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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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nach dem Wie jetzt nicht mehr zählt. Seht uns an! Seht einander genau an! Wendet euch eurem Sitznachbarn zu. Wir sind der lebende Beweis dafür, dass Veränderung möglich ist. Wir sind wandelnde Argumente gegen die Hoffnungslosigkeit. Niemand kann mir erzählen, ein Mensch könne sich nicht ändern! Denn ich, liebe Freunde, habe mich sehr wohl verändert, und selbstverständlich steht es mir frei, das noch einmal zu tun. Aber niemals rückwärts.
    Nun zu unserer Aufgabe, meine lieben, hungrigen Raupen: Stellt euch eure Haut als Schmetterlingspuppe vor. Als adipöse Hülle, in der ein Küken ausgebrütet wird. Du, ich, wir alle können nie wieder zu dem werden, was wir einmal waren. Die Menschen von damals gibt es nicht mehr. Was bedeutet, dass unter allen Fettschichten eine neue Persönlichkeit steckt! In jeder Matroschkapuppe steckt ganz sicher Matroschka!
    Aber wie kommen wir an sie ran? Es ist ganz einfach, und die erste Regel ist dieselbe wie beim Schreiben. Man beginnt mit dem, was man kennt. Lasst mich euch etwas von den Babys erzählen, die ich verloren habe«, sagte Alice, »denn dann kann ich euch nicht nur erklären, warum ich esse, welche Leere ich füllen will, sondern auch, was an mir nagt …«
    Aber David hatte sich schon abgewendet. Das wollte er nicht hören. Er war fertig mit dieser Geschichte. Er war fertig.
    Er ging allein zu der Party. Er fuhr mit dem Taxi zur Party ins Büro und von dort weiter zu Georgine, die ihn gesehen hatte, sobald er eingetreten war. Sie schien nur auf ihn gewartet zu haben. Er ging schnurstracks auf sie zu. »Weißt du noch, was du über Direktheit gesagt hast?«
    »Ja.«
    »Zeig mir deine Wohnung.«
     
    Als er nach Hause kam, lag Alice längst im Bett. Bei Georgine hatte er sein Handy ausgestellt, aber nun, da er es wieder einschaltete, musste er feststellen, dass seine Frau kein einziges Mal angerufen hatte. Es interessierte sie nicht die Bohne, wann er nach Hause kam. Ihre Gleichgültigkeit setzte sowohl seiner Nervosität als auch seinem schlechten Gewissen ein abruptes Ende. Er überlegte, duschen zu gehen und Georgines getrocknete Spuren von Mr. Penis zu waschen, aber wozu? Seine Frau schlief tief und fest.
    Sobald David sich zugedeckt hatte, glitt Alice’ Hand über seinen Bauch. »Schlaf mit mir«, sagte sie.
    In panischer Angst packte er ihr Handgelenk und hielt es fest.
    Sie drückte ihre nackten Brüste an seinen Rücken, die Brustwarzen waren hart wie Marmor, und ließ ihre Zungenspitze von seinen Schulterblättern bis an seinen Hals hinaufwandern. »Komm, David«, stöhnte sie, »es ist Ewigkeiten her.« Mit beiden Händen bog sie seinen Arm nach hinten, im Polizeigriff, und dann hob sie ihren Schritt gelenkig über seine fixierten Hände, um an seinem Daumen auf und ab zu rutschen wie an einem Geländer. »Drück zu«, flüsterte sie. »Halt mich, so fest du kannst.«
    Was sollte das mit dem Lecken und Drücken? Das war neu. Und das schmutzige Vokabular? Ebenfalls neu. David, eben erst von seinem Seitensprung heimgekehrt, brach erneut in Panik aus. Hatte sie eine Affäre? Hatte sie all das von einem anderen gelernt? Oder versuchte sie, neue Techniken im Ehebett auszuprobieren?
    Er drehte sich um, wie sie es verlangt hatte; er war trotz seines Misstrauens ungeheuer erregt und bekam so schnell eine Erektion, dass er Georgine in Flocken von sich abfallen fühlte wie Putz, der bei einem Erdbeben von den Wänden bröckelt.
    »Küss mich«, sagte sie. Er wollte sie küssen, aber statt ihrer Lippen stieß er auf ihre Zunge, die sie ihm im Dunkeln entgegenstreckte. Er tat es ihr gleich und berührte ihre Zunge mit der seinen, und so stritten sie um die beste Position, schlängelten sich umeinander wie zwei Seehunde. Sie züngelten so lange, dass David seine Spucke erkalten fühlte. Alles nie da gewesen, dachte er.
    Er hielt inne.
    »Komm«, sagte sie, »küss mich!«
    »Will ich doch.« Er versuchte es ein zweites Mal, aber wieder war da diese Zunge, die aus ihrem Mund herausstand wie bei einem Kind, das Regentropfen auffängt. »Was soll das?«, fragte er.
    »Was?«
    »Das.« Er öffnete den Mund und machte »Ahhh«, als wäre er beim Arzt.
    Sie lachte. »Ach komm«, drängte sie, »küss mich.«
    »Ich will dich normal küssen«, sagte er.
    »Unnormal.«
    Das Weiß ihrer Augen leuchtete ihm aus der Dunkelheit entgegen.
    »Na schön«, sagte sie, stand auf, zog ihren Bademantel an und ging in die Küche.
    »Was habe ich getan?«, fragte er. Er konnte hören,

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