Mistelzweig und Weihnachtskuesse
nörgelig und quengelig. Ich wäre euch also dankbar, wenn ihr leise seid. Je länger er schläft, desto besser für mich.“
Sie sah zu Holly. „Du machst dir keine Vorstellung, wie ich mich freue, dass du hier bist. Ich werde mich weiter um ihn kümmern, aber mit dir im Haus ist er bestimmt besser gelaunt. Komm hier entlang zu deinem Schlafzimmer.“
Damit stieg sie Holly voran die Treppe hinauf. Die dritte Tür zur Linken stand offen. Als Holly eintrat, fuhr sie vor Überraschung zusammen. Das Zimmer war sagenhaft schön.
An den Wänden hingen Originaltapeten – blassblaue Rosen auf cremefarbenemHintergrund –, die dem Raum eine enorme Gemütlichkeit verliehen. In der Mitte standen ein Himmelbett aus dem neunzehnten Jahrhundert und eine dazu passende Kommode. Es gab einen großen Kleiderschrank, und auf dem Holzfußboden lagen mehrere Teppiche. Ein kleiner Tisch und zwei Stühle bildeten vor einem der Fenster eine Besucherecke.
„Es ist hinreißend“, murmelte sie leise.
„Ich dachte mir, dass dir dieses Zimmer lieber ist als eines der umgebauten“, erwiderte Luoise.
Kyle kam herein und legte die Koffer auf das Bett. „Willst du wirklich zwischen all dem alten Plunder schlafen?“, fragte er.
Louise gab ihm einen Klaps auf den Arm. „Du warst schon immer eher schön als schlau.“
„Und deshalb liebst du mich“, erwiderte Kyle, beugte sich zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
Darauf schnaubte Louise verächtlich. „Hau ab zu deiner Familie.“
Bevor Kyle ging, umarmte er Holly kurz. „Ruf an, wenn du irgendetwas brauchst“, sagte er zum Abschied und verließ das Zimmer.
Holly starrte ihm nach, verblüfft, dass sie so einfach akzeptiert worden war.
„Das Badezimmer ist neu“, erklärte Louise und zeigte auf eine Tür auf der linken Seite des Raums, bevor sie zum Bett lief und den Katzenkorb öffnete. Neugierig streckte Mistletoe den Kopf heraus. „Ich wette, du hast Hunger“, sagte Louise liebevoll.
Die Katze miaute.
„Dachte ich mir.“ Louise streichelte sie, dann ging sie in Richtung Tür. „Pack erst mal deine Sachen aus. Ich füttere Mistletoe, danach komme ich hoch und schaue nach dir.“
„Vielen Dank, Louise.“
Immer noch überrumpelt von den Ereignissen hängte Holly ihre Arbeitskleider in den Schrank. Jordans Geschwister nahmen sie auf, als würden sie sie seit Jahren kennen. Sie konnte sich nicht erklären warum. Waren sie zu jedem so? Sie wusste, dass Jordans drei Brüder bei der Polizei arbeiteten. Eigentlich hätte sie erwartet, dass sie Fremden gegenüber misstrauischer wären.
Nach einer Weile kam Louise mit einem Tablett zurück, das sie auf dem Tischchen abstellte. „Heiße Schokolade und Kekse. Ein kleiner Snack zur Überbrückung, bis Jordan aufwacht.“
„Wie geht es ihm?“
Die Haushälterin zuckte mit den Schultern. „Das Fieber scheint gesunken zu sein, und er schläft. Er ist selbst schuld. Er hat sich zu wenig geschont, dabei braucht sein Körper Ruhe.“
Unruhig biss Holly sich auf die Unterlippe. War sie für das Fieber verantwortlich? Gestern hatten Jordan und sie sich leidenschaftlich geküsst. Konnte das zu viel für ihn gewesen sein?
„Setz dich“, forderte Louise sie auf, während sie einen Stuhl heranzog. Heute trug sie einen feuerwehrroten Overall. Den Reißverschluss hatte sie weit genug aufgezogen, um die Sicht auf ihr beeindruckendes Dekolleté freizugeben. Von ihren Ohren baumelte eine Kaskade aus Kristallen und roten Perlen bis fast auf die Schultern, und Make-up betonte die blauen Augen.
Holly gehorchte und nahm einen der Kakaobecher. „Ich bin so durcheinander“, gestand sie.
„Weswegen?“
„Wegen allem. Jordans Familie ist so nett zu mir.“
„Und?“
„Sie kennen mich nicht. Ich könnte ein grässlicher Mensch sein.“
Da lachte Louise. „Nicht in tausend Jahren.“ Dann verblasste ihr Lächeln. „Erinnerst du dich an die Geschichte von den drei Musketieren?“
Holly nickte.
„Das sind die Haynes-Jungs. Alle für einen und einer für alle. Sie passen aufeinander auf. Wenn einer von ihnen jemanden mag, wird er in die Familie aufgenommen. So war es bei Austin, und so war es auch bei mir.“
„Seit wann kennst du sie?“
„Als ich aufwuchs, war Earl Haynes hier der Sheriff. Er sah so gut aus wie seine Söhne. Sie sind gute Männer, aber Earl hatte den Teufel im Leib. Er mochte Frauen, und sie konnten ihm nicht widerstehen.“
Sie verstummte in Gedanken an eine Zeit, von der Holly nichts
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