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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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Name, dann wie ein Herzschlag, den er schließlich, wie das bei einem Herzschlag so ist, gar nicht mehr hörte. Selbstauslöschung, ein magisches Verschwinden vor Publikum. Sie hatte es geschafft, ihre gemeinsame Vergangenheit hinfortzuzaubern.
     
    Völlig überraschend erhielt Hastroll einen Anruf von Georgine Darcy.
    »Ich würde Sie gern unter vier Augen sprechen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Wir treffen uns in der Bar des Albert Hotel.«
    Sie hockten in einer der Sitzecken, wo es dunkel und abgeschieden war und wo man sich sicher fühlte. Darcy bestellte einen Martini, kippte ihn herunter, bestellte einen zweiten. Während sie auf ihren Drink wartete, zündete sie sich mit zittrigen Händen eine Zigarette an – »Verhaften Sie mich doch«, sagte sie –, deren Asche sie abklopfte wie eine Frucht von einem Baum.
    »Ich suche mir immer die unmöglichsten Männer aus«, sagte sie. »Wenn ich es mit Humor nehmen könnte, würde ich sagen, ich hätte ein besonderes Talent dafür. Es ist, als würde ich Signale auf einer Frequenz aussenden, die eine ganz bestimmte Sorte von Typen anzieht. Ich kann nichts dagegen tun, egal, wie oft ich mir vornehme, mein Schema zu ändern und mir einen anderen Typ Mann zu suchen. Die Männer, die mich lieben, finde ich abstoßend. Und die Männer, ohne die ich nicht leben will, erwidern meine Liebe nicht.«
    Hastroll wartete.
    Schließlich sagte sie: »Können Sie mir das erklären, Detective? Bei Ihrer Arbeit haben Sie doch bestimmt eine Menge Menschen getroffen und einiges gelernt.«
    Hastroll betrachtete seine Hände, die gefaltet auf der Tischplatte lagen, und musste sich eingestehen, dass er in diesem Zusammenhang ein denkbar ungeeigneter Ratgeber war. »Das Herz«, sagte er, »ist halb kriminell. Es kommt darauf an, wachsam zu bleiben. Die Augen offen zu halten und zu warten, bis sich die eigene kriminelle Seite aus der Deckung wagt.«
    Darcy zündete sich eine weitere Zigarette an. »Und dann?«
    Hastroll zuckte mit den Achseln. »Dann stellt man sich.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Haben Sie mir irgendwas zu sagen, Miss Darcy?«
    »Ich wollte Ihnen das hier geben«, sagte sie und schob einen mehrere Zentimeter dicken Briefumschlag über den Tisch. »Ich dachte, vielleicht sollten Sie sich das einmal ansehen.«
    Hastroll öffnete den Umschlag mit seinem Klappmesser und zog einen Papierstapel heraus.
    »Das ist Davids Roman. Er hat ihn mir zu lesen gegeben, bevor er mit mir Schluss gemacht hat. Ich muss wohl nicht dazusagen, dass die Lektüre danach nicht mehr ganz oben auf meiner Prioritätenliste stand. Aber letzte Woche hat er mich angerufen und das Manuskript zurückverlangt, und da bin ich neugierig geworden«, erklärte sie. »Schon die ersten Zeilen haben mich stutzig gemacht.«
     
    Als David Pepin zum ersten Mal von der Ermordung seiner Frau träumte, trat er nicht selbst als Täter auf. Er träumte von höherer Gewalt im richtigen Augenblick.
     
    Schließlich spitzte sich die Lage zwischen Hastroll und Hannah zu.
    Normalerweise ging er von der Arbeit direkt nach Hause, aber nun war Freitagabend, er hatte eine anstrengende Woche hinter sich und große Lust, etwas zu unternehmen. Da er alle Filme gesehen hatte, kam Kino nicht infrage. Er spielte mit dem Gedanken, ein Konzert zu besuchen, wobei ihm die Vorstellung mehr zusagte als das Erlebnis an sich. Ein Abendessen mit Freunden hätte er sich nett vorgestellt, aber er und Hannah hatten keine Freunde – und wie hätte er, wenn sie welche gehabt hätten, die Abwesenheit seiner Frau erklären sollen? Frustriert machte er sich auf den Weg zum Albert Hotel, um sich dort zu den anderen alleinstehenden Männern zu setzen – die Bar war voll davon. Kurz fragte er sich, ob die Frauen der anderen ebenfalls im Bett lagen.
    Hastroll trank vier Cocktails und machte sich dann auf den Heimweg.
    Hannah hatte sich im Mai hingelegt, inzwischen war es September geworden, und Hastroll fiel auf, dass die Lichter der Stadt nach dem Wetterumschwung im Herbst heller leuchteten als zu jeder anderen Jahreszeit, dass an kühlen, klaren Abenden alles eine größere Tiefenschärfe bekam. Wozu in Gottes Namen sollten sie noch länger so weiterleben?
    Er forschte in seinem Herzen und in seinem Hirn nach dem Grund für Hannahs selbst auferlegten Arrest, wie immer ergebnislos. Dann kam ihm plötzlich ein Einfall: Er wusste, wie er sie dazu bewegen könnte, das Bett zu verlassen. Das Einzige, was er noch nicht versucht hatte,

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