Mister Peanut
mit Tropenholz, Teak und Rattanmöbeln eingerichtet – überblickte die Delfinlagune und den Pazifik. Das übergroße Bett unter dem Baldachin wurde von einer Gänsedaunendecke in einem Bezug aus ägyptischer Baumwolle bedeckt, so weich, dass David sich sofort nach Schlaf sehnte. Neugierig schob er die hölzerne Lamellentür zur Veranda auf und trat hinaus. Unter ihm bogen sich die Palmen im Passatwind, das Rasseln der Blätter mischte sich mit den Pfiffen der Delfine und dem lauten, wasserbombenähnlichen Klatschen, mit dem sie nach einem Sprung im Wasser landeten. Es folgte der Applaus der allgegenwärtigen Zuschauermenge. David lauschte den zischenden Windböen. Er schloss die Augen und öffnete sie wieder. An der Wasseroberfläche, draußen im Meer, trieben Schnorchler paarweise und mit reglosem Körper, so als wären sie vom Himmel geschossen worden und ins Wasser gefallen. Das grün-blau marmorierte Korallenriff darunter war von der Veranda aus gut zu erkennen. Viele Hundert Meter weiter draußen standen Angler auf einer flachen Sandbank, hinter der sich die Brecher erhoben, ohne sie jemals zu erreichen. Genau im Osten lag der Diamond Head, der so majestätisch und unbeweglich aufragte wie ein antikes Schiff. Und alles war durchdrungen von dem vagen, erhebenden Gefühl, auf einer Insel mitten im Pazifik zu sein. Hier war es so schön, dass David für einen Moment alles andere vergaß.
»Alice?«, sagte er, als er wieder hineinging.
Sie hatte die Urne auf einer kleinen Kommode neben einem atemberaubend schönen Strauß weißer Rosen abgestellt. Im Bad lief das Wasser.
Er klopfte an; als sie nicht antwortete, schnürte sich ihm die Kehle zu, und vorsichtig öffnete er die Tür. Alice lag in der riesigen Sprudelwanne, alle Düsen arbeiteten mit voller Kraft; die Wimperntusche lief ihr übers Gesicht. Lag es am Badewasser, oder hatte sie geweint? Je länger sie hier waren, desto schwerer fiel es ihm, mit ihr zu sprechen.
»Es war sehr nett von dir, mir Blumen zu schicken.« Sie schaute zu ihm auf und brachte ein kleines Lächeln zustande.
Wieder stand David da und wartete. Er wusste selbst nicht, worauf.
»Das ist das schönste Badezimmer, das ich je gesehen habe«, sagte sie.
Er sah sich um. Der Raum war mit grauem Marmor und Teakholz vertäfelt, und zu beiden Seiten stand ein Waschtisch mit Schrank, an dem ein luxuriöser Bademantel ordentlich an einem hölzernen Kleiderbügel hing. Es gab eine breite Dusche mit Glaswänden, deren Duschkopf die Größe einer Frisbeescheibe hatte. Die zwischen Dusche und Wanne eingelassene Toilette war durch eine Tür vom restlichen Badezimmer abgetrennt und verfügte über ein eigenes Telefon. »Ja, wirklich«, sagte David.
»Wenn wir so ein Badezimmer hätten, würde ich denken, wir hätten es tatsächlich zu was gebracht.« Sie schaute sich um, als sähe sie den Raum zum ersten Mal.
»Vielleicht ist es eines Tages so weit.«
Alice schwieg.
»Man kann nie wissen«, sagte er.
»Nein«, sagte sie, »das kann man nicht.«
Es gab nichts mehr zu sagen, deswegen ließ er sie allein und ging ins Schlafzimmer, um Harold anzurufen. »Ich kann nicht mit ihr reden«, sagte er. »Wir können nicht miteinander reden. Es ist wie in einem schwarzen Loch.«
»Das ist nicht schlimm, David. Das ist jetzt in diesem Moment völlig in Ordnung.«
»Nein, es ist furchtbar!«
»Es wird vorübergehen.« Wie immer klang Harolds Stimme vollkommen ruhig.
Weil er sich nach einem Drink sehnte, öffnete David die Minibar. »Danke für die Blumen«, sagte er und warf einen Blick auf das Kärtchen. Darauf stand: In Liebe.
»Sie haben sie geschickt«, sagte Harold, »nicht ich.«
Es stimmte tatsächlich. Als sie in die Lobby gekommen waren, wurde gerade eine Braut fotografiert, die einen riesigen Blumenstrauß im Arm hielt, und David hatte gedacht: Wenn ich könnte, würde ich ihr ein ganzes Zimmer voller Blumen bestellen. »Wollen Sie damit sagen, Sie können meine Gedanken lesen?«
»Ich bin ein guter Zuhörer.«
»Was hören Sie jetzt?«
»Warum sagen Sie es mir nicht?«
In Gedanken sah David seine Frau, die auf der Flugzeugtoilette saß und ihr Kind im Arm hielt. Er konnte den Anblick nicht vergessen, wie sehr er sich auch bemühte. Und da war noch etwas.
»Ich muss etwas beichten.«
»Was?«
»Ein Verbrechen. Aber es ist nichts, was ich getan hätte, deswegen weiß ich nicht, wie ich es ausdrücken soll.«
»Sie werden Worte dafür finden, wenn die Zeit reif ist.«
Das Gefühl,
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