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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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Nachbarn der Pepins und im Schulbüro umgehört hatte – war Alice gerade erst von einem Sabbatjahr zurückgekehrt, während dessen sie offenbar eine neunmonatige Weltreise unternommen hatte. Sie war am dreizehnten September vom Flughafen La Guardia nach London geflogen und am dreizehnten Juni des darauffolgenden Jahres über das australische Melbourne nach New York zurückgekehrt. Sie hatte sich mit ihrem Mann versöhnt und zwei weitere Monate mit ihm zusammengelebt. Hin und wieder sei es zu Reibereien gekommen, aber nichts habe die Katastrophe angekündigt.
    Sie hatten es, schloss Hastroll, mit einem jener seltenen, traurigen Fälle zu tun, bei dem es zwischen zwei Eheleuten zu einer spontanen Eskalation körperlicher und seelischer Gewalt gekommen war, nicht weniger rätselhaft und undurchdringlich als ein Wurmloch; die ganze Wahrheit kannte nur der Überlebende. Als Hastroll das sagte, mied er Sheppards Blick.
    Trotzdem blieben zwei quälende Verdachtsmomente bestehen. Erstens der fingierte Einbruch, auf den Hastroll sich keinen Reim machen konnte. Zweitens hatte Pepin in den Wochen vor Alice’ Tod auf seinem Handy immer wieder Anrufe entgegengenommen, die Hastroll zu einem Münztelefon im Time-Warner-Gebäude am Columbus Circle zurückverfolgt hatte. Rand Harper, Pepins Nachbar, hatte das letzte dieser Gespräche, offenbar eine hitzige Diskussion, zufällig mitangehört; am nächsten Tag war Alice Pepin tot.
     
    Manchmal stellte Hastroll fest, dass er sich an die neue Abmachung mit Hannah gewöhnt hatte. Betrachtete man das Ganze aus Männersicht, führten sie eine perfekte Ehe. Morgens wachte er in seinem Bett auf, das neben ihrem stand, normalerweise ein paar Minuten früher als sie, und ging dann in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Seit Hannah ihren freiwilligen Bettarrest angetreten hatte, trank sie ihren Kaffee mit Milch und Zucker. Hastroll beobachtete, wie der Pegel der weißen Kristalle im Zuckerglas so stetig abfiel wie in einer Sanduhr. Er stellte sich die konzentrierte Süße vor, die durch Hannahs Körper zirkulierte. Er brachte ihr den Becher und wartete, bis sie sich aufgesetzt und die Kissen in ihrem Rücken arrangiert hatte, so wie damals, als sie noch nicht im Bett wohnte, und dann lagen sie für eine Weile auf ihren getrennten Matratzen und unterhielten sich. Nach einer nicht festgelegten Zeit, die ganz von Hastrolls jeweiligem Arbeitspensum abhing, entschuldigte er sich, um duschen zu gehen. Und während es vor Hannahs Hausarrest noch darum gegangen war, sich Zeit auf dem Klo oder einen Platz zum Rasieren oder Augenbrauenzupfen vor dem Spiegel zu erkämpfen, hatte Hastroll nun die Dusche ganz für sich allein und konnte das Waschbecken verdreckt hinterlassen, er konnte sich sogar, falls ihm danach war, einen runterholen oder so lange und ausgiebig kacken, wie es ihm gefiel. Bevor er sich auf den Weg zum Revier machte, küsste er Hannah auf die Stirn und stellte ihr das Frühstück, einen Krug Wasser sowie ein Schinken-Käse-Sandwich für später ans Bett. Dann ging er zur Arbeit. Wenn er nach Hause kam, war der Fernseher eingeschaltet, das Sandwich gegessen, der Krug zur Hälfte geleert; der Teller stand auf dem Fußboden, und Hannah lag im Bett.
    Er gewöhnte sich daran. Tatsächlich hatte die Regelung auch ihre guten Seiten. Hannah hätte selbst zugegeben, dass sie seltsame Prinzipien hatte, persönliche Grenzen, um die Hastroll jahrelang unbewusst herumgeschlichen war. Hannah brauchte ihren Schlaf – gute acht Stunden –, sie verteidigte ihn mit aller Macht und reagierte äußerst empfindlich, wenn man ihr diesbezüglich in die Quere kam; blieb sie einmal zu lange auf, geriet ihr Schlafkonto sofort empfindlich ins Minus, wofür sie am nächsten Tag mit großer Gereiztheit bezahlen musste. Nun nutzte Hastroll die Gelegenheit, um sich neue Kinofilme in der Spätvorstellung anzusehen. Hannah bevorzugte Matineevorstellungen am Wochenende, außerdem bestand sie auf gewaltfreien Filmen. Jetzt konnte Hastroll alles ansehen, und zufrieden stellte er fest, dass er inzwischen alle Filme auf seiner privaten Liste abgehakt hatte und einen ganzen Schwung kleiner Independent-Produktionen und restaurierter Klassiker obendrein. Zum ersten Mal im Leben fühlte er sich kulturell auf der Höhe der Zeit. Und falls ihn einmal an der Bar des Albert Hotel, wo er sich nach dem Kinobesuch immer häufiger selbst auf einen Cocktail einlud, zufälligerweise eine junge, attraktive Frau ansprechen sollte (Irene

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