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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Überlegungen zum Ursprung der Persönlichkeit und den Geheimnissen der Seele galten jemand anderem, nicht meinem toten Freund. Ein halbes Dutzend Harley-Davidsons ohne Motorverkleidung und mit jeweils einem jungen Pärchen – ausnahmslos Frauen – auf dem Sitz fuhren bis an die Straßenabsperrungen, dann mischten sich Claudette Rocque und ihre Freundinnen lässig unter die Menge. Sie trugen speckige Jeans und schwarze Harley-T-Shirts ohne BHs darunter, breite, metallbeschlagene Gürtel, Tätowierungen, Stulpenstiefel mit Metallkappen. Die Finger hatten sie in Sixpacks mit Bier gehakt, und aus den Brusttaschen ihrer T-Shirts ragten Heftchen mit ZigZag-Zigarettenpapier. Sie stellten ihre fremdartige Sexualität zur Schau wie eine Horde Westgotenkrieger ihre Leder- und Kettenpanzer.
    Aber nicht Bubbas Frau. Schwer lasteten ihre Brüste in einem schwarzen Bikinioberteil, das mit roten Herzen bedruckt war, und ihre Jeans saßen weit unten auf dem weichen, gebräunten Bauch, so daß der neben ihrem Nabel tätowierte Schmetterling in Orange und Purpur zur Geltung kam. Sie entdeckte mich und kam auf meinen Tisch zu. Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, ihre Hüften rollten und schaukelten beim Gehen, und der Bund ihrer Bluejeans hob sich schweißfeucht von ihrer Haut ab.
    Sie beugte sich über den Tisch und lächelte mir ins Gesicht. Am Brustansatz sah ich Sommersprossen. Ich roch Bier in ihrem Atem und den schwachen Duft nach Marihuana in ihrem Haar. Ihre Augen blickten träge und zugleich fröhlich, und sie biß sich auf die Lippe, als ahne sie, daß sich zwischen uns etwas aufregend Sinnliches anbahnte.
    »Wo ist das Frauchen?« fragte sie.
    »Da hinten, auf der Straße.«
    »Ob sie wohl erlaubt, daß Sie mit mir tanzen?«
    »Ich bin kein guter Tänzer, Mrs. Rocque.«
    »Ich wette, dann sind Sie in anderen Dingen gut. Jeder hat so seine Talente.« Wieder biß sie sich auf die Lippe.
    »Ich glaube, ich gehöre zu jenen Menschen, die ganz ohne besondere Talente geboren sind. Mancher von uns muß sich nicht erst die Mühe machen, bescheiden zu sein.«
    Sie lächelte mit trägem Schlafzimmerblick.
    »Die Sonne ist hinter den Wolken verschwunden«, sagte sie. »Dabei wollte ich doch noch braun werden. Finden Sie, daß ich dunkel genug bin?«
    Ich aß von meinem Pappteller und versuchte, gutmütig zu grinsen.
    »Manche Leute behaupten, in meiner Familie fließt das Blut von Schwarzen und Indianern«, sagte sie. »Mich kümmert das aber nicht. Wie die farbigen Mädel meiner Mutter immer gesagt haben: ›Brombeeren haben den süßesten Saft‹.«
    Dann tupfte sie mit dem Finger einen Schweißtropfen von meiner Stirn und steckte ihn sich in den Mund. Ich spürte, wie ich unter den Blicken der Leute zu beiden Seiten rot anlief.
    »Letzte Gelegenheit zum Tanzen«, sagte sie, legte die Hände hinter den Kopf und fing an, ihre Hüften zu einem Jimmy-Clanton-Song kreisen zu lassen, den die Rock ’n’ Roll-Band auf der Bühne gerade spielte. Sie straffte die Brüste, rollte mit dem Bauch und sah mir in die Augen. Ihre Zunge umspielte die Mundwinkel, als lecke sie eine Eiskugel. Eine Familie neben mir stand auf und entfernte sich fluchtartig. Sie beugte die Knie, bis ihr Hinterteil sich prall unter dem Jeansstoff abzeichnete, hielt die Ellbogen eng an die Brüste gedrängt, die Finger nach außen gespreizt, spitzte den feuchten Mund, ging tiefer und tiefer in die Hocke, näher und näher auf den Boden zu, und zeigte den anderen am Tisch immer mehr von ihren blassen Brüsten. Ich schaute weg, hin zur Band und entdeckte dann Annie, die mit Alafair an der Hand durch die Menge geschlendert kam.
    Claudette Rocque und Annie schauten einander mit jenem instinktiven Wissen und der unfehlbaren Witterung für die Absichten der anderen an, wie sie offenbar nur Frauen haben. Aber in Claudettes Miene war keine Verlegenheit, nur jenes träge, fröhliche Licht strahlte in ihren rötlichbraunen Augen. Dann lächelte sie uns beiden zu, legte die Hand wie unabsichtlich einem Mann auf die Schulter und hatte sich Augenblicke später mit ihm zur Straßenmitte davongemacht.
    »Wer war das?« fragte Annie.
    »Bubba Rocques Frau.«
    »Es hat ihr anscheinend gefallen, dich ein bißchen aufzumuntern.«
    »Ich glaube, sie hat heute nachmittag nur ein bißchen zuviel muta gehabt. »Sie hat was?«
    »Marihuana.«
    »Ich war ganz hingerissen von dem tanzenden Schmetterling. Sie versteht sich drauf, ihn flattern zu lassen.«
    »Das hat sie in Juilliard

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