles nur unnötig komplizieren.»
    «Anders

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