Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mister Mirakel

Mister Mirakel

Titel: Mister Mirakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
haben.«
    »Ach!« sagte Mister Mirakel nur, während er zugleich wieder lächelte und sich erhob.
    Jetzt mußte Johnny zu ihm hochschauen, denn auf der Schräge stand der Mann über ihm. Mister Mirakel starrte ihn an. Direkt ins Gesicht, und wieder lächelte er teuflisch. Johnny wußte, was kam. Er wollte schon im voraus widersprechen, aber der Schnitzer ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Du wirst ihn nicht nur nehmen, mein Junge, du mußt ihn auch nehmen. Denn er ist mein Meisterwerk.« Während seiner Worte veränderte sich die Farbe seiner Augen. Das heißt, erst jetzt erhielten seine Augen Farbe, sie wurden plötzlich gelb wie kalte, weit im Weltall liegende Sonnen, von denen überhaupt keine Wärme zu spüren war.
    Grausame Augen, deren Blicken Johnny nicht entwischen konnte. Sie glotzten ihn an. Sie schauten nicht nur, sie drangen tief in ihn hinein. Er glaubte, daß diese gelben Augen sich gelöst hatten und in seinem Körper auf Wanderschaft gingen, um die letzten Winkel seiner Seele zu erforschen.
    Sein eigener Wille wurde immer mehr ausgeschaltet. Er hörte die Stimme des anderen wie ein böses Raunen, dem er nichts entgegensetzen konnte. »Nimm es! Nimm mein Meisterwerk. Es ist für dich bestimmt. Einzig und allein für dich!«
    Johnny nickte. Er konnte nicht anders. Mister Mirakel brauchte ihm nicht mehr zu sagen. Von ganz allein streckte Johnny seine Arme vor und spreizte die Hände, um den Kürbis zu umfassen.
    »Er gehört dir!«
    Johnny nahm ihn.
    Der Kürbis war weder kalt noch feucht, was bei dem herrschenden Dunst normal gewesen wäre. Der Junge empfand ihn sogar als handwarm und angenehm zu halten. Durch den Lack auf seiner unebenen Haut wirkte er auch nicht mehr so rauh, und so konnte Johnny zufrieden sein.
    Mister Mirakel beugte sich vor und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie strömte die gleiche Wärme ab wie der Schädel. Trotzdem erschauerte Johnny. »Und jetzt geh zu deinen Freunden. Sie warten auf dich. Ich werde euch später sehen, das kann ich euch versprechen. Am Abend und in der Nacht, wenn der Karneval des Grauens beginnt und die Geister des Halloween alle Menschen in ihren Bann ziehen. Dann sehen wir uns wieder, und dann werdet ihr erleben, welche Macht dieses alte Brauchtum tatsächlich besitzt.«
    Johnny gehorchte. Er nickte. Er folgte dem Druck der Hand und drehte sich um.
    Dann ging er mit zögernden Schritten nach vorn auf den Wagen mit seinen wartenden Freunden zu. Den Kürbis trug er wie einen kostbaren Schatz au! beiden Händen.
    An der Beifahrertür blieb er für einen Moment stehen. Von innen wurde sie ihm geöffnet.
    »Mann, du hast dir ja Zeit gelassen«, sagte Dave, der sich wieder in seine normale Sitzposition drückte.
    Johnny stieg ein.
    Er setzte sich auf seinen Platz.
    In diesem Augenblick brach der Zauber des Mister Mirakel zusammen. Der Junge war wieder er selbst. Er fühlte sich wie von einem gewaltigen Druck befreit.
    »Was hast du gesagt?«
    »He, hast du geschlafen?«
    »Nein, ich war nur mit meinen Gedanken woanders.«
    »Dann ist es gut. Ich habe gesagt, daß du dir Zeit gelassen hast.«
    »Ich konnte mich eben nicht entscheiden.«
    Im Fond bewegte sich Marc O'Hara. Er schaute über Johnnys Schulter hinweg. »Oh, der ist stark. Verdammt, der ist gut! Besser als unsere. Unheimlicher. Hast du ihn auch geschenkt bekommen?«
    »Der Mann hat kein Geld genommen.«
    »Toll. Du bist schon ein Glückspilz - ehrlich.«
    »Ja, kann sein.«
    Dave Donovan startete den Motor. Er schaltete das Licht ein und schaute noch einmal nach links, wo Mister Mirakel sich vor die Plattform gestellt hatte und ihnen zum Abschied zuwinkte.
    Dann fuhr er an. »Auf nach Tyneham, wo Halloween, die Nacht des Grauens, auf uns wartet…«
    ***
    Sie hatten nur einige Minuten zu fahren brauchen, um Tyneham zu erreichen. Der Ort kam ihnen vor wie eine kleine Geisterstadt. Dave Donovan trat unwillkürlich auf die Bremse, weil er sich diese Kulisse einfach anschauen mußte.
    Die Häuser waren zumeist aus Holz erbaut worden, hatten dann einen hellen Anstrich bekommen, wie an der Küste üblich. Wegen des rauhen Wetters mußten die Fassaden oft nachbehandelt werden. Sie wurden abgeschmirgelt und abgeschrubbt und sahen entsprechend bleich aus. Jetzt, wo die Dunstschwaden sie lautlos umtanzten, wirkten die Häuser wie aus Gebeinen zusammengeflickt. Bei diesem Wetter mußten auch tagsüber Lampen eingeschaltet werden. Die Laternen gaben zwar ihr Licht ab, doch dieser Schein wurde zum großen Teil

Weitere Kostenlose Bücher