Mister Peanut
knackte.
»Klingt so, als würden sie sich wirklich Mühe geben«, sagte Hannah.
»Da kannst du Gift drauf nehmen«, erwiderte Hastroll, »flink und heimlich wie die Diebe.«
»Ich kann den Raum hören«, sagte sie. »Klingt wie in einer Höhle da draußen.«
»Man hat das Gefühl, in einem leeren Stadion zu stehen.«
»Muss aussehen wie damals, als wir jung waren.«
»Ja, damals, als wir pleite waren.«
»Als wir nichts hatten«, ergänzte sie.
»Genau, als wir geheiratet haben.«
»Du hattest einen Futon«, sagte Hannah, »und du hast aus abgespülten Joghurtbechern getrunken.«
Hastroll lächelte und legte eine Hand an die Klinke. »Das stimmt.«
»Aber dein Badezimmer war immer so sauber!«
»Komm raus und ergötze dich an dem Anblick. Ist wie eine Reise in die Vergangenheit.«
Das Bett quietschte, und Hastrolls Herz tat einen Hüpfer. Dann nichts als Stille.
»Haben sie das Zweiersofa mitgenommen?«, fragte Hannah schließlich.
»Jawohl.«
»Was ist mit dem Esszimmertisch?«
Hastroll zuckte zusammen, als die Männer mit einem der Tischbeine an den Türrahmen stießen.
»Weg.«
»Sieht die Wohnung jetzt größer aus?«
»Du musst es sehen, um es zu glauben.«
Hastroll bildete sich ein, eine Bewegung gehört zu haben, und eilte wieder an die Schlafzimmertür.
»Nein«, sagte sie. »Ich denke, ich werde bleiben, wo ich bin.«
Hastroll ließ die Stirn ans Türblatt sinken.
Nach einer Minute fragte Hannah: »Ward?«
»Was?«
»Danke.«
»Wofür?«
»Dafür, dass du den ganzen Ballast losgeworden bist.«
»Warum bedankst du dich bei mir?«
»Weil ich jetzt nichts mehr abstauben muss.«
Er drückte jedem der Männer vierzig Kröten in die Hand und ließ sie alles in die Wohnung zurücktragen.
»Etwas Verdächtiges ist passiert«, hatte Schwester Ritter zu Hastroll gesagt, »am Tag von Alice’ Tod.«
Die kleine Ritter ließ sich nicht so schnell unterkriegen, eine echte Straßengöre aus Brooklyn, ähnlich wie Georgine Darcy, und sie war stolz darauf. Ihr Vater, erzählte sie, hatte als Fullback bei den New York Giants gespielt, und obwohl sie ein zierliches Persönchen war, räumte auch sie mit ihrer direkten Art jedes Hindernis aus dem Weg.
»David, ihr Mann«, sagte sie, »tauchte plötzlich hier in der Schule auf, aus heiterem Himmel, verschwitzt und durcheinander. Er war vollkommen aufgelöst. Hat gesagt, er müsse sie unbedingt sprechen, und zwar sofort. Sie fragen sich bestimmt, woher ich das weiß? Tja«, sagte sie, »mein Sprechzimmer liegt direkt neben Alice’ Klassenraum. Jedenfalls hatten die beiden einen Riesenstreit – wie zwei Pitbulls, die sich in irgendeinem Keller in der Bronx an die Kehle gehen.«
»Sie wollen sagen, es sei Gewalt im Spiel gewesen?«
»Nein, das war im übertragenen Sinne gemeint. Aber er hat sie am Arm festgehalten.«
»Konnten Sie hören, worum es ging?«
»Soweit ich es verstanden habe, haben sie wegen einer Reise gestritten.«
»Können Sie sich an den Wortlaut erinnern?«
»So gut wie an den ersten Satz, den mein Mann nach dem ersten Sex in unserer Hochzeitsnacht zu mir gesagt hat.«
»Bitte«, sagte Hastroll.
»Er sagte: ›Scheiße, Thelma, ich dachte, du wärst ’ne Jungfrau!‹«
»Ich meinte die Pepins.«
»Oh«, sagte sie. »Es ging um einen Flug nach Australien, der noch am selben Abend gegangen wäre und für den sie alles zurücklassen sollte. Er sagte, sie bräuchten nicht einmal zu packen, woraufhin sie meinte, das sei doch verrückt. Und noch während sie stritten, kam mir ein Gedanke. Warum besucht ein Mann seine Frau auf der Arbeit und versucht, sie zum Weglaufen zu überreden? Weil er was im Schilde führt , denke ich mir. Weil er vor irgendwas auf der Flucht ist.«
Hastroll putzte nachdenklich seine Brille. »Was ist nach dem Streit passiert?«
»Alice ist nach draußen gestürmt. David ist wieder zu seinem Auto und hat sich reingesetzt, wie um sie zu beschatten. Aber dann hat er einen Anruf auf dem Handy gekriegt und war wieder ganz aufgeregt.«
»Inwiefern?«
»Er war nervös. Fahrig. Wie diese Kioskbesitzer mit Turban auf dem Kopf, wenn man sich zu lange ihre Zeitschriften anguckt.«
»Und dann?«
»Die Kinder sind in den Bus gestiegen, weil Alice einen Ausflug mit ihnen machen wollte. Sie stieg ein, und er fuhr mit seinem Auto hinterher. Und was muss ich am nächsten Tag hören?« – an dieser Stelle wurde ihre Stimme brüchig – »Alice ist tot.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ärger«, sagte sie und
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