Mister Mirakel
dann am höchsten. Das ist immer so gewesen. Ich denke auch nicht, daß es sich ändert. Ihr seid dabei, nicht?«
Die Jungen nickten synchron.
»Es sind wenige Fremde hier«, erklärte der Besitzer. »Die meisten haben hier ihre Verwandten wohnen und wurden eingeladen. Jedenfalls freue ich mich.« Er hob einen Finger. Sein Gesicht verzog sich dabei. »Es ist auch so, Jungs. Zu jedem Halloween-Fest gehört auch ein kräftiger Schluck. Ich bevorzuge Whisky.«
»Warum?« fragte Marc, der auch den letzten Krümel vertilgt hatte.
»Da bekämpfe ich die Geister mit den anderen Geistern, mit den Geistern des Alkohols. So kann man beide besser vertragen. Ist zumindest meine Philosophie.«
Die Freunde lächelten nur. Da die Teller und die Dosen leer waren, zahlten sie. Der Inhaber hielt sein Versprechen und nahm ihnen tatsächlich nur die Hälfte des Verkaufspreises ab. Zum Abschluß meinte er: »Wir sehen uns bestimmt unten am Strand. Falls ihr mich nicht erkennen solltet, fragt einfach nach Linus.«
»Machen wir doch glatt, Mister!« sagte Johnny. Diesmal verließ er als erster den Laden. Auf dem Gehsteig blieb er stehen. Über den rötlichen Belag der Steine krochen die dünnen Nebelschwaden hinweg. Es sah so aus, als würde sich Wasser in einer zähen Form bewegen und nur allmählich vorankommen.
»Satt?« fragte Dave.
Marc klopfte auf seinen Bauch. »Und wie. Sogar mehr als satt. Die Dinger waren okay.«
»Ja, suchen wir uns einen Parkplatz.«
Sie wollten schon einsteigen, als sie abgelenkt wurden. In der Mündung einer Seitenstraße tauchte plötzlich ein tanzendes Licht auf, das den Nebel gelbrot färbte. Wenig später erschienen die drei in helle Gewänder gehüllten Kinder, die ihre Kürbislaternen wie Standarten vor sich hertrugen. Schreckliche Gesichter glotzten die Jungen an. In den ausgehöhlten Schädeln flackerte das Kerzenlicht, so daß aus den vier Löchern manchmal Licht und auch Schatten hervorzuckte.
Die Kinder blieben stehen. Sie hatten auch ihre Gesichter angemalt, und aus den Mündern drangen die Sätze wie einstudiert. »Schenkt uns was, oder wir spielen euch einen Streich…«
Es waren die alten Halloween-Sprüche, mit denen sie hier auftraten. Die drei schauten sich an.
Die Sätze wurden wiederholt. Dabei bewegten die Kids ihre Kürbisse, und so tanzten die Fratzen einen unheimlichen Reigen vor den Augen der Jungen.
Johnny holte ein paar Geldstücke hervor. Er ließ sie in der hohlen Hand klimpern. Die Kids hörten es erst, als ihr Gesang verstummt war.
»Wer will es haben?«
»Ich!«
»Nein, ich!«
Zwei Hände schnellten vor, und Johnny ließ die Münzen in die rechte Hand fallen.
»Danke. Mögen euch die guten Geister vor den bösen beschützen!« riefen die Kids und gingen weiter.
Hoffentlich geschieht das auch, dachte Johnny, dessen Unruhe noch nicht verschwunden war.
Dave hatte bereits die Fahrertür geöffnet und war eingestiegen. Johnny und Marc folgten. Sie nahmen wieder die gleichen Platze ein. Bevor Dave startete, sagte er: »Dann suchen wir uns also einen guten Parkplatz für das Schätzchen.«
»Am besten da, wo die Dünen anfangen«, meinte Marc.
»Gut.«
Sie fuhren an. Sehr langsam rollten sie weiter. Es war mittlerweile dunkel geworden. Jetzt waren die Scheinwerfer um so wichtiger, doch ihr Licht reichte kaum aus, um etwas normal sehen zu können. Der Nebel war zu dicht, und der sehr schwache Wind schaffte es auch nicht, irgendwelche Lücken zu reißen.
Es war kein weiter Weg bis zu den letzten Häusern. Die wenigen Lichter und die bleichen Fassaden blieben hinter ihnen zurück. Das Pflaster verschwand unter den Reifen. Sie rollten jetzt auf einem festgebackenen Untergrund weiter. Der wenig später weicher und sandiger wurde. Auch das Licht der Scheinwerfer brachte nicht viel. Es wurde von den winzigen Nebeltropfen gebrochen und zu einem diffusen Etwas, das kaum den Boden erreichte.
Dave bewegte das Lenkrad nach links. Es ging hier bereits in die Dünen hinein, denn sie rollten haar scharf am Beginn eines Holzstegs vorbei. Unter den Keilen wurde das starre Dünengras platt gemacht, und der Sand nahm an Fülle zu.
Dave wollte es nicht riskieren, noch weiter zu fahren. Wurde der Untergrund zu weich, stecken sie fest und kamen ohne Hilfe nicht mehr los. Deshalb hielt er an.
»Irgendwelche Einwände gegen diesen Parkplatz?« fragte er. »Nein.«
»Okay. Dann unternehmen wir von hier aus unsere Ausflüge.«
Marc O'Hara lachte kichernd. »Aber diesmal nicht ohne
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