Mister Cool und Lady Crazy - Andersen, S: Mister Cool und Lady Crazy
gleich gestehen würde, was er die ganze Zeit sich selbst gegenüber zu leugnen versucht hatte. Doch er wurde diesen Gedanken einfach nicht mehr los. „Weil ich das dumpfe Gefühl habe, dass es jemand aus meiner Mannschaft sein könnte.“
„Was?“ Johnny starrte ihn an. „Hör auf.“
„Würde ich ja gern. Aber wer auch immer diese Feuer legt, scheint zu wissen, was er tut. Er ist vorsichtig, er benutzt immer eine Art langsamen Zeitzünder, und die Brandorte sind nie allzu weit von der Stadt entfernt. Jedenfalls werden sie immer noch rechtzeitig bemerkt und gemeldet, damit wir ankommen, bevor das Feuer sich richtig ausbreiten kann.“
„Gabe. Wir sprechen von deinen Leuten, Kumpel. Das sind Feuerwehrmänner.“
„Die leider öfter für Brandstiftungen verantwortlich sind, als du dir wahrscheinlich vorstellen kannst. Google einfach mal Feuerwehrmann’ und ,Brandstiftung’, und du bekommst Tausende von Treffern. Und in diesen ganzen Artikeln steht, dass die meisten Feuerwehrmänner, die wegen Brandstiftung verhaftet werden, Freiwillige sind.“ Er lachte heiser auf. „Was für ‘ne Überraschung, nachdem 75 Prozent von uns Freiwillige sind. Trotzdem kommt es weitaus seltener vor, dass ein Berufsfeuerwehrmann einen Brand legt.“ Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, dann presste er die Handballen auf die Augen. Schließlich ließ er die Hände auf das Lenkrad sinken, um sie anzustarren, als ob sie jemand anderem gehörten. „Himmel noch mal“, sagte er müde zu seinen gebräunten Fingern. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich hoffe, mich zu irren. Aber ich kann die Möglichkeit nicht länger ausschließen. Vieles passt zu gut zusammen.“
„Warum sollte einer das tun?“
„Da fragst du mich was.“ Er sah seinen Freund an. „Meistens geht es entweder um Geld – weil die Freiwilligen nur für einen Einsatz bezahlt werden – und/oder um die Aufregung und darum, als Held dazustehen. Scheiße, Johnny, die große Mehrheit der Feuerwehrleute würde nie im Traum darauf kommen, ein Feuer zu legen. Aber es gibt eine kleine Prozentzahl, die es aus welchem Grund auch immer tun, und die sind oft für sehr viele Brandfälle verantwortlich. Wenn sie einmal damit angefangen haben, tendieren sie dazu, eine ganze Serie zu starten.“
„Womit willst du also anfangen?“
„Um das herauszufinden, sitze ich hier draußen herum.“ Johnny brauchte nicht zu wissen, dass er sich dabei ständig von den Gedanken an Macy ablenken ließ. „Ich habe die Telefonnummer von meinem Vorgänger in Florida herausgefunden ...“
„Chief Stoller?“
„Ja. Und nach allem, was ich von ihm erfahren habe, und dem, was Colin Atkins und Jake Kaufman bei einer weiteren Vernehmung gesagt haben, glaube ich, dass wir dieses Problem wahrscheinlich schon länger haben, als wir ahnen.“
„Das klingt nicht gut. Warte mal.“ Johnny kletterte aus seinem Wagen und stieg bei Gabe ein, der die Akten auf die Rückbank räumte. „Erzähl.“
„Stoller sagte, dass letzten Herbst einige Schrottautos und große Felder gebrannt hätten. Und dass er nie herausgefunden hätte, ob es sich um Brandstiftung handelte oder jemand einfach eine Zigarette aus dem Fenster geworfen hatte. Beides wäre übrigens klassisch für Brandstifter aus den Reihen der Feuerwehr. Genauso wie die Brände von verlassenen oder weit abgelegenen Gebäuden.“
„Schöner Mist. Und was war das mit diesen beiden Teenagern?“
„Mir ist später klar geworden, dass wir mit denen nie über die einzelnen Feuer gesprochen haben. Also habe ich sie mir noch einmal vorgeknöpft.“ Er sah Johnny in die Augen. „Wie sich herausstellte, sind sie für vier Mülltonnenbrände verantwortlich. Aber mit dem ersten Müllcontainer hatten sie nichts zu tun. Nur mit dem zweiten und mit dem von McFadden, wo wir sie erwischt haben.“
„Wie kann das sein?“ Johnny richtete sich auf. „Ich war doch dabei, als sie die ganzen Brände zugegeben haben, soundso viele Mülltonnen, soundso viele Müllcontainer.“
„Und zwar nachdem ich ihnen erklärt habe, dass ich der Brandstiftungsexperte schlechthin bin. Da sie also wussten, dass ihre Fingerabdrücke überall auf dem ersten Müllcontainer waren, weil sie ihn sich nach dem Feuer genau angesehen hatten, und da sie zu viel fernsehen, dachten sie sich, sie hätten ja sowieso keine Chance, und ließen sich einfach alles unterschieben.“ Er atmete tief aus. „Die Wahrheit ist jedoch, dass der erste brennende Müllcontainer sie
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