Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
der Tussi gemacht hast, Toot.«
»Du redest zuviel! Mach Schluß, ich will essen«, sagte der schwarze Mann.
»Toot hätte ’nen Sack voll Überraschungen für dich«, sagte der Weiße. »Er ist ein phantasievoller Knabe. Er hat ’nen Haufen Polaroids aus Haiti mitgebracht. Die müßtest du mal sehen. Rat mal, was er mit ihr gemacht hat.«
Ich sah, wie mir ein Blutstropfen von der Wimper rann und wie ein kleiner roter Stern im Sand zerplatzte.
»Rate«, sagte er wieder und trat mir hart in den Hintern.
Ich biß die Zähne zusammen und spürte die Erdklumpen, die sich in meine Hand gruben.
»Du hast wohl Dreck in den Ohren, was?« sagte er und trat mir mit der Stiefelspitze in den Oberschenkel.
»Leck mich, Mistkerl!«
»Was?«
»Du hast mich gehört. Was immer du heute mit mir machst, ich zahl’s dir heim. Falls ich es nicht kann, hab’ ich Freunde, die das für mich erledigen.«
»Ich hab’ ’ne Neuigkeit für dich. Du redest jetzt nur, weil ich heute so gute Laune habe. Zweitens, du hast dir das alles selber zuzuschreiben, Arschgeige. Wenn du mit ’nem anderen seiner Nutte zu quatschen anfängst, wenn du deine Nase in anderer Leute Scheiße steckst, mußt du dem Mann was zahlen. Das sind die Regeln. Ein ehemaliger Greifer von der Mordkommission sollte das wissen. Hier die letzte Neuigkeit. Die Scherbe ist noch mal davongekommen. Toot wollte eigentlich, daß sie wie eine auf seinen Polaroidbildern aussieht. Aber die Braut bedeutet Geld auf Tasche. Es gibt Leute, die von ihr abhängig sind. Also muß man schon mal das eine oder andere durchgehen lassen, verstehst du? Deswegen hat er nur ihren Finger in die Tür geklemmt.«
»Was denn«, sagte er, und er klang beinahe fröhlich. »Zieh doch keine solche Flappe. Ich sag’s dir doch. Es war ihr ziemlich wurscht. Sie ist ein schlaues Mädchen. Die kennt die Regeln. Trotzdem, ich finde, es ist ein Jammer, daß du keine Möse zwischen den Beinen hast, das wär’ nämlich echt Geld auf Tasche.«
»Mach Schluß mit ihm«, sagte der schwarze Mann.
»Hör mal, Robicheaux, du hast’s doch nicht eilig, wie?« sagte er und trat mir mit seinem Stiefel in die Genitalien.
Von meiner Wimper tropfte Blut, und auf dem Boden bildeten sich Flecken.
»Okay, ich werd’ schnell machen, weil du anfängst, mich an einen Hund aus der Gegend hier zu erinnern«, sagte er. »Du hast ’n Haus, du hast ’n Bootsverleih, du hast ’ne Frau. Du hast überhaupt ’ne Menge, wofür du dankbar sein kannst. Also misch dich nie irgendwo ein. Bleib zu Hause, mach deine Spielchen mit deiner Mama und deinen Würmern. Falls du nicht wissen solltest, wovon ich rede, dann stell’ dir vor, du bumst eine Frau, die keine Nase mehr hat. »So, Toot. Jetzt soll der Bursche mal zahlen, was er auf seinem Deckel hat.«
Ich spürte, wie die Rasierklinge von meinem Ohr weggezogen wurde, dann riß die Stiefelspitze des Weißen mir die Schenkel auseinander und explodierte in meinen Hoden. Eine Hochofentür öffnete sich in meinen Eingeweiden, in meinem Inneren verbog sich ein Stück Winkeleisen, und ein Laut, der nicht meine Stimme war, entrang sich brüllend meiner Kehle. Und dann, um das Maß vollzumachen, während ich, auf Ellbogen und Knie gestützt, unkontrolliert zitterte und zuckte wie ein Tier, das ausgeweidet wird, holte der schwarze Mann aus und trat mir graziös wie ein Balletttänzer ins Gesicht.
Ich lag wie ein Embryo zusammengekrümmt auf der Seite, Blutfäden rannen mir aus dem Mund, und ich sah sie durch die Bäume davongehen wie zwei Freunde, deren Feiertag kurzfristig gestört worden war, weil sie eine unbedeutende Aufgabe erledigen mußten.
Ich schaue durch die Tür des Rettungshubschraubers in den heißen, strahlenden Morgen, während wir über den Kronen der Banyanbäume abheben, und das Elefantengras unter uns bekommt Furchen und drückt sich platt an den Boden, als streiche ein Riesendaumen darüber. Dann wird die Luft plötzlich kühler, ist nicht mehr wie Dampf aus einem Kessel. Und wir jagen über eine ländliche Gegend hin, unser Schatten streift über Reisfelder und Erddämme und gelbe Sandwege mit Radfahrern und Karren. Der Sani, ein Italienerjunge aus New York, setzt mir eine Morphiumspritze und wäscht mir das Gesicht mit Wasser aus einer Feldflasche. Seine Brust ist nackt und schweißig und sein Hosenbund mit Gummiband festgezurrt. » Sagen Sie Goodbye, Shitsville, Lieutenant « , sagt er, » Sie kommen ’65 lebend hier aus. « Ich rieche die Fäulnis meiner
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