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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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Kommst du überhaupt wieder?«
    »Natürlich«, sagte er.
    »Wann?«, keifte sie. Das Paar am Nachbartisch äug te herüber. »Sag mir, wann. Nenne mir ein Datum.«
    »Bitte sprich nicht so laut.«
    »Hör auf, mich wie ein Kind zu behandeln.«
    »Bitte«, sagte er, »für mich ist es auch nicht leicht.«
    Er wollte ihre Hand ergreifen, aber sie riss sie weg und verschränkte die Arme.
    »Stell dir vor, wie es für mich ist«, sagte er.
    »Ich habe meinen Teil erfüllt«, sagte sie.
    Für eine Weile starrten sie in verschiedene Richtungen. Er zahlte, und wortlos verließen sie das Restaurant. Aber sobald sie wieder im Hotel waren, sagte Susan: »Es tut mir leid. Ich werde geduldiger sein.« Sie stellte sich vorm Spiegel hinter ihn und lehnte sich mit ihrem ganzen Körpergewicht an. »Das verspreche ich«, fügte sie hinzu.
    Später schliefen sie miteinander; der Akt begann zärtlich, wurde dann aber zu einer lasterhaften, einsamen Veranstaltung. Sie schlief kurz danach ein, und ihr Atem – sie schnarchte ganz leise – roch nach Knoblauch. Es war seltsam, noch wach zu sein; zu Hause schlief er immer vor seiner Frau ein. Vor seinem inneren Auge zogen verschwommene Bilder von Marilyn vorbei, die immer mit irgendetwas beschäftigt war, sie las ein Buch oder stand unten in der Küche und spülte leise das Geschirr, während irgendwo im Haus trotz der späten Stunde noch ein Licht brannte oder er die Verandatür schlagen hörte, was bedeutete, dass sie auf eine Zigarette hinausgeschlichen war. Wieder musste er an ihren Gesichtsausdruck denken, an ihren Satz vom zu gut Amüsieren. Sie hatte sich lustig gemacht, dachte er jetzt, wie eine Mutter, die einen dummen Jungen verspottet. Er stand auf, nackt, wie er war, trat ans Fenster und starrte nach Downtown Los Angeles hinüber. Die ineinandergeschobene und sich auftürmende Silhouette der Stadt am Horizont schien mitten in einem schützenden, flachen Lichtkreis zu sitzen. Nie hatte man das Gefühl, in Los Angeles zu sein. Man hatte ständig den Eindruck, die Stadt sei irgendwo da draußen und man selbst verzweifelt bemüht hineinzufinden, und aus diesem Grund war die Aussicht eigentlich perfekt; es war, als wäre er ein Nomade, der eine letzte Nacht vor den Toren der Stadt kampierte, um sich am nächsten Morgen auf den Weg über die Peneplain zu machen …
    Er verließ das Hotel noch vor sechs Uhr in der Früh. Er hatte sich die allergrößte Mühe gegeben, Susan nicht zu wecken, und er war erleichtert, vor der Arbeit nicht noch einmal mit ihr sprechen zu müssen. Trotzdem wurde er auf dem Weg ins Krankenhaus wieder nervös. Warum zögerte er? Dann war da Chappie und wieder eine Operation, und später, im Ärztezimmer, stellte sich ihm ein junger Chirurg namens Bart Elster vor, der vor drei Jahren in Bay View seine Facharztausbildung abgeschlossen hatte und Sheppard nun einlud, ihn zusammen mit ein paar weiteren Chirurgen zum Mittagessen zu begleiten. Schon bald stellte sich heraus, dass er am Samstag in San Diego heiraten würde. Ob Dr. Sheppard Lust hatte, am Empfang teilzunehmen?
    Als er an dem Abend wieder im Hotel war, hatte er damit gerechnet, Susan mit der Nachricht von dem anstehenden Ausflug die Küste hinunter eine Freude zu machen, aber stattdessen ging sie auf ihn los.
    »Was soll ich bei der Hochzeit eines Fremden?«, keifte sie.
    Sheppard war fassungslos und erklärte, der junge Mann sei lediglich ein Bekannter. Auch er selbst werde bei diesem Empfang niemanden kennen. Es handele sich eher um eine Ausrede, einmal aus der Stadt herauszukommen.
    »Wozu brauchen wir eine Ausrede?« Sie zog den Deckel vom Mixbecher ab und schenkte ihm einen Drink ein. Das Glas war übervoll, ein Schwall landete auf dem Küchentresen. »Es wird wieder genauso wie bei den Millers sein«, sagte sie. Und als er sagte, er verstehe sie nicht, schleuderte sie sein Glas gegen die Wand. »Dann fahr doch allein hin, wenn du so erpicht darauf bist, von hier wegzukommen!« Damit warf sie sich schluchzend aufs Bett.
    Sheppard betrachtete ihren bebenden Rücken und wusste nicht, ob er bleiben oder die Flucht ergreifen sollte. Als er ihre Schulter berührte, riss sie sich los.
    »Fass mich nicht an!«, rief sie und schluchzte noch lauter.
    »Schon gut«, sagte er und stand für eine Weile herum. Als sie nicht zu weinen aufhörte, nahm er seine Jacke von der Sessellehne und schlüpfte hinein.
    »Wo gehst du hin?«, fragte sie.
    »Etwas essen.«
    »Du willst mich hier einfach allein

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