Mister Mädchen für alles
gewesen. Saff hatte einfach immer nur den Wunsch gehabt, in der Sonne zu liegen und Ketten aus Gänseblümchen zu flechten, anstatt für ihre Prüfung in Biologie zu lernen. Und Alex? Sie saß in ihrem Zimmer und büffelte.
Saff war schon müde, bevor sie die Kinder in der Schule ablieferte. Sie wendete erschöpft den Wagen, um nach Hause zu fahren, wo ein Tag voller – ja, voller was auf sie wartete? Sollte sie noch ein Küchenregal ausräumen und putzen, das bereits makellos sauber war? Den Rasen mähen, für den Fall, dass er über Nacht einen halben Millimeter gewachsen war? Nein, heute würde sie das nicht über sich bringen. Während sie dem verfluchten Vogelgesang in der Morgendämmerung gelauscht hatte, war ihr vor allem eines auf grauenvolle Weise klar geworden, nämlich, dass sie nur Teil eines Ganzen war. Das hatte sie auch nicht einschlafen lassen. Natürlich war es absolut lächerlich, sich vorzustellen, dass Max eine Affäre mit Greta hatte. Dochwas, wenn er sie wegen einer anderen verließe? Was würde von ihr übrig bleiben? Gäbe es für ihr Leben dann noch irgendeinen Sinn? Sie wäre ja nicht einmal mehr die Ehefrau von jemandem. Saffron wendete noch einmal in einer Auffahrt und fuhr Richtung Alex. Sie würde das geheime Duo besuchen. In den letzten Tagen waren die beiden für sie zu einer richtigen Zuflucht geworden. Doch … wovor? Vor Langeweile und diesem schalen Gefühl, das sie nicht abzuschütteln vermochte.
«Oh, Sie jagen mir vielleicht einen Schrecken ein.» Die Ranke legte sich die Hand mit dramatischer Geste an die Brust, als sie die Tür öffnete. «Dieses Versteckspiel strapaziert meine Nerven, aber es ist durchaus aufregend, finden Sie nicht, Liebes?» Sie gab Saff links und rechts ein Luftküsschen auf die Wange und schloss die Tür hinter ihr. «Natürlich hat Alex keine Ahnung. Sie ist viel zu beschäftigt mit ihrer Produkteinführung. Kommen Sie rein, und trinken Sie eine Tasse von Frankies köstlichem Kaffee mit mir. Er ist ein wahres Goldstück.» Sie führte Saff ins Wohnzimmer. «Wirklich zu schade, dass Sie bereits verheiratet sind, Liebes, denn Sie beide würden perfekt zueinanderpassen. Wenn Sie mich kurz entschuldigen würden, dann verschwinde ich jetzt und lege meine Kriegsbemalung auf.»
Frankie steckte den Kopf aus der Küche, als Saff das Wohnzimmer betrat. Mmm, es war in der Tat bedauerlich, dass sie in festen Händen war, denn er sah wirklich sehr gut aus. Besonders jetzt, da er eine leichte Frühlingsbräune besaß und nicht mehr wie ein leiderfüllter Schauspieler aussah.
«Saff, wie geht’s dir?» Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
«Du duftest nach Plätzchen.» Saffron ließ ihre Handtasche fallen. «Ich stelle mal den Wasserkocher an.»
«Tue ich das? Ich mache nur gerade ein paar Brownies. Die Herrin hat danach verlangt.»
Saffron hielt den Wasserkocher unter den Hahn. «Die Ranke? Ich dachte, sie äße wie ein Spatz. Alles, was ich ihr bis jetzt gebacken habe, hat in der Kuchendose Schimmel angesetzt.»
Frankie lachte, während er die zähflüssige Teigmasse in der Schüssel mit einem Holzlöffel verrührte. «Von dieser Herrin spreche ich ja nicht. Ich meine die Abwesende. Sie, der ich unbedingt gehorchen muss.»
«Oh, ich verstehe – ja, Alex hat in der Tat etwas für Selbstgebackenes übrig.» Saff lehnte sich gegen den Küchentresen, verschränkte die Arme und sah ihm beim Backen zu. Das war neu für sie. Das Äußerste, was Max in der Küche zustande brachte, war Toast.
Frankie gab den Teig auf ein Backblech. «Dann scheint sie auf die Backkünste von anderen zu vertrauen, denn gemessen an der Ausstattung in dieser Küche bereitet sie sich nie mehr als eine Tasse Tee zu. Ich musste sogar diesen Holzlöffel besorgen.»
Saff lachte. «Das klingt ganz nach Alex. Sie ist sogar zu beschäftigt, um zu essen.»
«Wie ist deine Freundin denn so? Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich für einen Geist arbeite.»
«Alex? Sie ist schlau, witzig und sehr loyal. Und sie verteidigt ihre Unabhängigkeit unerbittlich. Dass sie von dir fremde Hilfe annehmen muss, geht ihr total gegen den Strich. Als wir noch in der Schule waren, hat sie einmal für irgendetwas Schelte bekommen, das sie nicht getan hat – ich weiß nicht mehr, worum es sich drehte. Es war bestimmtirgendetwas Dämliches. Doch Alex hatte mir strikt verboten, dem Lehrer zu sagen, dass sie nicht die Schuldige war. Sie hat die Sache einfach auf sich
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