Mister Peanut
war, sie einfach zu bitten.
Er hatte sie schon viele Male angefleht, aber er hatte sie niemals ausdrücklich gebeten aufzustehen. Dieses Mal, versprach er sich, würde es anders sein. Er würde einen wunderbaren Trick anwenden, auf den er zufällig während eines Streits mit Hannah gekommen war, ein einzigartiger Umschwung, wie ihn vermutlich nur Paare erlebten, die lange genug zusammen waren, um einander in- und auswendig zu kennen. Eines Abends, sie waren schon seit mehreren Jahren verheiratet, konnte er die Eskalation eines Streits abwenden, indem er sagte: »Stopp. Aufhören. Hannah, ich liebe dich. Lass uns einfach aus dem Ring steigen.« Und wundersamerweise wurden sie tatsächlich ruhig und umarmten einander. Und machten weiter, als sei der Streit nichts weiter als ein kleines Schlagloch auf der Straße des ansonsten friedlichen Abends gewesen. Alles war vergeben und vergessen. Game over. Neustart.
Liebe.
Er war aufgekratzt – und, zugegeben, ein bisschen betrunken – und ehrlich davon überzeugt, Hannah würde einfach aus dem Bett steigen, wenn er das Schlafzimmer nur mit ausreichendem Elan und Schwung betrat und rief: »Hannah, los, komm schon, auf, auf! Ich habe Champagner und Käse und Cracker mitgebracht. Wir essen einen Happen, und dann kannst du dich in aller Ruhe fertigmachen, bevor wir ausgehen!« Sie würde auf seinen Enthusiasmus reagieren wie eine Aphasikerin, nicht seine Worte, sondern sein fröhliches Gesicht würden den gewünschten Effekt erzielen. Sie würde aus dem Bett gesprungen sein, noch bevor sie begriff, was passiert war. Er würde sie mit seiner guten Laune regelrecht überrollen. Hastroll war von seinem Plan dermaßen überzeugt, dass er losging, um einen Haufen Geld in eine Flasche Dom Pérignon, einen ganzen Brie (Hannahs Lieblingskäse) und eine Packung Kräcker zu investieren. Er würde sie, um es mit den Worten der Gettojungs zu sagen, die er manchmal verhaftete, hammermäßig überraschen.
Als er nach Hause kam, lag die Wohnung im Dunkeln.
Das irritierte ihn ein wenig, trotzdem schritt er unverzagt durchs Wohnzimmer, schob sich blind wie Helen Keller an den Möbeln vorbei, tastete nach der Schlafzimmertür und öffnete sie. Drinnen konnte er die Gestalt seiner Frau ausmachen; sie wurde vom durch die Jalousie einfallenden Licht in Streifen geschnitten und saß mit verschränkten Armen im Bett.
»Hannah, komm schon«, sagte er, »los, hopp, hopp!«, aber als er den Lichtschalter betätigte, passierte – nichts. Die Glühbirne blieb dunkel.
»Es funktioniert nicht«, sagte sie.
Es fühlte sich an, als hätte sie ihm in den Magen geboxt.
»Der Fernseher ist auch tot.« Sie drückte ein paarmal auf die Fernbedienung, wie um es ihm zu demonstrieren. »Ich dachte, der Strom wäre ausgefallen, aber ich kann den Fernseher in der Wohnung über uns hören.«
Die Papiertüte in seiner Hand schien hundert Kilo zu wiegen. Er stellte sie ab.
»Ich habe sogar die Batterien in der Fernbedienung ausgewechselt.« Hannah zog die Schublade ihres Nachttisches auf, in der ein Haufen Duracells lag. »Wahrscheinlich habe ich ihn zu lange laufen lassen.«
Hastroll ließ sich auf sein Bett sinken.
»Ich habe ihn so lange laufen lassen, bis er kaputtgegangen ist«, sagte sie traurig.
Hastroll stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Was ist in der Tüte?«, fragte sie.
»Champagner«, antwortete er. »Brie.« Er musste hineinsehen, um sich zu erinnern. »Cracker.«
»Oh«, sagte sie.
»Möchtest du?«
Sie blinzelte in den dunklen Raum, bevor sie sich wieder in die Kissen sinken ließ. »Nein«, sagte sie. »Nein, lieber nicht.«
»Ich dachte …«, fing er an. Aber dann unterbrach er sich und kratzte sich am Kopf, der sich so schwer anfühlte, dass Hastroll das Kinn auf die Brust sinken ließ. »Ich dachte«, sagte er zu seinen Knien, »wenn ich hier begeistert mit Champagner und Knabbereien reinkomme, stehst du vielleicht auf und gehst mit mir aus.«
»Aus?«, lachte sie. »In welchem Sinne?«
»Nach draußen«, sagte er, »im Sinne von: nach draußen in die Welt. Aber eigentlich würde mir das Wohnzimmer schon reichen.«
»Oh«, sagte sie, und er konnte sehen, wie ihr geisterhafter Umriss die Bettdecke glatt strich. »Nein danke.«
»Warum nicht?«, fragte er und hob den Kopf.
Sie zog die Schultern an, verharrte, ließ sie wieder sinken.
»Das ist keine Erklärung«, sagte er.
Sie wiederholte die Geste, wie ein ratloses Kind.
Hastroll stand auf, beugte sich vor und stützte die
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