Mister Mädchen für alles
Wie unangenehm das für Sie gewesen sein muss, Frankie.» Sie trat näher an ihn heran, und es fiel ihr schwer, ihrem Verlangen, ihn anzubrüllen und ihre Wut an ihm auszulassen, nicht nachzugeben. «Wissen Sie, wie es sich anfühlt, hintergangen zu werden, Frankie? Von Menschen, denen Sie vertrauen?»
Frankie antwortete leise. «Nein, nein, das weiß ich nicht. Es tut mir leid.»
«Es tut Ihnen leid? Und Sie glauben, damit wäre die Sache entschuldigt, Frankie? Soll ich Ihnen vielleicht dafürdanken, dass Sie die Waschmaschine repariert haben? Dass Sie meine Wäsche gewaschen und meine Unterhosen gebügelt haben? Können Sie sich vorstellen, wie es sich anfühlt, derartig betrogen zu werden?»
«Alex, Ella konnte den Job nicht übernehmen – sie hat die Stelle angeboten bekommen, für die sie alles gegeben hätte, und jemand musste Ihre Mutter doch betreuen.»
«O ja, Ella. Sie hat großartig mitgespielt, nicht wahr? Und die Dinnerparty. In meiner Wohnung! Ich hatte Gäste eingeladen, und die Hälfte von ihnen war über Ihre kleine Scharade im Bilde, oder?» O Gott, Max auch. Sie hatte ihn ganz vergessen. «Sie hatten sich bestimmt in der Besenkammer versteckt. Stimmt’s, Frankie?» Sie hatte nicht bemerkt, dass sie ihn an den Armen gepackt hatte. Schnell zog sie die Hände zurück.
«Nein. Nein. Ich war draußen.»
«Herr im Himmel.» Sie wandte sich ab.
«Alex», hob er einen Augenblick später mit sanfter Stimme an. «Ich weiß, dass das, was wir getan haben, unverzeihlich ist, doch ich kann nur hoffen, es hat Ihnen wenigstens ein wenig geholfen. Dass Saff davon erfahren hat, ist meine Schuld. Eines Tages tauchte sie auf, und wir haben sie darum gebeten, nichts zu sagen, weil uns klar war, dass Sie mich feuern würden. Saff fand auch, dass Ihre Mutter von jemandem betreut werden musste. Und ich denke, dass das immer noch so ist. Ich glaube, sie braucht …»
Alex drehte sich auf dem Absatz um. Sie spürte, wie ihr eine Träne die Wange hinablief, und strich sie sich gereizt aus dem Gesicht. «Ja, Frankie, sie brauchte jemanden, der sich um sie kümmert, denn …» – Vorsicht, Alex, Vorsicht! – «denn meine Mutter braucht immer irgendetwas. Sie braucht Aufmerksamkeit und Fürsorge wie die Luftzum Leben. Und sie atmet sie vollkommen ein. Wenn Sie zu lange in Ihrer Nähe sind, kann es Ihnen passieren, dass Sie ersticken, weil keine Luft mehr für Sie übrig bleibt. Sie mögen sich an ihrer Gegenwart vielleicht ein paar Wochen lang erfreut haben, doch meine Mutter hat Seiten, die Sie nicht kennen. Und ich bin diejenige, die entscheidet, wie viel Hilfe meine Mutter … braucht. Rein zufällig sind Sie ohnehin nicht die Person, die ich dafür eingestellt habe.» Alex hielt inne, bevor sie zu weit ging. «Ich habe jetzt dafür keine Zeit. Wie es der Teufel will, muss ich nämlich bereits zum zweiten Mal die Pressetexte für ein Event schreiben, das vielleicht zu den wichtigsten Veranstaltungen meiner Karriere zählt und das sich zusehends in eine einzige Katastrophe verwandelt.» Und damit setzte sie sich wieder an ihren Platz vor ihrem Laptop und wandte sich entschieden ihrer Arbeit zu. «Gehen Sie jetzt bitte.»
Einen Moment lang stand Frankie neben ihr und betrachtete sie intensiv. Dann drehte er sich um und trat leise aus der Wohnungstür nach draußen.
In der Wohnung war es sehr still und, wie Alex widerwillig feststellte, sie fühlte sich leerer an als jemals zuvor.
Kapitel 26
Frankie zog die Haustür hinter sich zu und trat auf die Straße hinaus. Na großartig, das lief ja hervorragend, du Idiot. Er hatte die perfekte und unerwartete Gelegenheit gehabt, mit Alex über ihre deprimierte Mutter zu sprechen, und sie vollkommen in den Sand gesetzt. Sie schien ziemlich klare Ansichten über die Ranke zu haben, und er hatte es lediglich fertiggebracht, sie noch wütender zu machen. Frankie schüttelte den Kopf. Die ganze Angelegenheit ging ihn sowieso nichts an. Warum sollte er sich dafür einsetzen, dass zwischen den beiden wieder Frieden herrschte? Wütend kickte er eine Cola-Dose über die Straße und ging nach Hause.
Er hörte das Telefon klingeln, während er mit dem Schlüssel herumhantierte. «Hallo?», japste er, als er das Telefon auf dem Sofa gefunden hatte, wo Ella es zuletzt hatte liegen lassen. Er hörte die kratzende Raucherstimme am anderen Ende der Leitung. «Wann soll ich da sein? Ja, wieder in St. John’s Wood? Klar, kein Problem. Soll ich eine bestimme Szene
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