Mister Mirakel
umtanzten die einsame Gestalt.
Sie ging plötzlich vor. Sie ließ sich auch von den Scheinwerfern nicht stören. Ihr Ziel war unser Auto und zunächst einmal seine Kühlerhaube. Dicht davor stoppte sie, und sie war für uns jetzt besser zu erkennen.
Daß ihr normaler Kopf verdeckt war, das war uns schon vorher aufgefallen. Nun sahen wir den Kürbis besser. Es war ein hellblau angestrichenes häßliches Ding. Von innen her etwas beleuchtet. Die Augen, die Nase und den Mund sahen wir nicht. Beides war in die glänzende Masse hineingeschnitzt worden, wobei die Augen mehr hochkant standen als breit. Der Ankömmling trug eine karierte Stoffjacke und dazu eine dunkle Hose. Mit den Fäusten trommelte er auf die Motorhaube, was Suko verdammt gegen den Strich ging.
Er wollte aussteigen. Ich kam ihm zuvor, denn ich hatte mich bereits losgeschnallt. Sofort hörte die Gestalt mit ihrer Trommelei auf, als ich die Tür aufstieß.
Mit wenigen Schritten war ich bei ihr. Auch Suko und Bill hatten den BMW jetzt verlassen. Vor mir wich die Gestalt etwas zurück.
»Was soll das?« fragte ich.
Ich hörte ein Kichern. Es klang nach meinem Geschmack einfach zu bösartig, um es einfach zu überhören. Auch eine Antwort erhielt ich. »Heute ist Halloween…«
»Das weiß ich. Na und?«
»Schenk mir was - oder ich bringe dich um!«
Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Der alte Halloween-Spruch war mir bekannt. Doch diese Verballhornung hörte ich zum erstenmal. »Wie war das?«
»Schenk mir was - oder ich bringe dich um!«
»Aha. Du?«
»Ja!«
Wir starrten auf die Fratze. In ihrem Innern bewegte sich ein geheimnisvoller Schein, obwohl dort bestimmt keine Kerze und auch keine Glühbirnen strahlten. Dieses Licht strahlte aus dem verdammten Kürbis, und für mich war es eine Hinterlassenschaft des uns noch unbekannten Mister Mirakel.
»Weg mit deinem Kopf!«
»Nein!« Die Antwort hatte nur aus einem Wort bestanden. Jeder von uns hatte den Haß hervorgehört, der darin mitschwang. Wir mußten diese Drohung einfach ernst nehmen.
Der andere nahm sie ernst. Er sprang zurück. Sein rechter Arm bewegte sich. Unter dem Kürbis zitterte sein Schrei auf, und plötzlich zerrte er ein verflucht höllisch scharfes Fischmesser aus seinem Gürtel hervor.
»Achtung, John!«
Suko hatte mir die Warnung zugeschrien, denn die Gestalt griff mich an, da ich am nächsten bei ihr stand.
Das Messer fuhr wie ein matter Blitz auf mich zu. Es wäre tief in meinen Bauch hineingedrungen, hätte ich nicht zugetreten. Mit dem rechten Fuß erwischte ich das Handgelenk genau an der richtigen Stelle. Der erneute Schrei war eine Folge des Schmerzes. Das Messer fiel zu Boden, und der heimtückische Stecher prallte gegen die Motorhaube, getragen von seinem eigenen Schwung.
Über der Haube brach er zusammen. Genau diese Haltung nutzte Suko aus. Er griff mit beiden Händen zu. Einen Moment später hatte er dem Angreifer den Kürbis vom Kopf gezerrt und wuchtete ihn zu Boden. Dabei verlor sich das Licht innerhalb dieses Kopfes. Völlig normal blieb der Kürbis auf der Erde liegen.
Suko zerrte den Angreifer hoch, drehte ihn um -und ließ seine linke, erhobene Hand sofort sinken, als er, wie auch Bill und ich das Gesicht sahen.
Ein junges Gesicht!
Alter als sechzehn Jahre konnte dieser Messerstecher nicht sein. Er starrte uns mit einem Blick an, den wir bereits von Frank Stockwell her kannten. Bestimmt war ihm nicht bewußt, was er hier getan hatte, weil der Einfluß des Mister Mirakel zu groß war.
»Verdammt!« hörten wir Bill flüstern. »Und in dieser Hölle befindet sich mein Sohn…«
Wir konnten ihn gut verstehen, aber der Junge war jetzt als Zeuge wichtiger. Er atmete schwer. Seine Augen bewegten sich, als suchten sie nach einem Fluchtweg. Den gab es für ihn nicht, denn Suko hielt ihn fest. Da hätte er schon übermenschliche Kräfte haben müssen, um dem Inspektor zu entkommen.
Ich baute mich vor ihm auf. Bill blieb an meiner Seite. Er schaute den Jungen an, als wollte er ihn hypnotisieren, aber nicht Bill sprach, sondern ich. Und ich ging auch nicht gerade zart mit ihm um, denn wir wußten, daß die Zeit drängte. Wir hatten auf der Fahrt zuviel Zeit verloren. Die Dunkelheit war längst Herrin über dieses Gebiet geworden.
»Du weißt, was du getan hast?« fragte ich.
»Nein!«
Eine Antwort, die niemand von uns akzeptieren wollte, die wir trotzdem glaubten. Ich an erster Stelle, denn ich wußte, wie es gewesen war, als auch ich den Kürbis
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