Mister Mädchen für alles
dem Beifahrersitz durch London fuhr, musste Frankie sich kneifen. Obwohl er sich darauf konzentrierte, das fremde Auto in Richtung Chelsea und Westminster zu steuern, lauschte er fasziniert den Kommentaren, die sie mit ihrer rauchigen, befehlsgewohnten Stimme unablässig von sich gab.
«In diesem Haus war ich einmal auf einer wundervollen Party.» Sie deutete mit dem manikürten Finger auf eine eindrucksvolle Eingangstür. «Sie waren alle da. Alan, Julie, Glenda, Vanessa und der liebe Terence – Sie müssen mich daran erinnern, dass ich Ihnen irgendwann einmal alles über Terence berichte, Schätzchen. Oh, wir hatten einen ungeheuren Spaß …»
Vor dem Krankenhaus suchte Frankie den nächstgelegenen Parkplatz und half ihr auszusteigen. Während sie aus dem Auto kletterte, hielt sie seinen Arm fest umklammert, doch dann stieß sie ihn plötzlich von sich und strich sich gereizt die Kleidung glatt. Als sie nebeneinander im Wartebereich saßen, entdeckte Frankie eine Zeitung, aus der er ihr kleine Artikel vorlas. Er hatte bemerkt, dass sie die Brille, die um ihren Hals baumelte, nicht aufsetzte, sondern sich nur kurz vor die Augen hielt, wenn es gar nicht anders ging. Sie war jedoch nicht im Geringsten an den Rezensionen interessiert, sondern fragte ihn eingehend über die Ergebnisse der Pferderennen aus. Als sie schließlich aufgerufen wurde, sah Frankie sie selbstbewusst und aufrecht durch den Raum schreiten. Erstaunt schüttelte er den Kopf. Es erschien ihm unmöglich, dass diese elegante Schönheit die Mutter jener großen, etwas schlaksigen Frau sein sollte, die ihn bei seinem misslungenen Vorstellungstermin so schwer in die Mangel genommen hatte. Während er dasaß und auf die Tür des Behandlungszimmers starrte, konnte er immer noch nicht fassen, was ihm widerfahren war. Doch dann klingelte sein Handy, und er kassierte einen strengen Blick von der Dame an der Rezeption. Weil der Anruf von Ella kam, huschte er nach draußen und nahm ihn entgegen. Schon ihr erstes Wort klang so flehentlich, dass ihm sofort klar war, was sie wollte.
«Es ist echt phantastisch gelaufen. Alle konnten mich gut leiden, und diese andere Frau wird vierzehn Tage ausfallen – sie hat was mit dem Rücken oder so. Meinst du, du könntest …?»
«Oh, ich weiß nicht.» Frankie schüttelte den Kopf. «Das steht eigentlich nicht zur Diskussion. Du hast diesen Job angenommen, jetzt kannst du nicht einfach alles hinwerfen.Warum sagst du denen nicht, dass du deine Kündigungsfrist wahren musst und erst in ein paar Tagen anfangen kannst? Dann hat Alex die Chance, sich jemand anders zu suchen. Wie stellst du dir das vor? Dass ich für dich einspringe? Was wird Alex dazu sagen? Sie wollte mich von Anfang an nicht einstellen. Sie wollte dich. Wir können doch nicht einfach Plätze tauschen und hoffen, dass sie es nicht bemerkt. Das ist unaufrichtig. Oh, ihre Mutter kommt gerade raus. Wir sprechen später weiter. Ja, ja. Du schuldest mir einen Riesengefallen!»
Die Ranke war aus dem Behandlungszimmer gekommen, hielt sich den verletzten Arm und blickte sich ziellos, fast unsicher um. «Da sind Sie ja.» Selbst ihr herrischer Tonfall konnte nicht verbergen, wie erleichtert sie war, als sie ihn entdeckte. «Also, dieser Arzt kennt sich überhaupt nicht aus. Er besteht darauf, dass ich mindestens noch ein paar Wochen bei Alex bleibe, und dann soll ich wiederkommen, damit sie mich noch einmal röntgen.» Sie hakte sich bei ihm unter und beugte sich zu ihm heran. «Wissen Sie was, Schätzchen, gleich um die Ecke gibt es einen Buchmacher, vielleicht könnten wir auf unserem Rückweg dort kurz haltmachen. Und vielleicht könnten wir auch gleich eine anständige Marmelade besorgen. Wenn ich schon dazu verdammt bin, bei Alex zu bleiben, kann ich es mir wenigstens gemütlich machen. Ihre dusselige Schwester hat von nichts Ahnung. Ich sollte sie anrufen und ihr sagen, dass ich bestens allein zurechtkomme.»
Doch während der Nachmittag verging, stellte sich zunehmend heraus, dass dies nicht der Fall war. Nachdem sie ihre Wetten platziert hatte und sie wieder zu Hause waren, beobachtete er, wie sie sich abkämpfte, als sie ihre Jacke ausziehen wollte. Er war sich nicht sicher, ob sie nichtbeleidigt reagieren würde, wenn er ihr seine Hilfe anbot – schließlich besaß sie ihren Stolz. Doch als ihr dann eine Teetasse aus der Hand rutschte und auf dem Küchenboden zerbrach, wusste er, dass er eingreifen musste.
«Passen Sie auf», sagte er,
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