Mister Cool und Lady Crazy - Andersen, S: Mister Cool und Lady Crazy
Hüften. Gerade hob er ein langes schmales Brett in die Höhe und drückte es an die Wand. Durch diese Haltung spannten sich die Muskeln in seinen Armen und Schultern, außerdem erhaschte sie einen Blick auf sein schwarzes Achselhaar. Während er das Brett mit einer Hand festhielt, griff er nach einer Nagelpistole auf der neben ihm stehenden Leiter und – Zack! Zack, zack, zack! – war das Brett an Ort und Stelle befestigt. Dann lief er auf dem Gerüst entlang und fügte zur Sicherheit weitere Nägel hinzu.
Schließlich wischte er sich die Hände an der abgewetzten Sitzfläche seiner Jeans ab. „Ist schon Zeit für eine Bierpause?“
„Nein, Zeit fürs Mittagessen.“ Sie stellte die Kühlbox ihm gegenüber auf einem Sägebock ab. „Ich lass es einfach hier stehen.“
Gabe drehte sich abrupt um. „Ich dachte, es wäre Johnny.“
Sie betrachtete ihn ohne ihr sonst so kokettes Lächeln. „Wie du siehst, ist er es nicht.“
Ach was. Ausnahmsweise war sie mal nicht rausgeputzt – kein Lippenstift, überhaupt keine Schminke, soweit er das beurteilen konnte, und ihr bernsteinfarbenes Haar war zu einem wilden Knoten aufgetürmt. Ihr dünnes gelbes Top und die dunkelblauen Plastik-Flip-Flops sahen nach Wal-Mart aus, und ihre abgeschnittenen Jeans waren so zerlumpt, dass die Fäden bis über ihre Schenkel reichten. Trotzdem konnte man sie nicht gerade mit dem Deputy verwechseln. Und unerklärlicherweise fand er ihre Aufmachung viel heißer als diese ganzen Nimm-mich-Klamotten, die sie normalerweise trug.
Sie deutete mit einer bemerkenswert eleganten Geste auf die Kühlbox. „Also, da ist dein Mittagessen von Tantchen L“, sagte sie. „Guten Appetit.“ Sie wandte sich ab.
„Nicht so schnell.“ Lass sie gehen, lass sie gehen. Aber das wollte er nicht. Er hatte keine Lust mehr so zu tun, als ob er ihr nicht am liebsten die Shorts über die langen Beine streifen würde, dann die Unterhose zur Seite schieben, um tief und fest in sie einzudringen.
Und warum eigentlich nicht, wenn es ihr doch ähnlich erging? Er war keine siebzehn mehr. Seit Jahren hatte er alles darangesetzt, sich von wilden Ausschweifungen fernzuhalten, und das war wichtig gewesen, auf diese Weise hatte er Disziplin gelernt. Doch nun würde ihn zügelloser Sex wohl kaum wieder in den aggressiven, ordinären Typen verwandeln, der er einmal gewesen war. Himmel, er war inzwischen seit vielen Jahren ein hart arbeitender, verantwortungsvoller Erwachsener.
Und er wollte nicht, dass sie ging, was sie gerade tat. „Wenn du schon mal da bist, warum machst du dich nicht nützlich?“
„Verzeihung?“ Sie sah zurück. „Ich bin nicht dein Lakai, Donovan.“
„Komm schon. Allein brauche ich mit diesen Brettern viel länger als zu zweit – wir könnten den Windfang in Nullkommanichts verkleidet haben, wenn du mir hilfst.“
„Und das sollte mich warum genau interessieren?“
„Was weiß denn ich.“ Mit ihr zu diskutieren machte ihm einfach immer Spaß. Er lachte. „Weil du eine kluge Frau bist, die nicht will, dass Sugarvilles überarbeiteter, unterbezahlter Fire Chief seine kostbare freie Zeit damit verbringt, in der Sonne zu braten?“
„Pffft. Das macht mir überhaupt nichts. Ein erwachsener Mann hingegen, der wie ein Achtjähriger herumjammert ...“
„Es könnte ein großes Feuer ausbrechen und schlimmen Schaden anrichten, weil ich hier draußen bin, wenn es losgeht.“ Okay, es war schwer, bei dieser Behauptung ein ernstes Gesicht aufzusetzen, wo sich seine Jungs doch immer in vertretbarer Entfernung vom Löschwagen aufhielten und sie das nach letzter Nacht natürlich wusste.
Doch es funktionierte. Sie seufzte laut. „Also schön. Warum nicht.“
Ihr mürrischer Ton amüsierte ihn. Er grinste sie an. „Du bist ein Schatz.“
„Verdammt richtig. Also, was genau soll ich tun?“
Herr im Himmel. Er betrachtete diese Lippen, diese Beine. Ihm fielen da einige Antworten ein. Doch hatte er in den letzten Jahren eine Menge dazugelernt, deswegen hüpfte er nur von dem Gerüst und nahm ein neues Brett. „Steig auf der anderen Seite rauf. Hier.“ Er reichte ihr die Hand, um ihr hinaufzuhelfen, und zuckte mit den Schultern, als sie nur leise schnaubte und ohne große Umstände hinaufkletterte.
Er zeigte ihr, wie sie das Brett unter den anderen einfügen und halten sollte, während er sich mit der Nagelpistole in ihre Richtung bewegte. Als er sich zu ihr beugte, um das Ende des Bretts zu befestigten, berührten sich ihre
Weitere Kostenlose Bücher