Mister Peanut
Mann sehe ich hin und wieder.«
»Ist Ihnen an ihm irgendwas Ungewöhnliches aufgefallen?« Obwohl es nicht den Anschein hatte, fragte Hastroll sich, ob sie ihn wiedererkennen würde.
Sie schüttelte den Kopf. »Er bringt ihr jeden Tag das Essen ans Bett.«
»Glauben Sie, die zwei lieben sich?«
»Ich bitte Sie, Detective, wer könnte das von hier aus beurteilen?«
Detective Sheppard verlangte einen lückenlosen Bericht über den Fall Pepin.
Er war gründlich, arrogant und überroutiniert, in anderen Worten: ein Kontrollfreak, und Hastroll gruselte sich vor ihm. Außerdem hatte Sheppard eine seltsam kratzige Stimme, hoch und nasal und unpassend für einen so großen, robusten Mann. Und wenn es um Mord in der Ehe ging, ging Hastroll erst recht nur ungern ins Detail.
»Ward.«
»Sam.«
Hastroll saß Sheppard gegenüber. Neben dem Pfeifenhalter des Detective stand ein Foto seiner Frau Marilyn. Hastroll fragte sich, ob er nach Hannahs Tod wohl auch Fotos von ihr aufstellen würde.
»Wie ist die Lage?«, fragte Sheppard.
Hastroll berichtete von Pepins Affäre mit Georgine Darcy. Er werde sich noch eingehender mit dem Ehebruch befassen; da das Verhältnis jedoch lange vor Alice’ Tod beendet worden sei, komme es als Motiv zunächst nicht infrage. Dann fasste Hastroll den Laborbericht des Forensikers zusammen, der die Rückstände unter Pepins Fingernägeln untersucht hatte. Ausschließlich unter den Nägeln von Ring- und Zeigefinger hatten sich Spuren von Nüssen nachweisen lassen, und die Bissspuren an Ober- und Unterseiten der Finger entsprachen Alice’ Zahnstand, was Pepins Aussage, er habe die Luftwege seiner Frau freiräumen wollen, ebenso bestätigte wie andererseits auch den Verdacht, er habe ihr die Erdnüsse gewaltsam zugeführt. Alice hatte sich den rechten oberen Schneidezahn an Pepins Finger abgebrochen, wobei die beiden hinzugezogenen Zahnärzte unterschiedlicher Ansicht waren, was den Grund betraf: Dr. Wendell Corey führte die Absplitterung auf stumpfe Gewalteinwirkung zurück – von einer Hand beispielsweise, die dem Opfer in den Mund gerammt wurde –, wohingegen seine Kollegin Dr. Iphigenie Castiglioni eine Hebelwirkung zu erkennen meinte, die eingesetzt habe, als der Mann seine Hand heraus zog. Die Salz- und Speichelspuren an Alice Pepins Handflächen untermauerten die Selbstmordthese; außerdem ließen sich ihre Fingerabdrücke auf den Tellerscherben finden, im Gegensatz zu denen ihres Mannes. Hastroll schilderte Sheppard die Aussage von Alice’ Therapeuten Dr. Fred Graham, der zufolge sie seit Langem depressiv war, in der letzten Sitzung vier Wochen vor ihrem Tod jedoch ausgeglichener und fröhlicher gewirkt habe als je zuvor, was der Doktor ihrem enormen Gewichtsverlust und dem damit einhergehenden Gewinn an Selbstvertrauen zuschrieb, wenngleich sie, Hastroll hatte sich den Namen des Medikaments notiert, das neue Rezept auf der Stelle eingelöst hatte. Hastroll berichtete auch, dass er dabei sei, die Bilder der Überwachungskameras auf dem Henry Hudson Parkway, dem West Side Highway und vor dem Naturhistorischen Museum auszuwerten. Er informierte Sheppard darüber, was bei der Überprüfung der Finanzen des Paares herausgekommen war. Die beiden Eheleute hatten zusätzlich zum gemeinsamen Konto geheime Konten bei verschiedenen Banken eröffnet und zwei Postfächer angemietet, an die ihre Kontoauszüge und Kreditkartenabrechnungen weitergeleitet wurden. Keine dieser Transaktionen erschien Hastroll jedoch ungewöhnlich. Alice hatte auf diesem Weg ihre Therapiestunden, den Eigenanteil für medizinische Behandlungen, Diätrezepte, Sportbekleidung, den Mitgliedsbeitrag in einem Sportstudio sowie neue Kleidung bezahlt. Pepin hingegen hatte sein geheimes Konto genutzt, um für die Kosten seiner Affäre aufzukommen – Hotels, Geschenke, das eine oder andere Sexspielzeug. Kurz gesagt, hatten sich die Pepins nicht anders verhalten als die meisten Ehepaare, die den Detectives untergekommen waren: Sie hatten ihre Beziehung mittels erbärmlicher Täuschungsspielchen künstlich verlängert, ein Doppelleben geführt und auf alle Außenstehenden einen relativ glücklichen Eindruck gemacht. Pepin würde aus dem Ableben seiner Frau in finanzieller Hinsicht keinen erwähnenswerten Nutzen ziehen, worauf er als erfolgreicher Spieledesigner auch nicht angewiesen war, deswegen ließ sich Habgier als Motiv ausschließen. Interessanterweise – Hastroll hatte es herausgefunden, weil er sich bei den
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