Mister Mädchen für alles
genommen.»
Frankie hielt inne und blickte auf. «Sie und ihre Mutter scheinen so unterschiedlich wie Tag und Nacht zu sein.»
«Das ist eigentlich auch gut so. Wenn Alex wie die Ranke wäre, käme es zu weitaus schlimmeren Auseinandersetzungen zwischen den beiden. Eine Familie ist zu klein für zwei Egos von diesem Ausmaß!» Saff überlegte einen Moment lang. «Die Ranke liebt es, im Rampenlicht zu stehen – und das ist etwas, das Alex hasst –, aber beide können es nicht ausstehen, wenn man sie für dumm verkauft.»
«Und was ist mit Alex’ Vater? Du dürftest ihn doch gekannt haben?»
«Oh, ja. Er war ein ziemlicher Dandy. Witzig, der strahlende Mittelpunkt der Familie, aber schrecklich unzuverlässig. Ich denke manchmal, dass Alex eine Art genetischer Rückgriff auf frühere Generationen sein muss. Die Ranke stammt aus einem hart arbeitenden Elternhaus der Mittelschicht – sie ist nicht die Primadonna, die sie vorgibt zu sein. Ich glaube, dass Alex eher etwas aus diesem Teil der Familie in sich trägt.» Saff zögerte. «Ich habe sie so gern, dass ich mir manchmal wünschte, ich wäre wie sie.»
Frankie betrachtete sie von der Seite und fuhr dann fort, den Teig aus der Schüssel zu kratzen. «Oh, dieser dämliche Löffel taugt aber auch zu gar nichts. Wie kommst du an die Teigreste?»
«Du brauchst einen Plastikschaber. Ich werde dir einen besorgen – die sind einfach großartig!», rief Saff begeistert. «Sie gehören zu den Dingen, ohne die ich in der Küche nicht leben könnte. Mir ist aufgefallen, dass du eine Prise Salz in den Teig gegeben hast. Das mache ich nie.»
Frankie lachte und schob das Blech in den Ofen. «Das hebt den Geschmack. Jamie Oliver würde vor Neid erblassen. Wie du siehst, bin ich nicht nur zum Angucken da!»
Und ob er das war. Saff füllte die Cafetière, und der Duft des frischen Gebräus stieg ihr in die Nase. Von Alex bekam sie immer nur eine Tasse löslichen Kaffee mit Milch, wenn sie Glück hatte. Ja, es machte einfach Spaß, mit Frankie und der Ranke zusammen zu sein.
«Man kann sehen, wie gern du kochst, Frankie. Alex schwärmt in den höchsten Tönen von den Gerichten, die du ihr zum Abendessen vorbereitest – na ja, die Ella ihr vorkocht, wenn wir ganz korrekt sein wollen! Kochen ist auch meine Leidenschaft. Es entspannt mich. Und ich glaube, es ist so ziemlich die einzige Sache, die ich
wirklich
beherrsche.» Saff hatte plötzlich das Gefühl, losheulen zu müssen, und blickte auf ihre Füße.
«Hey, Saff. Was ist denn los?»
«So!» Die Tür wurde aufgerissen. «Es ist Zeit für unsere Lektion, Frankie, mein Junge.»
Saff rieb sich eilig die Augen und war froh über die Unterbrechung. Die Ranke verschwand genauso schnell wie sie aufgetaucht war. «Lektion? Sie bringt dir doch nicht etwa das Pokerspielen bei, oder?»
Frankie lächelte verschmitzt. «Doch, in der Tat! Ich werde langsam richtig gut – wenn ich mir nur merken könnte, wie viel welches Blatt wert ist. Sie erzählt mir immer wieder von Strip-Poker-Abenden, auf denen sie als junge Frau war. Sie trug immer acht Unterhosen, um sich nie ganz ausziehen zu müssen! Wahrscheinlich kanntet ihr euch damals schon, oder du hast sie kurz danach kennengelernt.»
Saff erinnerte sich, wie sie Alex’ Mutter das erste Mal gesehen hatte, als diese ihre Tochter im Internat ablieferte.Natürlich waren sie damals noch klein gewesen, vielleicht neun oder zehn. «Ich erinnere mich daran, dass sie einen Mercedes-Sportwagen fuhr, aber ich hatte keine Ahnung, wer diese schöne Frau mit dem Turban und dem wallenden Kaftan war.» Sie lachte. «Doch meinem Vater klappte der Unterkiefer zu Boden, und ich weiß noch, dass meine Mutter ein bisschen eifersüchtig war. ‹Das ist die Ranke›, hatte sie ehrfürchtig geflüstert und mir erzählt, dass sie und ihre Freundinnen sich immer gewünscht hatten, wie sie auszusehen, und wie toll sie es fand, dass die Tochter der Ranke in unserem Jahrgang war. Ich kenne sie jetzt schon so lange als Alex’ Mutter – sie war sogar auf meiner Hochzeit, verstehst du –, dass ich immer wieder vergesse, was für ein Star diese Frau gewesen ist.»
«Das ist für Alex sicher nicht leicht.» Frankie griff nach zwei Tassen und stellte sie auf das Tablett. «Ich meine, war sie nie eifersüchtig?»
Saff hatte sich darüber eigentlich noch nie Gedanken gemacht, aber ihr war bewusst, wie neiderfüllt sie selbst immer gewesen war. Doch der glanzvolle Lebensstil, die Einladungen zu
Weitere Kostenlose Bücher