Mistelzweig und Weihnachtskuesse
konnte, würde sie sich auch von nichts anderem vertreiben lassen.
„Haben Sie noch nichts von den berüchtigten Haynes-Brüdern gehört?“, fragte er.
Sie zuckte mit den Schultern. „Gerüchte. Nichts Konkretes.“
„Vier Generationen von Herzensbrechern. Vier Generationen ausschließlich Söhne. Drei Generationen notorischer Fremdgänger und verbitterter Frauen.“
„Sie und Ihre Brüder sind die vierte Generation?“
„Ja. Wir bekamen mit, wie unsere Onkel sich verhielten und wie Dad unsere Mutter behandelte. Mehrmals in der Woche hatte er andere Frauen. Earl Haynesfand, dass er alles durfte, solange er nachts nach Hause kam. Jeder in der Stadt wusste von seinen Liebschaften, meine Mutter eingeschlossen.“
„Wussten auch Sie und Ihre Brüder davon?“
Er nickte.
„Wie furchtbar.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich verstehe nicht, wie jemand so sein kann.“
„Das war ganz einfach.“
„Wie meinen Sie das?“
„In unserer Familie haben die Männer die natürliche Gabe, Frauen zu verführen.“
Holly hob leicht das Kinn. „Ist mir nicht aufgefallen.“
„Herzlichen Dank.“
Ihr Lachen klang glockenhell in Jordans Ohren. „Oh, so war das nicht gemeint. Was ich sagen wollte, war …“ Sie zögerte.
Gespannt wartete er, was jetzt kam. Würde sie behaupten, dass er sie vollkommen kalt ließ? Und wenn, würde er ihr glauben? Er kannte alle Tricks, nur wendete er sie nicht mehr an. Doch ein paar Mal hatte er Holly dabei ertappt, wie sie ihn anstarrte. Sie fiel zwar nicht in Ohnmacht, aber er bezweifelte, dass sie gegen seine Reize immun war.
Schließlich warf sie ihr Haar zurück und lächelte. „Was war noch mal die Frage?“
„Das erspare ich Ihnen“, erwiderte er. „Sie müssen nicht antworten.“
„Was ist aus Ihren Eltern geworden?“
„Sie sind geschieden. Dad lebt mit Frau Nummer fünf in Florida. Nummer zwei und drei habe ich noch kennengelernt. Wenn seine derzeitige Frau ihren Vorgängerinnen auch nur ein bisschen ähnelt, ist ihr IQ kleiner als ihr Hüftumfang. Dad hat noch nie Wert auf Niveau gelegt.“
„Und Ihre Mutter?“
Daran wollte er nicht denken. „Sie hat uns verlassen, als ich zur Highschool ging. Keiner weiß, wo sie ist.“
Trotz all seiner Anstrengungen drängte sich der furchtbare Tag in seine Erinnerung. Ein perfekter Frühlingsnachmittag, die Sonne schien, und es war warm. Er war zu Hause gewesen, aber seine Eltern hatten ihn nicht bemerkt. Alles hatte er mitbekommen. Er kannte die Wahrheit.
Jordan schüttelte den Kopf und verbannte die Bilder an einen dunklen Ort in seinem Bewusstsein, den er lieber unerforscht ließ.
Vorsichtig berührte Holly seinen Handrücken. „Entschuldigen Sie. Ich wollte keine schmerzlichen Erinnerungen wachrufen.“
Wieder war sie die Krankenschwester, tröstend und unpersönlich. Aber aus ihm unerfindlichen Gründen wollte er plötzlich mehr. Er drehte seine Hand um, sodass ihre Finger über seinen Handteller strichen. Sofort sprangen Funken zwischen ihnen. Holly erstarrte, und sein Blut kochte auf einmal. Bevor sie sich ihm entziehen konnte, schloss er seine Hand um ihre.
Ihre Augen wurden groß, und sie schluckte. „Ich, ähm … Es ist schon spät, ich sollte wohl besser gehen.“
„Danke für das Abendessen“, sagte er. „Es war toll.“ Währenddessen strich er mit dem Daumen über ihren Handrücken. Die Haut fühlte sich weich und warm an.
Sie stand auf, ohne seine Hand loszulassen. Bevor sie ging, gab er ihr einen leichten Stups. Ganz kurz nur zögerte sie, dann setzte sie sich auf die Bettkante.
Jordan drehte seine Hand noch ein Stück weiter und rieb mit dem Daumen über die Innenseite ihres Handgelenks. Hollys Puls raste, und ihre Lippen öffneten sich. Atmete sie auch mühsamer? Sein Blick wanderte zu ihren Brüsten. Er wollte Holly.
Farbe stieg ihr die Wangen und mischte sich unter die Sommersprossen.Gleichzeitig weiteten sich ihre Pupillen. Er inhalierte den süßen Duft ihres Körpers. Es wäre leicht, sie einfach an sich zu ziehen. Kinderleicht, sie in die Arme zu schließen und zu küssen, bis sie Raum und Zeit vergaß. Mochte er diesen Teil an sich auch verachten, so war er doch trotzdem wie seine Brüder von Kopf bis Fuß ein Haynes. Er wusste, wie man eine Frau verführte.
Aber nicht Holly, dachte er. Nicht, weil er sie nicht mochte – sondern gerade weil er sie mochte. Und weil er wollte, dass sie wiederkam. Nach einem kurzen Drücken ließ er ihre Hand los.
Verträumt sah sie ihn an und
Weitere Kostenlose Bücher