Mister Mädchen für alles
vertraut war – ihre Haut roch sauber, warm und ein wenig nach Seife. Sorgfältig faltete er den Pyjama zusammen und legte ihn auf den Stuhl, dann zog er die weißen Baumwolllaken ab.
Kapitel 18
Saff blickte auf die Uhr, während sie die Schublade mit den Pfannen zuknallte. Max war zu spät dran. Eigentlich rief er immer an, wenn er wusste, dass es sehr viel später wurde.
«Komm schon», drängelte sie Oscar, der auf dem Sofa lag und sich die
Simpsons
ansah. «Du übst jetzt Klarinette, und dann geht es ab ins Bett.»
Der Junge stöhnte. «Warum? Klarinettespielen ist ätzend.»
«Weil du üben musst.» Sanft zog sie ihn an den Beinen und schüttelte das Kissen hinter ihm auf. Er schien mittlerweile so groß geworden zu sein, dass er das ganze Sofa besetzte. Wie konnte er so gewachsen sein, ohne dass sie es bemerkt hatte? Vielleicht wuchs er nachts, wie die magische Bohnenranke im Märchen. Wo steckte Max bloß?
«Aber Mum, das ist sooo langweilig, und Mr. Tredington ist ein Idiot, und außerdem kann ich die Tonleitern schon.»
«Aber du spielst die Stücke noch nicht so gut, Oscar», erwiderte sie mit einer Strenge, die sie überraschte. «In der Prüfung wirst du wie ein Idiot dastehen, wenn du sie nicht beherrschst.»
«Na und?» Er stand auf und ließ die Schultern missmutig hängen. «Ich würde lieber etwas Cooles wie Schlagzeug spielen. Ricky spielt Schlagzeug, und alle finden ihn cool.»
«Tja, tust du aber nicht, außerdem solltest du dichlangsam
selbst
um diese Dinge kümmern. Warum muss ich dich immerzu an alles erinnern, was du zu erledigen hast?»
«Warum auch nicht? Du tust doch sonst den ganzen Tag nichts anderes.»
Saff kam es vor, als hätte er ihr ins Gesicht geschlagen. Sie stand da mit dem Geschirrtuch, das ihr schlaff in der Hand hing, während Oscar sich an ihr vorbeischob und ihr dabei absichtlich gegen den Arm stieß. Sie wusste, dass sie ihn sich hätte vorknöpfen müssen, um ihm unmissverständlich zu erklären, dass sie ihren Tag damit zubrachte, sich um seinen Dad, um ihn und um Millie zu kümmern, und dass sie für die ganze Familie putzte und kochte, ihre Zimmer aufräumte und ihren geschäftigen Alltag für sie organisierte. Doch aus irgendeinem Grund brachte sie kein Wort heraus.
Als sie zurück in der Küche war, suchte sie nach einer Beschäftigung und verfolgte Oscars halbherzige Versuche, seine Stücke auf Niveaustufe zwei zu spielen, nur mit einem Ohr. Sie würde es ihm schon zeigen. Sie faltete das Geschirrtuch zusammen und hängte es ordentlich neben die anderen, farblich passenden, auf die Handtuchschiene neben dem Ofen. Dann schnappte sie sich eine Spielzeugschnecke zum Aufziehen vom Tisch, die Millie hatte liegen lassen. Anschließend arrangierte sie die Früchte im Obstkorb neu. Und das war es dann. Es gab nichts mehr für sie zu tun. Der Geschirrspüler brummte in der Ecke und wusch die Teller vom Abendessen sauber, und das bisschen Bügelwäsche, das sie erledigt hatte, lüftete oben aus. Sie hatte die Schultaschen für morgen gepackt, die Hausaufgabenhefte unterschrieben, Pausenbrote vorbereitet, und Millies Sommerschulrock trocknete auf demWäscheständer. Saff trommelte mit den Fingern auf den Tisch, wirbelte herum, knipste das Licht aus und ging nach oben, um mit Millie zu sprechen, die in der Badewanne saß.
Die Badewanne, in der immer noch das Badewasser stand, war jedoch bis auf ein paar einsame Schaumblasen, einen Waschlappen und ein trostlos herumdümpelndes Wasserspielzeug leer. Millies Handtuch hing sauber gefaltet auf dem Handtuchständer, und das kleine Mädchen lag im Pyjama auf dem Boden ihres Kinderzimmers, wo sie sich eine Geschichte von Jacqueline Wilson über ihre Kopfhörer anhörte und dabei ein Bild malte. Saff hob eine Strickjacke auf, die auf dem Boden lag, und hängte sie über eine Stuhllehne. Dann ging sie in ihr Schlafzimmer. Die Luft war abgekühlt, und so schloss sie das Fenster und strich mit den Händen über ihren Bettüberwurf, um die nicht vorhandenen Falten zu glätten. Das Zimmer roch nach einer Mischung aus ihrem Parfüm und dem Reinigungsmittel, mit dem sie es vorhin geputzt hatte.
Sie setzte sich aufs Bett, dann ließ sie sich zurücksinken und starrte an die Decke. Sie liebte dieses Zimmer, seine Tapete mit den pinkfarbenen Rosen und ihren kleinen Boudoir-Stuhl, der mit einem knallrosa Leinenstoff bezogen war. Sie drehte den Kopf, bis ihr geliebter Frisiertisch – ein Geschenk ihrer Großmutter – in Sicht kam,
Weitere Kostenlose Bücher