Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
Vom Netzwerk:
paar ordentliche Stücke aus dem Rasen. Er hatte seit einer ganzen Weile nicht gespielt, und die kurzen Schläge verlernte er stets als Erstes, weshalb er das Einlochen besonders lange übte. Beim Einlochen, sagt Gary Player, sollte man so tun, als streiche man ein Zündholz an. Oh, heute hatte er es im Gefühl! Der Wind blies, trotzdem hatte er sich bald warm gespielt. Er schaffte es tatsächlich, den Ball einigermaßen kontrolliert zu schlagen, insbesondere wenn er dabei an Marilyns Schläfe dachte.
    »Na so was, der Schwindler übt heimlich«, sagte Robert.
    Hoversten hatte nicht bemerkt, dass Dr. Stevenson sich ihm von hinten genähert hatte. Sie begrüßten einander, und selbst durch den langen, dunklen Tunnel seiner schlechten Laune konnte Hoversten noch spüren, dass Robert ebenfalls mit dem linken Fuß aufgestanden war. Na, das wird ein Spiel, dachte er.
    Während sie auf dem Weg zum ersten Tee waren und die Caddies hinter ihnen hertrotteten, einigten sie sich auf eine Fünf-Dollar-Nassauwette; viel Geld für einen Arbeitslosen, dachte Hoversten. Sie warfen eine Münze, Hoversten entschied sich für Kopf und gewann, schlug wie im Vorbeigehen vom Tee ab und drehte sich um, ohne dem Ball nachzublicken.
    »Grandios«, sagte Stevenson.
    »Ein hübscher Abschlag«, sagte der Caddie.
    Stevenson rammte sein Tee in den Rasen und überblickte den Fairway. Er holte zum Halbschlag aus und sprach zu seinem Ball: » Grandios. « Hoversten beobachtete jede Geste. Es war wie eine Studie in Formvollendung. Stevenson war ein hochgewachsener, attraktiver Mann, durchtrainiert, feingliedrig und muskulös, und seine Haltung zeugte von einem sportlichen Sinn für Geometrie. Das auf den Kopf gestellte Dreieck seines Oberkörpers ruhte auf dem Dreieck seiner gespreizten Beine, und das Dreieck, das seine Schultern und die entspannt herabhängenden Arme bildeten, mündete wiederum in einem Dreieck aus zwei großen Händen. Ein junger Apoll mit hoch erhobenem, von dichten Locken bedecktem Kopf, dessen Ball davonzog wie ein abgeschossener Pfeil und schließlich auf dem Fairway gute zwanzig Meter hinter dem von Hoversten liegen blieb.
    »Ein prächtiger Schlag«, kommentierte nun Stevensons Caddie.
    Bis zum vierten Loch wechselten Hoversten und Stevenson kaum ein Wort, auch wenn Hoversten kaum verborgen bleiben konnte, wie niedergeschlagen sein Gegner war. Oh ja, dachte Hoversten, Stevenson war wirklich schlecht drauf, was sich unglücklicherweise nicht negativ auf sein Spiel auswirkte – er war mit Birdie, Birdie und Par in Führung gegangen. Hoversten brannten wichtige Fragen unter den Nägeln, zum Beispiel wie er im Besitz seines Wetteinsatzes bleiben und einen Schlafplatz für die kommende Nacht auftreiben könnte.
    »Tja, ich bin wohl nicht der Einzige, der hier geübt hat«, sagte er und spuckte aus.
    »Ich kann mich nicht beschweren«, sagte Stevenson.
    »Du musst mir einen Gefallen tun. Meinst du, ich könnte für eine Nacht bei dir unterkommen?«
    »Ich dachte, diese Woche arbeitest du für Sheppard?«
    »Das tue ich auch. Aber ich halte es mit seiner Frau nicht in einem Raum aus.«
    Stevenson warf ihm einen langen Blick zu, bevor er zwischen die Markierungen trat und seine vorbildliche Schlaghaltung einnahm. Aber dann rührte und räusperte er sich. Nummer vier war ein Par-3-Loch, die einhundertsechzig Meter lange Strecke wurde von einem Gewässer unterbrochen, von einem kleinen See zu ihrer Linken, der direkt ans Grün grenzte, was eigentlich kein Problem für Stevenson war, der gern einen Power Fade schlug. Trotzdem schlug er den Ball aus unerklärlichem Grund mitten in das Hindernis.
    »Und ich«, schnappte er zur Antwort, »ich halte es mit ihm in keinem gottverdammten Raum aus.«
    Er richtete das Tee wieder auf und lenkte nun den Schlag so weit nach rechts, dass er mit dem nächsten nicht dichter als zwanzig Meter ans Loch kommen würde. Er drosch mit dem Fünfereisen und solcher Kraft auf den Ball ein, dass er fast das Wasser erreichte.
    Hoversten war an der Reihe. Das Fähnchen flatterte zu seiner Linken, und an einem normalen Tag hätte er sich für die breite Mitte des Grüns entschieden, nur um kein Risiko einzugehen. Aber stattdessen wagte er einen Fade übers Wasser, woraufhin der Ball sanft und drei Meter vom Loch entfernt aufsetzte.
    Nebeneinander schlenderten sie zum Green hinüber, den Putter unter den Arm geklemmt und die klappernden Caddies vor sich.
    »Und woran liegt das?«, fragte

Weitere Kostenlose Bücher