Mister Medusa
die Höhe.
Nein, da tat sich nichts. Dort blieb alles still. Hatte sich mein Kollege getäuscht?
Das glaubte ich nicht. Aber ich musste damit rechnen, dass unsere Ankunft aufgefallen war und mir eine Falle gestellt wurde.
Ich zog meine Beretta.
Das Kreuz ließ ich unter der Kleidung. Es würde mir nicht helfen können. Ich versuchte, mich innerlich auf die Begegnung mit dieser unheimlichen Gestalt vorzubereiten. Was ich auch durchspielte, es war alles Makulatur. Erst wenn ich mit der direkten Gefahr konfrontiert wurde, musste ich mir etwas einfallen lassen.
Auch nachdem ich zwei Drittel der Treppe hinter mir gelassen hatte, gab es keine Veränderung. Ich schaute auch nicht zurück, weil ich mich nicht ablenken lassen wollte, und ich sah bereits die letzte Stufe, wo ich nicht erwartet wurde.
Ich würde in eine Normalität hineintreten, wie sie auch unter mir gewesen war, bevor wir die drei versteinerten Frauen in der Sauna entdeckt hatten.
Die letzte Stufe hatte ich mit einem längeren Schritt überwunden und stand plötzlich im Flur.
Vor mir lag ein leerer Gang!
Ich hielt meine Waffe in der rechten Hand und kam mir vor wie der unheimliche Halloween-Killer, der auf dem Weg war, um die Teenies zu meucheln.
Die Türen waren geschlossen. Jedenfalls sah ich das aus meiner Perspektive. Es drangen auch keine Geräusche in den Gang hinein, und irgendwelche Spuren sah ich ebenfalls nicht.
Von unten her hörte ich Karlsson’s Stimme. »Hast du was gefunden, John?«
»Nein.«
»Soll ich kommen?«
»Bleib unten!«
Ich traute dem Frieden nicht. Manchmal kann es auch einfach zu still sein, und das war hier der Fall, Ich erlebte eine Stille, wie ich sie schon öfter durchlitten hatte, denn nichts anderes war das hier. Ich litt unter den Gegebenheiten, und mein Gefühl, auf das ich immer sehr achtete, sagte mir, dass ich nicht unbedingt allein hier oben war.
Verstecke gab es genug. Jedes Zimmer war so etwas. Das hier war ein Bordell, und wenn die Mädchen ihre Freier empfingen, dann würden sie mit ihnen in den entsprechenden Zimmern verschwinden.
Das brachte mich auf eine Idee.
Es gab sicherlich auch Räume in einem Bordell, in denen man Spiegel fand. Nicht unbedingt eine verspiegelte Decke, aber mancher Freier wollte sich schon bei seinen Aktivitäten in einem Wandspiegel selbst sehen können. Im Flur hing kein Spiegel, und deshalb musste ich mich in den Zimmern um sehen.
Die erste Tür lag auf der rechten Seite. Ihr gegenüber befand sich eine weitere. Es war egal, welche ich zuerst öffnete, und so entschied ich mich für die linke.
Das Drücken der Klinke, den bestimmten Punkt erreichen, dann vorsichtig gegen die Tür drehen und darauf bedacht sein, sich sofort herumzuwerfen, wenn Mister Medusa wartete.
Der Plan stand fest, ich führte ihn auch durch und sah, wie die Tür langsam aufschwang. Ich hatte mich schon schräg hingestellt, um mich besser bewegen zu können, denn so hätte ich mit einem Satz die Treppe erreicht.
Es war nicht nötig. Licht brauchte ich nicht einzuschalten. Mein Blick fiel in ein leeres Zimmer.
Das erste Aufatmen folgte automatisch. Diese Hürde lag hinter mir, und ich schaute mich im Zimmer um.
Es war menschenleer, aber der wichtigste Einrichtungsgegenstand war einfach nicht zu übersehen. Das runde Bett stand in der Mitte des Raumes. Es gab noch eine zweite Tür, die geschlossen war.
Vermutlich befand sich dahinter ein kleines Bad.
Mein Interesse galt einem Spiegel. Ich hatte nicht damit gerechnet, ihn sofort zu finden, doch auch Polizisten erleben hin und wieder positive Überraschungen.
Rechts von der Tür an der Wand hing ein Spiegel. Ebenso kreisrund wie das Bett.
Bevor ich auf ihn zuging, warf ich noch einen Blick in den Flur. Da hatte sich nichts getan, und auch der Kollege Karlsson stellte keine Fragen mehr.
Die runde Glasfläche war von einem hellroten Holzrahmen umgeben. Als ich das Ding von der Wand nahm, wunderte ich mich über dessen Gewicht. Dabei hatte es so leicht ausgesehen.
Mit einer Hand konnte ich ihn nicht halten. Ich brauchte beide und musste die Beretta verschwinden lassen. Das war vielleicht nicht so schlimm, der Spiegel konnte im Ernstfall die bessere Waffe sein.
Ich drehte mich wieder herum. Über einen flauschigen Teppich ging ich wieder auf die Tür zu. Den Spiegel hielt ich vor mir, aber er deckte mein Gesicht nicht ab, denn ich schaute noch über den oberen Rand hinweg und hatte so alles unter Kontrolle.
In Höhe der Zimmertür blieb ich
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