Mister Peanut
Hoversten.
»Was?«
»Warum hältst du es nicht in einem Raum mit ihm aus?«
»Mit Sheppard? Ach komm, Les, verkauf mich nicht für dumm.«
Hoversten zuckte mit den Achseln.
»Du willst mir erzählen, du wüsstest von nichts?«, fragte Stevenson.
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
»Susan. «
»Deine Susan?«
Stevenson wandte sich an die Caddies. »Meine Herren, würden Sie freundlicherweise bis zum nächsten Tee vorausgehen?«
Sie nickten mit der Gleichgültigkeit von Männern, die schon eine Million schlechter Schläge mitansehen mussten, und trollten sich.
Stevenson wartete, bis sie außer Hörweite waren.
»Wie sich herausgestellt hat, ist sie nie meine Susan gewesen«, erklärte er, »sondern seine Susan.«
Oh, dachte Hoversten, und kopfschüttelnd sagte er: »Oh.« Oh, Sam, du gottverdammter Hund. Für einen kurzen Augenblick versuchte er die Länge der Schlange aus Frauen abzuschätzen, die Sheppard flachgelegt hatte und die allesamt nicht in Hoverstens Liga gehörten, schon gar nicht Susan Hayes. »Seit wann?«
»Schon lange, bevor ich sie kennengelernt habe, und während der gesamten Zeit danach.«
»Selbst nach der Verlobung?«
Stevenson nickte.
Hoversten pfiff, seine letzte Hoffnung, nicht in Lachen auszubrechen. »Was für ein Hurensohn «, murmelte er.
»Das kannst du laut sagen.«
Nach einer solchen Neuigkeit gab es nichts zu tun, als sich aufs Einlochen zu konzentrieren. Hoversten konnte bergab putten und einen Birdie schaffen, wohingegen Stevenson, ohnehin furchtbar im Rückstand, noch einige Meter vor sich hatte und mit zwei über Par abzuschließen drohte. Plötzlich wurde Hoversten übermütig, fast hätte er seinen Ball übers Grün hinausgeschossen; aber glücklicherweise schlug der Ball gegen die rückwärtige Kante des Lochs, hüpfte in die Höhe und blieb keine dreißig Zentimeter dahinter liegen. Die Dynamik verschiebt sich, dachte er.
Nachdem er mit zwei Schlägen eingelocht hatte, stellte Stevenson sich zu Hoversten, glättete mit dem Fuß eine Schlagspur. Der Tag war wunderschön und windig, wobei die Böen den Golfplatz noch ruhiger und abgeschiedener erscheinen ließen, weil sie alle Geräusche von außen verschluckten.
»Deswegen hast du mit ihr Schluss gemacht?«
Stevenson spuckte angewidert aus.
»Ehrlich, Robert, ich hatte keine Ahnung. Ich dachte, du wärst einfach noch nicht bereit für die Hochzeit.«
Sie starrten zu den Caddies hinauf, die am nächsten Abschlag warteten.
»Kann ich dir was anvertrauen?«, fragte Stevenson.
Hoversten wartete.
»Nicht, dass ich stolz darauf wäre. Aber seit es aus ist zwischen Susan und mir, seit sie mir alles gestanden hat, ist kein einziger Tag vergangen, ich schwöre bei Gott, an dem ich …«
»Sprich es nicht aus.«
Stevenson hob den Kopf, seine Augen waren blutunterlaufen.
Hoversten war machtlos. Sie waren ganz allein auf dem Golfplatz, und doch drehte er sich nach möglichen Zuhörern um, so als sei das, was er eben gedacht hatte, aus irgendeinem Grund zu hören gewesen. Das Verlangen überkam ihn, nur weil dieser gut aussehende Mann vor ihm stand, ein Verlangen, wie er es bislang nur in Sheppards Gegenwart gekannt hatte – das Verlangen, zu gefallen, sich irgendwie nützlich zu machen. Ihn zu umarmen und auf den Mund zu küssen.
»Wissen Sie«, sagte Möbius, »ich könnte sämtliche Ihrer Geliebten aufzählen. Seit Ihrem vierzehnten Lebensjahr, seit Sie Marilyn begegnet sind, bis zu ihrem Tod.«
»Finden Sie das nicht ein bisschen pervers?«
»Zunächst wäre da Frances Stevens. Es war Sommer, gerade hatten Sie Marilyn die Anstecknadel Ihrer Studentenverbindung geschenkt, gleich nach der Highschool, weil sie im Herbst weggezogen war, um am Skidmore College zu studieren; aber da steht die vollbusige Frances in der Tür und verdunkelt die Garage Ihrer Eltern, wo Sie an einem Ford Modell A herumschrauben. Sie verabreden sich mit ihr, und noch bevor Sie wissen, wie Ihnen geschieht, bieten Sie ihr die Anstecknadel an, Sie Ausbund an Großzügigkeit, die Anstecknadel, die Sie sich nämlich von Marilyn zurückgeholt haben, weil Ihr Vater Sie ausgeschimpft hat. Aber natürlich bildet diese Episode nur den Auftakt zu einer langen Reihe außerehelicher Aktivitäten, die Sie Marilyn verschwiegen haben. Da war Melanie, die Frau eines Medizinstudenten, der damals in L. A. Ihr Kommilitone war. Sie haben kurz nach Chips Geburt etwas mit ihr angefangen, nicht wahr? Als Marilyn mit postnatalen Depressionen zu
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