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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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ist erst seit ein paar Stunden hier, und ich weiß jetzt schon, dass sie vollkommen unnütz ist.
Unnütz
. Selbst wenn es um Leben und Tod ginge, wäre sie nicht imstande, eine vernünftigeTasse Lapsang aufzugießen. Und wenn sie nicht an ihrem verfluchten Handy hängt und mit Freunden telefoniert, sitzt sie in der Küche und liest Zeitung. Sie sollten sie jetzt einmal sehen – die Jeans hängen ihr auf den Hüftknochen, und das Radio plärrt im Hintergrund. Sie singt sogar mit – hören Sie sich das um Himmels willen bloß einmal an!» Sie hielt den Telefonhörer von sich, und Saff konnte blecherne Geräusche und ein Fistelstimmchen hören.
    «Haben Sie Alex davon erzählt?»
    «Wie sollte ich, wenn sie unterwegs nach Kanada ist, um irgendetwas wahnsinnig Wichtiges zu erledigen?» Die Ranke klang verdrossen.
    «Ach ja, natürlich. Ich habe den ganzen Morgen gepackt und ihre Reise völlig vergessen.» Saff grübelte angestrengt, wie sie der Ranke helfen könnte. «Wie wäre es, wenn ich heute Nachmittag vorbeikäme?» Sie wusste zwar genau, dass sie das niemals schaffen würde, aber irgendwie musste es klappen. «Auf eine anständige Tasse Tee und ein Schwätzchen?»
    «Oh, Sie sind wirklich allerliebst, aber ich bin mir sicher, dass Sie viel zu beschäftigt sind. Wenn doch nur alle Menschen so wären wie Sie.»
    «Okay, liebe Ranke. Passen Sie gut auf sich auf», lachte Saff. «Ich wette, Sie biegen sich dieses Mädchen in null Komma nichts zurecht. Ich besuche Sie, sobald ich zurück bin.»
    «Viel Spaß, Liebes. Wie bezaubernd. Ich erinnere mich gut, wie ich mit Alex’ Vater immer nach St.   Moritz gefahren bin. Damals trug man noch Pelz. Nichts steht einer Frau besser zu Gesicht als   …» Und schon war sie dabei, eine ihrer phantastischen, aber vollkommen übertriebenen Geschichten zu erzählen, in denen sie stets die Heldin war.Saff lächelte und lachte an den richtigen Stellen. Die Ranke hatte es schon immer geschafft, sie bestens zu unterhalten, und sie hatte in der Vergangenheit oft erlebt, wie sie einen ganzen Raum voller Menschen bezauberte. Dennoch dankte sie dem lieben Gott, dass sie nicht
ihre
Mutter war. Immer wenn die Ranke im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, so hatte Saff beobachtet, hatte sich Alex in eine Ecke verkrochen, besonders wenn das Gelächter im Raum auf ihre Kosten ging – ihre Kleidung, ihre Männer, ihr völliges Desinteresse an ihrem Äußeren. Alex war sehr zurückhaltend und gleichzeitig so direkt wie sonst niemand, den Saff kannte – Eigenschaften, die die Ranke offenbar unglaublich langweilig fand. Es musste für Alex manchmal schmerzhaft gewesen sein, derartig zur Schau gestellt zu werden. Vielleicht hatte ihre Mutter ja gehofft, dass Alex aufblühte, wenn ihr alle Aufmerksamkeit zuteil wurde. Zweifelsohne liebte sie ihre Tochter, aber sie hatte offenkundig keine Ahnung, wie Alex wirklich tickte. Es war, als kommunizierten sie in zwei verschiedenen Sprachen miteinander.
    Saff hatte drei Kekse verdrückt, bevor sie sich endlich den persönlichen Memoiren der Ranke, in denen jeder Mann auf der Skipiste der reinste James Bond gewesen zu sein schien, entziehen konnte. Sie schloss die Tischlämpchen im Flur und auf dem Treppenabsatz an Zeitschaltuhren an – aber wer würde darauf schon hereinfallen? – und rief noch einmal bei Het an, um sie an den Alarmcode zu erinnern. Dann buk sie Plätzchen für die Reise und bereitete einen Hähnchenauflauf zum Abendessen vor – etwas Einfaches, denn sie hatten wenig Zeit. Nachdem sie das Auto zur Werkstatt gebracht hatte, um einen Hinterreifen austauschen zu lassen, war es an der Zeit, die Kinder abzuholen.
    Sie musste sie buchstäblich von ihrer Wolke herunterholen. «Wir gehn zum Skifahren, wir gehn zum Skifahren», sang Millie in den höchsten Tönen.
    «Pst.» Saff bugsierte sie zum Wagen.
    «Warum denn, Mum?»
    «Weil es nicht allen so gut geht wie uns. Vielleicht haben die anderen in ihren Ferien nicht so etwas Aufregendes vor.» Sie versicherte sich, dass die Kinder angeschnallt waren, und lenkte den Wagen auf die Straße. «Ich muss auf dem Nachhauseweg noch rasch beim Supermarkt haltmachen, um Blasenpflaster zu besorgen.»
    «Harry fährt zu seiner Nan, weil seine Mum arbeiten muss.»
    «Siehst du, genau deswegen ist es nicht besonders nett, wenn man sein Glück vor allen laut herausplärrt.»
    «Ist Nan nicht ein ziemlich gewöhnliches Wort?»
    Saff zuckte zusammen. Londons öffentliche Schulen waren wirklich ein

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