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Mister Medusa

Mister Medusa

Titel: Mister Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und sie drückte den Oberkörper nach vorn und legte dabei ihre Handflächen flach auf die Oberschenkel, um in dieser Haltung wieder zu Atem zu kommen.
    Vor ihren Augen tanzte etwas, das sie nicht identifizieren konnte. Es waren irgendwelche Schatten, die aus dem Zustand der Erschöpfung geboren sein mussten und sich so leicht nicht vertreiben ließen. Sigrid brauchte eine Weile, bis sie sich wieder wie ein Mensch fühlte.
    Der Himmel schickte das Licht durch die Lücken zwischen den Bäumen. Für Sigrid war alles gut zu erkennen, und sie sah ihre Freundin etwa fünf, sechs Meter von sich entfernt auf dem Boden sitzen. Wie ein weiblicher Waldgeist, der sich in eine dicke Laubschicht eingraben wollte. Die Haltung gefiel Sigrid gar nicht. Eva Lund hatte das linke Bein angewinkelt und beide Hände auf den Fußknöchel gedrückt, als wollte sie ihn wärmen. Dabei zuckten ihre Lippen, aber zugleich war das Gesicht auch verzerrt. Irgendetwas war mit ihrem Fuß. Wahrscheinlich hatte sie ihn sich verstaucht.
    Sprechen konnte sie nicht, denn auch sie musste sich erst wieder fassen, und nur der scharfe Atem fegte aus dem offenen Mund.
    Sigrid näherte sich ihr, ohne ein Wort zu sagen. Erst dicht vor Eva blieb sie stehen.
    Das Gesicht der Sitzenden war nass. Wahrscheinlich durch die Spuren der Tränen, die sich auf ihren Wangen abzeichneten. Sie wollte etwas erklären, aber Sigrid schüttelte den Kopf.
    »Nein, nein, sag jetzt nichts. Denk erst mal daran, dass wir es geschafft haben.«
    »Geschafft?«, krächzte Eva.
    »Ja, wir haben es hinter uns!«
    Das konnte Eva nicht so recht glauben. Im Sitzen drehte sie den Kopf und schaute sich um, als wären irgendwelche Feinde in der Nähe, die sich noch versteckt hielten.
    »Er ist doch noch da.«
    »Und wir sind ihm entkommen.«
    Eva Lund lachte. Es hörte sich an, als würde sie weinen. »Entkommen ist gut«, flüsterte sie. »Nein, nein, er wird uns verfolgen, Sigrid. Er wird uns suchen und...«
    »Dann sind wir weg.«
    »Wohin denn? Wohin sollen wir flüchten? Kennst du dich hier aus? Hier im Wald? Wir kennen doch nur den Weg zu unserem Hurenhaus, sonst nichts, verdammt. Aber er, er kennt sich aus. Er wird uns auch finden, denn so weit sind wir nicht gelaufen.«
    »Bis jetzt nicht, Eva, aber...«
    »Hör auf!«, keuchte sie zu Sigrid hoch. »Ich weiß schon, was du sagen willst, aber so läuft das nicht. Überhaupt nicht, verstehst du? Das ist nicht drin, sage ich dir.
    »Was denn?«
    »Ich kann nicht mehr laufen!« Die ersten Worte hatte sie noch geschrien, die letzten waren in einem weinerlichen Greinen untergegangen. Sie schnappte nach Luft. »Verstehst du das? Ich kann nicht mehr laufen.«
    »Du hast was am Fuß.«
    »Ja, verflucht!«
    »Was denn?«
    »Ich weiß es nicht. Ich muss mich vertreten haben. Plötzlich war der verdammte Schmerz da. Ich knickte weg, und dann konnte ich nicht mehr weiterlaufen. Und jetzt schaffe ich es auch nicht mehr. Das ist alles eine Scheiße.«
    Sigrid schüttelte den Kopf. »Denkst du denn, dass ich dich im Stich lasse?«
    »Ha, was willst du denn machen?«
    »Dir helfen natürlich.«
    Eva gab keine Antwort. Aber sie sah aus wie jemand, der die Worte nicht glauben konnte.
    »Ja, ich werde dir helfen!«, betonte Sigrid noch mal.
    »Wie denn?«
    »Wir werden gemeinsam weiterlaufen. Ich stütze dich ab.«
    »Und wohin?«
    »Fort.«
    »In die Einsamkeit, wie?«
    »Ja, verflucht. Sei doch nicht so negativ. Außerdem sind wir hier nicht im afrikanischen Dschungel. Es gibt genügend Häuser hier in der Nähe. Die meisten stehen am Wasser, und genau das ist wohl nicht schwer zu finden.«
    Eva Lund schloss für einen Moment die Augen. Dabei atmete sie pustend aus und sagte: »Ja, du hast ja Recht. Ich habe das nicht überrissen, aber ich muss wieder an ihn...«, sie winkte ab. »Ach, lassen wir das.«
    Der Meinung war auch Sigrid Gren. Sie hatte ihrer Freundin bereits die rechte Hand entgegengestreckt, um sie hochzuziehen.
    Es klappte sehr gut, und auch Eva gab sich Mühe, stöhnte dann aber auf, als sie mit ihrem Gewicht den falschen Fuß belastete und den unteren Teil des Gesichts zu einer Grimasse verzerrte.
    »Verdammt, das wird nicht gehen!«
    »Es muss gehen!«
    »Ja, ja, schon gut.«
    Sigrid fasste zu. Sie drehte Eva herum, damit sie die Freundin an die linke Seite bekam. »So, jetzt,« versuche mal, dich auf meiner Schulter abzustützen.«
    »Mach ich.«
    Es klappte. Sie konnten auch gehen, und Eva probierte sogar, ob sie mit dem linken Fuß

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