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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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Hände auf die Knie, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein. »Das ist keine Erklärung.«
    Sie zog eine übertriebene Grimasse. »Tut mir leid«, sagte sie.
    Schon sah er seine Faust in ihrem Gesicht landen, riss sich aber zusammen. »Das ist keine Erklärung! «
    Sie schaute weg, verschränkte die Arme und starrte stumm aus dem Fenster.
    »Hast du mich verstanden?«
    Sie rührte sich nicht.
    »Soll das für immer so weitergehen? Wirst du jetzt nicht einmal mehr mit mir reden?«
    Sie schwieg.
    »Du … verdammtes … Miststück!«, sagte er.
    Er packte seine Papiertüte, stampfte aus dem Zimmer und schlug die Tür so kraftvoll hinter sich zu, dass die ganze Wohnung zu vibrieren schien. »Verdammtes Miststück! «, schrie er. »Hast du gehört? Verdammtes, bettlägeriges, kindisches Miststück! « Er knipste alle Lampen an und zog die Jalousien hoch. »Miststück im Dunkeln!« Er ging in die Küche und holte ihre beiden Waterford-Champagnergläser herunter, das Hochzeitsgeschenk von Hannahs Eltern; er wählte das Glas aus, das er für Hannahs hielt, und schleuderte es mit aller Wucht zu Boden, wo es sofort zersprang. »Selbstherrliches Miststück mit wund gelegenem Arsch!« Er ließ den Korken des Dom Pérignon knallen, schenkte sich ein Glas ein und leerte es auf einen Zug. Er schenkte sich ein zweites ein und trank auch das. »Champagner-im-Arsch-Miststück!« Er riss den Brie aus der Verpackung und biss ein großes Stück heraus, samt Rinde und allem, dann legte er fünf Cracker auf den Küchentresen und zertrümmerte sie blitzschnell nacheinander mit der Faust, einen für jeden Monat, und dabei rief er: »Miststück, Miststück, Miststück, Miststück, Miststück!«
    Er kippte den Dom wie Mineralwasser, warf die leere Flasche in die Spüle und begann eine Unterhaltung mit seiner Frau.
    Er sprach zu ihr und gleichzeitig zu sich selbst, es war die Art von Unterhaltung, wie man sie auf langen, einsamen Autofahrten führt, ein lautes, seltsam selbstreferentielles Denken, ein Monolog, eine Vorstellung, die ans Melodramatische grenzte; und was Hastroll sagte, konnten nur sie beide verstehen. Er sprach eine fremde Sprache, die sich ausschließlich auf ihre gemeinsame Vergangenheit bezog und jedem Außenstehenden so unverständlich erscheinen musste wie ein flüchtig mitangehörtes Telefonat – eine dunkle, hässliche Sprache. »Aber du tauchst nicht ab, oh nein, du sagst: ›Es soll sich einfach auflösen!‹ Hast du jemals erlebt, dass es sich einfach auflöst?« Und: »Du sagst, wir müssen dies, und du sagst, wir müssen das, aber wir bedeutet mir , und mir fehlt wir .« Und weiter: » Ich soll meinen Stolz herunterschlucken? Hast du gesagt: schlucken? Sag das noch mal. Oh. Schlucken. Tut mir leid, ich weiß nicht, was das heißt.«
    Weil er einen Drink brauchte, ging er zur Anrichte, schenkte sich ein großes Glas ein und setzte sich in seinen Lieblingssessel, er trank und überlegte sich, dass er morgen einen Riesenkater haben würde, daran würde sich nichts mehr ändern lassen. Er könnte Wasser trinken, Aspirin und Vitamin C einnehmen und Vitamin B noch dazu, sich mit Pizza, Burgern, Hähnchenflügeln und Pommes frites vollstopfen – es würde nichts nützen. Hatte man beim Saufen eine bestimmte Grenze überschritten, dann gab es kein Zurück mehr. Wie bei Mord.
    Er griff zum Telefonhörer und wählte die Nummer, von der aus Pepins Handy angerufen worden war. Völlig verausgabt, lauschte er dem Tuten, bis der Anruf auf einen Pager umgeleitet wurde. Er tippte seine Nummer ein, legte auf und wartete eine halbe Ewigkeit. Er ließ den Kopf in den Nacken sinken und starrte die Decke an, so lange, bis er sich einbildete, die Decke wäre der Fußboden, ein makelloser Fußboden, den niemand je betreten hatte; er stellte sich vor, auf diese Weise durchs Apartment zu gehen, zu Hannah hinunterzuschauen, die an der Zimmerdecke schlief, den Salzstreuer zu schütteln und die Körner auf den Teller unter sich rieseln zu sehen. Dann wurde Hastroll zu seiner großen Überraschung zurückgerufen; er hob noch vor dem zweiten Klingeln ab. »Wer spricht da?«
    »Wer spricht da ?«, fragte der Mann zurück. Seine Stimme klang unnatürlich hoch. Sie klang böse .
    Beide schwiegen.
    »Sie zuerst«, sagte die Stimme.
    »Hier spricht Detective Hastroll.«
    »Nie gehört.«
    »Jetzt Sie.«
    »Ich gebe meinen Namen nicht an Unbekannte weiter.«
    Hastroll hörte in der Ferne ein Nebelhorn, eine jaulende Sirene, fernes Donnergrollen – alles

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