Mister Peanut
diesem Moment zum Beispiel. »Ich dachte, ich weiß alles, was ich wissen muss.«
»Weißt du, dass dein Vater mich entlassen wird?«
Völlig entgeistert setzte er sich auf und legte die Hände übereinander. »Wovon redest du?«
»Na ja«, sagte sie, » entlassen ist nicht das richtige Wort. Er wird mich versetzen. Ins Armstrong-Labor in der Stadt.«
»Warum?«
»Angeblich stelle ich eine zu große Ablenkung dar.«
»Für wen?«
»Für dich, Dummkopf.«
Sie redete noch weiter, aber Sheppard, schon dabei, sich anzukleiden, hörte kein Wort.
Er fuhr zurück zum Krankenhaus und betrat, ohne anzuklopfen, das Arbeitszimmer seines Vaters, der nicht einmal den Kopf hob, sondern seelenruhig weiterschrieb. Er stapelte alle wichtigen Dokumente nach einem Ordnungssystem, das nur ihm bekannt war, er betrieb eine Art von Geheimniskrämerei, die seine Sekretärin fast verrückt machte. Wie ein Schutzwall erhoben sich die Papierstapel um die Arbeitsunterlage herum und ließen den Vater aussehen wie einen alten König, der sich hinter dicke Mauern zurückgezogen hatte, um für immer vor dem Bösen geschützt zu sein.
»Setz dich«, sagte er schließlich.
Sheppard wollte eigentlich stehen bleiben – er hatte die Hände tief in die Hosentaschen vergraben –, aber während der Vater weiterschrieb, wurde ihm die befehlsartige Natur der Aufforderung deutlich. Und gegen einen väterlichen Befehl konnte er sich, sosehr er es sich auch wünschte, nicht auflehnen, deswegen zog er einen der Stühle heran, die hinter ihm standen.
»Ich weiß, warum du hier bist«, sagte sein Vater und legte den Stift nieder. Er hatte graues Haar, auch Koteletten und Schnurrbart waren von derselben, körnigen Mischfarbe. Trotz seiner Brille sah er schlecht, was ihn unweigerlich das Kinn heben und scheinbar missbilligend die Stirn runzeln ließ, wenn er seinem Gesprächspartner ins Gesicht schaute. »Du bist hier, um dich mit mir über Miss Hayes zu unterhalten.«
»Das stimmt.«
»Ich werde dich ausreden lassen. Aber bevor du etwas sagst«, erklärte er, »möchte ich, dass du genau nachdenkst. Ich möchte, dass du dir überlegst, ob du mir tatsächlich etwas zu sagen hast.«
»Einverstanden.«
»Denn wenn du gekommen bist, um dich dafür einzusetzen, dass sie hierbleibt, muss ich dir gleich sagen, dass ich das für unverantwortlich halte. Nicht nur, weil dies ein Krankenhaus ist, sondern weil du als Ehemann und Vater in der Pflicht stehst.«
»Was soll das heißen?«
»Es gab Gerede bei einigen unserer Mitarbeiter. Man macht sich Sorgen.«
»Willst du damit sagen, ich hätte meine Arbeit vernachlässigt?«
Sein Vater wartete.
»Willst du mir das sagen?«
»Ich will dir noch mehr sagen.«
»Glaubst du wirklich, ich ließe mich so leicht ablenken?«
Sein Vater lehnte sich zurück. »Sam, unterhältst du eine Liebschaft mit dieser Frau?«
»Von Liebe würde ich nicht sprechen.«
»Von was sonst?«
Sheppard überlegte. »Ich würde sagen, wir haben ein Abkommen.«
»Was soll das heißen?«
Er zuckte mit den Achseln. »Dass wir gut befreundet sind.«
»Wirklich?«
»Irgendwie schon, ja.«
»Weiß Marilyn davon?«
»Ja.«
Sein Vater schüttelte den Kopf. »Die meisten Leute würden das nicht glauben. Und alle anderen hätten wohl kaum Verständnis dafür.«
»Was andere Leute denken, ist mir egal.«
»Wirklich?«
»Ja.«
Sein Vater ergriff den Papierstapel, der direkt vor ihm lag, richtete ihn gerade aus, legte ihn zurück und faltete die Hände darauf. Seine Brille reflektierte das Sonnenlicht. »Dann bist du allein.«
Sheppard wartete kurz. »Was soll das heißen?«
»Das soll heißen, dass ich unsere Geschäftsbeziehung hiermit beende«, sagte sein Vater. »Du hast mich verstanden. Ich kann nicht mit jemandem zusammenarbeiten, der sich nichts aus der Meinung der anderen macht.« Als Sheppard zu sprechen anhob, fuchtelte er mit der Hand vor seinem Gesicht herum. »Du kannst dich von Marilyn scheiden lassen, wenn das dein Wunsch ist. Chip im Stich lassen. Zurück nach Kalifornien gehen. Du hast schon früher davon geredet, und es ist mir egal. Du bist nicht länger Teilhaber meines Krankenhauses. Du wirst weder über deine Familie noch über dieses Institut Schande bringen. Solange du unter meinem Dach arbeitest, werde ich ein solches Verhalten nicht dulden. Hast du mich verstanden? Wenn du so leben willst, solltest du von hier wegziehen. Und wenn du dich von Marilyn scheiden lässt, wirst du dich vorher von diesem
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