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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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sagte sie.
    »Nein.«
    »Weil du nicht glaubst, daß ich damit fertigwerde?«
    »Weil es eine Kloake ist.«
    »Das sagst du jetzt, aber ich glaube nicht, daß du auch so empfindest.«
    »Mein erster Partner war ein Mann, den ich sehr bewundert habe. Er verfügte über höllisch viel Mumm und Integrität. Einmal wurde in der Canal Street ein kleines Mädchen durch eine Windschutzscheibe geschleudert, und dabei wurde ihr der Arm abgetrennt. Er ist in eine Bar gerannt, hat seine Jacke mit Eis gefüllt, den Arm drin eingewickelt, und sie haben ihn ihr wieder annähen können. Aber bevor derselbe Mann in den Ruhestand ging, hat er Schmiere genommen, er –«
    »Was?«
    »Er hat Bestechungsgelder genommen. Nutten, die er laufen ließ, hat er vorher geschröpft. Er hat einen vierzehn Jahre alten Jungen auf dem Dach eines Obdachlosenheims niedergeschossen.«
    »Du müßtest nur mal hören, wie wütend deine Stimme klingt. Das ist, als würde in dir ein Feuer brennen.«
    »Das ist keine Wut. Das sind Tatsachen. Man bleibt dabei, und dann fängt man irgendwann an, selbst wie ein Strolch zu reden und zu denken. Und eines Tages ertappt man sich dabei, daß man etwas tut, das man nie für möglich gehalten hätte. Und das ist dann der Zeitpunkt, zu dem man weiß, daß man endgültig auf heimischem Boden angelangt ist. Kein schöner Moment.«
    »Du bist nie so gewesen, und du wirst auch nie so werden.« Sie legte ihren Arm über meine Brust und das Knie über meinen Schenkel.
    »Weil ich da rausgekommen bin.«
    »Das hast du geglaubt, aber du bist es nicht.« Sie rieb mit dem Knie und der Innenseite ihres Schenkels an meinem Bein auf und ab, fuhr mir mit der Hand über Brust und Bauch. »Ich kenne einen Officer, auf dessen körperliche Verfassung man ein Augenmerk haben muß.«
    »Morgen möchte ich mit den Nonnen sprechen, ob ich Alafair im Kindergarten anmelden kann.«
    »Gute Idee, Skipper.«
    »Dann gehen wir in die Badeanstalt und essen in St. Martinville zu Mittag.«
    »Was immer du befiehlst.« Sie drückte sich eng an mich, blies mir ihren Atem ins Haar und hakte ihr Bein über meine Schenkel. »Was hast du sonst noch für Pläne?«
    »Dann ist da morgen abend noch ein Spiel der American Legion. Vielleicht nehmen wir uns einfach den ganzen Tag frei.«
    »Kann ich da anfassen? Da schau her, und da hab’ ich geglaubt, daß du so stoisch bist, daß dich die Reize eines Mädchens nicht erschüttern können. Mein kleiner Liebling ist wohl ein großer Schauspieler, wie?«
    Sie küßte mich auf die Wange, dann auf den Mund, schob sich dann in ihrer mütterlichen Art über mich, wie sie es immer tat, streichelte mein Gesicht und lächelte mir in die Augen. Das Mondlicht fiel auf ihre gebräunte Haut und die schweren weißen Brüste, und sie stützte sich leicht auf die Knie, nahm mich an die Hand und drückte mich in sich, und ihre Lippen bildeten plötzlich ein überraschtes O, und ihre Augen wirkten wie nach innen gekehrt. Ich küßte ihr Haar, ihr Ohr, die Spitzen ihrer Brüste, meine Hand strich über ihren Rücken und ihre zitternden harten Schenkel, und endlich spürte ich, wie die ganze Wut und Hitze dieses Tages, die in mir zu hausen schienen wie brennend heißes, in einer Whiskeyflasche eingeschlossenes Sonnenlicht, sich in ihrem rhythmischen Atem an meiner Wange und in ihren Händen und Armen auflösten, während sie mich überall drückte und liebkoste, als könnte ich ihrer Liebe entfliehen wollen, die so warm, beständig und allumfassend war wie das Meer.
    Meine Träume führten mich an viele Orte. Manchmal saß ich dann mit meinem Vater in einem Einbaum tief in den Atchafalaya-Sümpfen, dicker Nebel hing in schwarzen Bäumen, und als die Sonne über den Rand der Erde kletterte, zog ich meinen Blinker dicht bei den Zypressenstümpfen durchs Wasser und ein Kaulbarsch schnappte ihn sich und brach aus dem stillen Wasser und versprühte glitzernde Tropfen im grüngoldenen Licht. Doch heute nacht träumte ich von Hueys, die tief über dem Laubdach des Dschungels flogen und über milchig-braune Flüsse. Im Traum machten sie kein Geräusch. Am lavendelfarbenen Himmel wirkten sie wie Insekten, und als sie näher schwebten, konnte ich den Bordschützen sehen, der in die Bäume feuerte. Die Luft der Rotorblätter des Helikopters bog die Wipfel der Bäume in rasendem Tanz, und die Kugeln aus dem Maschinengewehr ließen das Wasser der Flüsse aufspritzen, peitschten durch verlassene Fischerdörfer, hüpften in geometrischen

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