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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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normale Unterwäsche zeichnet sich nicht darunter ab, also muss ich mir keinen unsäglichen Stringtanga antun! Würden Sie heute bitte mein Bett frisch überziehen? Todd kommt zu Besuch. Und vielleicht können Sie Mum motivieren, dass sie ihren Arm wenigstens ein bisschen bewegt? Sie reagiert sehr ungehalten, wenn ich es wage, sie darauf anzusprechen. Habe ich die Chance auf einen Nachschub Ihres köstlichen Früchtebrots?
    Wie immer vielen Dank. Scheck liegt anbei.
    Alex
     
    Todd? Wer war Todd? Er hörte zum ersten Mal von diesem Todd. Was für ein lächerlicher Name. Je öfter man ihn aussprach, desto lächerlicher klang er. Todd hörte sich nach einer Comicfigur mit einem Kopf wie ein Kanister und höllischen Muskeln an. Wahrscheinlich verständigte er sich mit Grunzlauten. Wie kam es nur, dass sich attraktive und kluge Frauen immer in komplette Idioten verliebten, besonders in solche mit dämlichen Namen? Er hatte angenommen, dass Alex über einen besseren Geschmack verfügte. «Igitt!» Entschlossen schüttelte er den Kopf und blickte auf die Uhr. Er könnte das Bett noch beziehen, bevor sie losgingen. Ach – egal! Das konnte warten.
    Ein paar Stunden später regte sich die Ranke in der Tate Modern auf ihre typisch laute Art über die jüngste Installation in der Turbine Hall auf, doch Frankie hatte keine Lust, in die Lästerei einzufallen, und nickte nur schwach, wenn sie weitere Ungeheuerlichkeiten von sich gab. Solange sie sich bewegte und amüsierte und, was ihm amwichtigsten war, nicht auf ihrem angestammten Platz vor dem Fernseher saß, war ihm alles andere egal.
    «Jetzt sehen Sie sich das mal an, Schätzchen!», zeterte sie und deutete auf mehrere Stapel sorgfältig arrangierter
objets trouvés
, durch die sie sich schlängeln mussten. «Sinnlos zusammengeworfen! Hier sieht es aus wie in der Brick Lane an einem schlechten Tag. Man braucht schon etwas mehr Talent, als dieser Mensch namens Gottfried besitzt, um einen Raum wie diesen zu bespielen. Allerdings würde sich dieser Ort großartig für ein Beckett-Stück eignen, nicht wahr? Oder für einen
Sommernachtstraum
, wie Peter Brook ihn so phantastisch auf die Bühne gebracht hat. Ich habe bislang keinen besseren gesehen.
Sie
sollten Shakespeare spielen, mein Lieber, bevor es zu spät dafür ist. Für Hamlet sind Sie immer noch jung genug, für Romeo hingegen reicht es nicht mehr.»
    Mit einem Mal fühlte sich Frankie entmutigt. Wie jämmerlich, wenn man die Chance auf eine große Rolle schon verpasst hat, bevor man richtig losgelegt hat. Bei der Ranke klang es so, als bräuchte er sich bloß zu entscheiden. Als könnte er zwischen einzelnen Produktionen wählen und zwischen einer Vielzahl von Angeboten, um seine großartige Karriere in die Richtung zu lenken, die er sich wünschte. Sie hatte es einfach nicht verstanden. Seine großartige Karriere steckte im Moment so tief in der Scheiße, dass sie langsam, aber sicher in bislang unerforschte Gebiete driftete. Er hatte schon seit über sechs Wochen nichts mehr von seiner Agentin gehört. Und das letzte Mal hatte sie ihn nur angerufen, um die Handynummer einer seiner Kolleginnen aus der Schauspielschule zu erfragen. Zu allem Übel zogen ihn seine Kumpel ständig damit auf, dass aus ihm eine Hausfrau gewordensei. Er seufzte tief. Die Ranke bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte.
    «Was gibt es?», fragte sie schmeichelnd und streckte beide – wie er bemerkte – Arme nach ihm aus, um ihm unsichtbare Staubfussel vom Hemd zu wischen. «Langweile ich Sie? Würden Sie lieber ins Globe Theatre gehen?»
    Er schüttelte heftig den Kopf. «Nein, nein! Ich bleibe gern, so lange Sie wollen. Es ist nur   … na ja, ich habe schon seit einer Ewigkeit kein gutes Angebot mehr bekommen, und es fühlt sich an, als liefen die Dinge an mir vorbei   …» Frankie verstummte und blickte über die Schulter der Ranke in die weiter entfernten Ecken der riesigen Ausstellungshalle. Er konnte ihr nicht in die Augen schauen. Hier stand er nun, der Verlierer in einer Welt, in der sie zu den größten Gewinnern ihrer Ära zählte.
    «Aber jetzt sehen Sie sich doch nur an!», erwiderte sie entrüstet und trat einen Schritt zurück. «Sie sind jung, talentiert, sind einfach umwerfend attraktiv   … ja, ich spreche von Ihnen, Schätzchen. London sollte Ihnen zu Füßen liegen. Ich glaube an Sie, Frankie, wirklich. Und ich täusche mich nie.»
    Frankie schüttelte den Kopf, fast ein wenig genervt davon, wie sehr sie aneinander

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