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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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hatte sich nicht die Mühe gemacht, die internationale Vorwahl für Ellas Nummer einzuspeichern. Wie lautete diese noch gleich? Er lauschte in die Stille hinein, während die Sekunden verstrichen, dann ertönte ein Freizeichen. Wo mochte sie jetzt wohl stecken? Wie spät war es zu Hause? Bitte, lieber Gott, lass sie rangehen.
    «Hey, Bruderherz! Danke für deine SMS. Bist du immer noch in Istanbul, du elender Glückspilz? Wie ist es dort? Hast du mir schon etwas gekauft? Du hast dich ja ganz schön schnell freiwillig gemeldet für jemand, der das Fliegen hasst.»
    «Hör zu, das ist jetzt alles unwichtig. Hier wartet jemandauf mich, und ich werde auch gleich zurückfliegen. Ich habe alle Sachen bei mir. Ella, du musst bitte etwas für mich erledigen. Pass genau auf. Was ich dir jetzt sage, ist sehr wichtig   …»

Kapitel 42
    Alex rieb sich die Augen und suchte in den Tiefen ihrer Tasche nach etwas, um die Schwellung abzudecken. Natürlich fand sie nichts außer Lippenbalsam, daher nahm sie eine Handvoll Taschentücher, hielt sie unter kaltes Wasser und bedeckte ihre Augen damit. Sie hatte einmal in einer Frauenzeitschrift, die sie sich am Flughafen gekauft hatte, gelesen, dass man dies mit Gurkenscheiben tat, aber vielleicht würde der Trick ja auch so klappen.
    Keine deutliche Verbesserung, fand sie, als sie kurz darauf in den Spiegel blickte. Die schwarzgestrichenen Wände und das grelle Licht auf der Damentoilette enthüllten mehr im Spiegel, als sie gerade zu ertragen imstande war. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten betrachtete sie sich einen Augenblick lang. Ich bin dünn, aber nicht auf gesunde Art, sagte sie sich. Sie zupfte an der Haut um ihre Augenpartie und betrachtete die Blässe auf ihren Lidern. Die Schatten unter ihren Augen waren violett, und sie konnte die Venen erkennen. Was mochte Frankie nur an ihr gefunden haben? Sie schob sich die Haare aus dem Gesicht. Nichts, wahrscheinlich. Wahrscheinlich hatte er es einfach nur auf einen Versuch ankommen lassen und Glück gehabt. Wo mochte er jetzt wohl stecken? Sie zog eine Bürste hervor und versuchte, sich ein wenig herzurichten, und nahm die Haare im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammen. Sie brauchte einen Haarschnitt. Vielleicht würde sie sich mit einem Friseurbesuch verwöhnen, wenn dieser Albtraum vorbei war. Dann würde sie bestimmt jedeMenge Zeit haben, während sie sich nach einem neuen Job umsah. Mit einer harschen Bewegung knallte sie die Bürste zurück in ihre Tasche. Nun, wenigstens würde das Model kommen, auch wenn sich das, was Bettina tragen sollte, noch am anderen Ende Europas befand. Außerdem hatte sie das Problem mit dem Catering gewissermaßen gelöst. Alex warf sich die Handtasche über die Schulter und begab sich wieder nach oben in die Empfangshalle des Hotels. Sie schniefte und lächelte ein wenig in sich hinein, als sie an Saffs Reaktion auf ihre absurde Bitte dachte.
    «Dreihundert?», hatte sie nach einer kurzen Pause gefragt. Und Alex hatte ihr kurz geschildert, wie Maurice sie gegen sechs Uhr auf dem Handy angerufen und völlig außer sich gekreischt hatte, dass er sich am Rande eines Nervenzusammenbruchs befände, dass er keine Erdbeeren bekäme und dass die Katze seines Lovers überfahren worden sei und dass er sich einfach nicht vorstellen könne, wie er jetzt alles noch pünktlich hinbekommen solle. Alex war anfänglich zu schockiert gewesen, um zu reagieren, und hatte mit einem einfachen «Okay» das Gespräch beendet. Doch als sie im Taxi saß, um Bettina Gordino im Hotel Stanfield in Empfang zu nehmen, sickerte das ganze Ausmaß des Entsetzens, das diese Nachricht auslöste, in ihren Verstand. Dreihundert Personen, absolute Topjournalisten aus der Sport- und Modebranche aus allen Winkeln der Welt würden morgen früh um neun ankommen, und es würde nicht einmal ein winziges Brötchen da sein, das sie ihnen vorsetzen könnte. Sie wusste jetzt, wie Jesus sich gefühlt haben mochte. Sie hatte keinen Blick mehr für die Retro-Ausstattung der Hotelhalle aus schwarzem Leder, Chrom und weißen Lilien gehabt, sondern war nur nochzur Damentoilette gehetzt, wo sie sich auf einem Klo niederließ und zehn Minuten lang heulte und sich jedes Mal die Faust in den Mund stopfte, sobald sie jemanden hereinkommen hörte. Ihre Finger hatten ewig über dem Knopf des Telefons geschwebt, bis sie schließlich Saff angerufen hatte. Es war lächerlich, sie darum zu bitten. Wie konnte eine einzige Frau in einem Handstreich Essen für so viele

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