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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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David. Ich versichere Ihnen, dass Sie nichts hätten tun können.«
    David legte seine freie Hand auf die von Harold und ließ die Stirn darauf sinken. Nun sah der Händestapel wie eine von Tränen benetzte Skulptur aus. »Warum habe ich ihr kein besserer Mann sein können?«
    »Sie werden es, in Zukunft.«
    »Warum habe ich nicht etwas anderes gedacht?«
    »Das haben Sie bereits.«
    David schluchzte. Er wollte nichts lieber tun, als seine Frau zu sehen, sie im Arm zu halten.
    »Helfen Sie ihr, ganz sanft runterzukommen«, sagte Harold. »Helfen Sie ihr dabei.«
     
    Dr. Ahmed verordnete Alice blutverdünnende Medikamente und entschied, sie zur Beobachtung über Nacht im Krankenhaus zu behalten. Am nächsten Morgen kamen sie und David überein, den gemeinsamen Sohn einäschern zu lassen.
    Die Asche des Kindes wurde ihnen in einem weißen, rechteckigen Plastikbehälter von der Größe einer kleinen Thermoskanne überreicht, zusammen mit einer auf den Namen David Pepin ausgestellten Todesurkunde. Geburts- und Todestag hatten dasselbe Datum. Scheinbar wogen die Überreste mehr als das Kind selbst, was David äußerst mysteriös fand.
    Alice nahm die Urne ohne erkennbare Regung entgegen, überhaupt hatte sie sich immer tiefer in sich selbst zurückgezogen. Gleichzeitig spürte David die Wut, die in ihr zu brodeln schien. Seltsamerweise war er davon jedoch nicht wirklich beunruhigt, und er wusste, dass er das allein der Unterhaltung mit Harold zu verdanken hatte.
    So wie zuvor die Schwangerschaft schien nun der Tod des Kindes einen Keil zwischen ihn und Alice zu treiben. Aber daran ließ sich nichts mehr ändern. Irgendwie hatte er sich damit abgefunden. Was dann tatsächlich passierte, sollte ihn jedoch überraschen.
    Während Alice im Krankenhaus lag, führte er mehrere Telefonate mit Harold, und der Trost, den er daraus schöpfte, war unermesslich. Natürlich galt seine Sorge in erster Linie Alice und wie er ihr auf den Boden der Tatsachen zurückhelfen konnte. Als der Arzt zu verstehen gab, sie würde noch am selben Nachmittag entlassen, rief David sofort bei Harold an, weil er nicht weiterwusste. Harolds Ratschlag, obschon recht kryptisch, erwies sich im Zuge seiner Durchführung als von größerem praktischen Nutzen, als David im ersten Moment gedacht hätte. »Seien Sie flexibel, ohne zu nachgiebig zu sein. Hören Sie genau hin, um Gelegenheiten zu erkennen, bei denen Sie sich verantwortlich zeigen und sie beruhigen können. Je genauer Sie zuhören, bevor Sie etwas unternehmen, desto sanfter wird sie landen.«
    Als Dr. Ahmed einige Stunden später endgültig bestätigte, dass Alice sofort entlassen werden könne, ging David zu ihr und fragte, was sie nun tun wolle. Die Frage verärgerte sie.
    »Wie meinst du das?«, fragte sie.
    »Möchtest du nach Hause«, fragte er, »oder möchtest du hierbleiben?«
    »Hier?«
    »Ja.«
    »Du fragst mich, ob ich Urlaub machen möchte?«
    »Nein«, sagte David, »ich meine, wir könnten einfach hier sein. Wir beide. Ich weiß nicht, wie ich es nennen soll. Aber ich bin noch nicht bereit für den Rückflug. Ich habe Mr. Sobel im Trinity angerufen und ihm gesagt, dass es einen medizinischen Notfall gegeben hat und wir noch nicht wissen, wann wir wieder nach Hause kommen.«
    Darüber ärgerte Alice sich sichtlich. »Hast du ihm gesagt, was passiert ist?«
    »Natürlich nicht.«
    Sie verschränkte die Arme und starrte aus dem Fenster. Im hellen Vormittagslicht war besonders deutlich zu sehen, wie viel sie während der Schwangerschaft an Gewicht zugelegt hatte. Ihre Arme wirkten runder, unter dem Bademantel zeichnete sich ein leichter Bauchansatz ab. David drehte sich um, um zu sehen, wohin sie starrte. Unten auf dem Parkplatz wiegten sich die Palmen im Wind. In der Ferne kroch Nebel über die vulkanischen Berge.
    »Was sollen wir hier?«, fragte sie schließlich.
    »Warum überlässt du das nicht mir.«
    Als sie nichts sagte, fasste er ihr Schweigen als Zustimmung auf.
    Sofort informierte er Harold, der einen Wagen schickte. Als Alice das Auto sah, fragte sie: »Wozu das alles?«
    David schreckte zurück, oder vielleicht folgte er auch nur seinem Bauchgefühl – er wusste es selbst nicht. Er war jedoch überzeugt, Alice dürfe nicht erfahren, dass man ihnen half. »Ich dachte, so ist es am einfachsten«, sagte er, obwohl er keine Vorstellung von seinem nächsten Schritt hatte. Das Hotel sollte ihr Zuhause sein, bis ihm ein Plan einfiel.
    Im Auto nahm Alice die Urne auf den Schoß

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